Chapter 46: Irrgeleitet

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Jimin hatte schon immer gewusst, dass Talent in seiner Familie lag. Es war egal, um was es sich handelte, sie alle hatten eine Begabung für etwas. Sie alle hatten auch die unterschiedlichsten Interessen, aber eines war immer klar gewesen.

Harte Arbeit gehörte dazu großartig zu sein. Und Jimin hatte sich schon immer größte Mühe gegeben, um fantastisch in dem zu sein, was er tat. Und das war er auch. Seine natürliche Begeisterung für die Kampfkunst und Magie und seine Beharrlichkeit hatten ihn weit gebracht.

Schon damals in seinem Heimatdorf hatte er es genossen gelobt zu werden. Schon im jungen Alter fiel er auf, wenn es um seine Kampfkünste ging. Es verging kein Tag, an dem er nicht das Bokken schwang, sei es um gegen die Nachbarsjungen in einem imaginären Krieg zu kämpfen, oder allein im Wald gegen Bäume zu hauen.

Die Aufmerksamkeit, welche die Erwachsenen ihm gaben, wenn er etwas ausgezeichnet verrichtet hatte, war wie eine Droge. Er hatte immer gewusst, dass er für Großes bestimmt war und seinem Namen alle Ehre machen würde. Niemand hatte es jemals von ihm verlangt, dieser Ehrgeiz war bei ihm ganz natürlich. Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit ausgezeichnet zu sein.

Und am Institut Solis konnte er seinem Lernhunger und Ehrgeiz voll und ganz nachgehen. Seine Jahre als Schüler waren gut, aber je älter er wurde, desto mehr bemerkte er, wie durchschnittlich er letztendlich war. Hier am Institut Solis befanden sich Studenten, welche weitaus begabter als er waren. Aber keiner arbeitete härter an sich als er. Niemand.

Ob es daran lag, wie er morgens sein honigblondes Haar absolut perfekt zurecht steckte und den Haarschmuck an genau den richtigen Wirbeln seiner Frisur befestigte, wie er seine Augenbrauen stutzte, oder aber darin geübt war allen bloß den höchsten Respekt zu erweisen, wenn er mit ihnen interagierte, er strahlte immer eine Ausgeglichenheit und absolute Ruhe aus, welche seine Kommilitonen an ihm bewunderten.

Und um ehrlich zu sein wünschten sich viele so zu sein wie er. Sie beneideten ihn um seine Eleganz, sein Charisma, sein Aussehen und seine Beharrlichkeit was das Studieren anging. Er war der perfekte Vorzeigestudent.

Doch Jimin sah sich durch seine eigenen Augen. Augen, in denen er unzureichend war und seine Leistungen mangelhaft. Für sich selbst war er eine Enttäuschung. Es gab immer Luft nach oben. Und er wollte hervorstechen. Er wollte wieder für seine Leistungen gelobt werden, wie zuvor. Nur zu bestehen war eine Beleidigung.

Durchschnittlichkeit war nicht das, was er im Sinn gehabt hatte, als er ans Institut Solis gekommen war. Und als Sanura am Institut angenommen wurde, kam es für ihn absolut nicht mehr in Frage akademisch unbemerkt zu bleiben. Er war ein Vorbild für sie und wollte, dass sie stolz auf das war, wozu er fähig war. Also würde er zu dem Magier werden, der er immer sein wollte. Koste es was es wolle.

Eigentlich fing alles an, als Jimin noch in seiner Lehre war und zum ersten Mal Ptahs Buch besucht hatte. Durch Kommilitonen hatte er erfahren, dass Magier Jung seiner inneren Sonne, gegen eine bestimmte Summe, etwas nachhelfen konnte.

Und dies war ein Angebot, welches Jimin nicht ausschlagen konnte. Er war sich sicher, dass sich sein Schicksal geändert hätte, wenn er niemals Ptahs Buch betreten hätte. Aber es war alles so wundervoll gewesen. Er schien wieder ganz vorne mitzuwirken und unter den Magiern aufzufallen. Er wurde von allen bewundert. Seine Neue Kraft wirkte Wunder.

Und Ptahs Buch hatte er völlig vergessen, aufgrund von Magier Jungs raffiniertem Vergessenszauber. Es hätte alles so gut sein können.

Nun hatte Meister Jung den frisch gebackenen Krieger allerdings unterschätzt, da dieser absolut jede freie Minute der Übung von Zaubersprüchen und des Kampftrainings widmete. Und eines Tages entdeckte er einen Zauber, welcher Vergessenszauber löste. Aus purer Neugierde wandte der Krieger diesen an. Was war schon dabei?

Book Of Ptah [BTS EGYPTIAN MYTH AU] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt