Vor sich hin grübelnd starrt sie aus dem dreckigen Fenster, wagt es nicht, sich mit irgendjemanden in diesem Zug zu unterhalten, auch wenn sie weiß, dass sie die Stille gleich durchbrechen wird.
Es hat sich eine beklemmende Unruhe auf jeden einzelnen gelegt. Jeder im Abteil schweigt. Allein das Rollen der Räder und das leichte Rattern des Zuges ist zu hören, während das Gefühl von Angst und Verzweiflung in der Luft liegt. Gepaart mit dem Wissen, dass nun alles anders ist. Flüchtig schielt sie zu Draco, der seinen Blick genauso wie sie starr aus dem Fenster hält. Die grauen Augen von einer Maske umgeben, die mit jeder Sekunde weiter bröckelt. Grübelnd wendet sie den Blick ab und schaut Jasmin und Megan am Nebentisch an, die ihre Augen aus dem Fenster gerichtet halten, wie jeder andere.
Eingehend betrachtet sie Jasmin. Sucht ihren Blick, ihre hellbraunen, sonst optimistischen Augen, die heute nicht mehr so optimistisch wirken, sondern von einem Schleier der Panik überzogen sind.
Jasmin ist eine Muggelgeborene. Dieser Gedanke streift Toula seit dem Tod Dumbledores vor zwei Tagen stündlich durch den Kopf. "Jasmin.", murmelt Toula ernst und hievt sich aus ihrem Sitz. Mehrere Blicke kommen auf ihr zum Liegen, als sie ihren Mund öffnet. Jeder scheint auf ihre nächsten Worte zu warten, die sie an ihre gute Freundin richtet. Unsicher schaut sie um sich herum, wirft den offensichtlichen Gaffern einen vernichtenden Blick zu und schaut schlussendlich in Jasmins Gesicht. "Komm nicht zurück nach Hogwarts.", meint sie leise, aber dennoch eindringlich. "Ihr solltet verschwinden. Du und deine Eltern, weg aus Großbritannien, bis es vorbei ist.", redet Toula leise weiter, schielt flüchtig zu Megan, welche zustimmend nickt.
"Ich kann euch nicht einfach allein lassen.", wispert Jasmin traurig. "Du musst.", wirft Megan ernst ein. "Toula und ich haben uns beide, richtig?", hoffnungsvoll schaut Megan zu Toula, welche schwer schluckt und flüchtig den Blick abwendet. "Wir haben uns.", lügt Toula, wissend, dass sie mit Sicherheit nicht das gesamte Jahr über auf Hogwarts ist.
Wenn sie überhaupt zurück kehrt.
Während Toula und Megan sich intensiv in die Augen sehen, läuft über Jasmins Gesicht eine Träne. "Es wird alles gut. Ich versprechs euch.", wirft Toula ein und schaut wieder hinaus. Der Zug ist mittlerweile langsamer geworden und fährt im gleichen Moment in den Bahnhof ein. Nie kam ihr eine Rückreise ins Zentrum Londons schlimmer vor, als heute.
Verfrüht, allein und mit einem gewagten Plan für die Ferien steht sie im Zug. Sie schielt zu Draco, der sogleich aufsteht und sich stumm seine Tasche schnappt. Er greift Toula an der Hand und zieht sie unverzüglich mit nach vorne. Er reißt die Türe des Hogwarts Express förmlich auf.
"Wir sehen uns nächstes Schuljahr, Draco.", zögerlich nickt er. "Vielleicht...", stimmt er zu und schielt nervös um sich herum. In der Ferne erkennt Toula Narzissa und Lucius stehen, die mit schnellen Schritten auf sie zukommen. "Sag du willst Hin! Lass mich nicht allein dort.", bittet sie, ignoriert ein weiteres Mal die Tatsache, dass sie vielleicht gar nicht hingehen wird und ignoriert auch das Gefühl der Enge in ihrer Brust, welche sich mit jeder Lüge ausbreitet. "Du lässt mich gerade allein.", entgegnet er scharf. "Ich lasse dich nicht allein! Ich fahre zu meinen Großeltern... ich wohne nicht bei euch!", wirft sie ein und starrt durch die Menschenmenge am Gleis 9 ¾. "Du lässt mich allein.", wiederholt Draco. "Und wäre die Situation anders, würde ich es nicht tun.", erwidert sie scharf. "Jetzt komm her und umarm mich endlich.", sagt sie, öffnet ihre Arme und schaut ihm mit einem Hundeblick in den Augen an.
Nur zögerlich kommt er ihrer Forderung nach, doch drückt sie fest an sich. "Vergiss niemals, wer du wirklich bist, Draco.", flüstert sie an sein Ohr und im nächsten Moment stehen Lucius und Narzissa bei ihnen. "Toula.", murmelt Lucius leise und schaut sie mit einem gequälten Lächeln an. "Du siehst schrecklich aus, Lucius.", sagt sie leise, löst sich von Draco und umarmt ihn stumm. Ohne Widerworte lässt er die Umarmung über sich ergehen, streicht mit seiner Hand eher gefühlslos über ihren Rücken und drückt sie leicht von sich, nur um sie Narzissa in die Arme zu schieben. Seufzend schlingt Toula ihre Arme auch um sie, drückt sie fest an sich, als wäre es das Letzte mal, dass sie die beiden sieht.
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Das Versteckspiel der Todesser (Severus Snape FF)
FanfictionDie Rettung der Welt lag nie in Harry Potters Händen, sondern einzig allein in ihren, während sie von ihrem dunklen Tränkeprofessor begleitet wird, der sich immer tiefer in ihren grünen Augen verliert, obwohl sie ihm schon längst ihr Herz geschenkt...