In sich gekehrt sitzt sie in der Dunkelheit. Eine Dunkelheit, die seit ihrer Rückkehr aus dem verbotenen Wald auf ihr liegt und sie nicht zu brechen weiß. Snape ist distanzierter denn je und manchmal glaubt sie, dass ihm diese Distanz überhaupt keine Probleme bereitet, doch dann marschiert er in den Morgenstunden an ihr vorbei und sie riecht den Alkohol, den er getrunken hat. Auch lässt er sich seit dem Fertigstellen des Zaubertrankes nicht blicken.
Sie hat schnell bemerkt, dass sie mit seiner zurückgekehrten Härte und Kontrolle genauso wenig umgehen kann, wie mit seinem vorigen Hin und Her. Immer wieder trifft sein scharfer Blick den ihren und bissige Kommentare verlassen seine weichen, roten Lippen, die es ihr einerseits schwer machen ihn zu vermissen, doch andererseits so schwer auf ihr liegen, dass sie sich im Bett verkriechen und von dem wahren Snape träumen möchte.
Momentan fühlt sie sich jedoch Fehl am Platz. Sie hat einfach keine Kraft mehr und fühlt sich, als saugt ihr gesamtes Schicksal sie leer. Sie braucht ihr Licht in der Dunkelheit zurück, welches ihr Kraft spendet, doch sie hat nur ihre wenigen Freunde, für welche sie wahnsinnig dankbar ist, die allerdings nicht die Wirkung erzielen, wie es Snape mit einem warmen Blick tut. Sie zieht ihren Zauberstab aus ihrer Tasche hervor, der sie unsanft in die Seite piekst und dreht ihn zwischen ihren Händen herum.
Schon lange hat sie ihn nicht mehr betrachtet, dabei kommt es ihr vor, als hätte sie den Zauberstab erst gestern bekommen. Phönixfeder und Weißdornholz finden sich in seinem Kern wieder. Mit seinen achtdreiviertel Zoll ist er dünn und geschmeidig.
Ihre Finger fahren zaghaft über die Rillen des Griffes. Ihr Zauberstab ist wahnsinnig schlicht gehalten, aber dennoch verziert. Lucius hat vor einigen Jahren einen Granat zum Stab hinzugefügt. In einem hellen rot prangt er unter dem Griff. Nicht zu offensichtlich, aber auch nicht zu übersehen. Ein Ansatz eines Lächelns schleicht sich auf ihre Lippen. "Der Granat soll dich vor Unheil beschützen.", hat er damals zu ihr gesagt, als er mit seiner hochgewachsenen Gestalt schmunzelnd zu ihr hinunter gesehen hat.
Der Granat lindert Schmerzen und stärkt Willenskraft und Selbstvertrauen des Halters, doch genau in diesem Moment kommt ihr das lächerlich vor. Sie hat das Selbstvertrauen, auch die Willenskraft, doch in den anderen Kategorien lebt der Granat seine Wirkung nicht aus.
Ein leises Quietschen lässt sie innehalten. Als die Türe sich öffnet, schaut sie verwundert auf und blickt in die grünblauen Augen eines verhassten Schülersprechers. Zumindest für sie ist er das, doch die meisten bewundern und vergöttern ihn. "Wie kommst du hier hinein?", fragt sie kühl und umklammert ihren Zauberstab fest. "Ich bin einfach hineingegangen.", summt er süffisant und bleibt einige Meter vor ihr stehen.
Sein dunkelbraunes Haar fällt ihm leicht in die Stirn, doch es sieht gewollt aus. Jede einzelne Strähne auf seinem dämlichen Kopf sitzt präzise an der Stelle, an die er sie haben will. "Was willst du?", hakt sie nach und steht auf, den Zauberstab kräftig umfasst, auf dem seine Augen flüchtig huschen. "Was willst du mit dem machen?", ignoriert er ihre Frage.
"Ich habe zuerst gefragt."
"Und ich nehme eine wichtigere Stellung ein. Du hast mich nichts zu fragen.", antwortet er kalt und tritt drohend näher. Verunsichert schaut sie ihn an. Seine Arroganz ist widerlich, doch mit ihm ist nicht zu spaßen. Sie kennt die Geschichten, die sich herumsprechen und sie weiß, wie er ist, wenn er wütend wird. Genervt runzelt sie ihre Stirn. "Wir wissen beide, dass ich in dieser Welt bedeutungsvoller bin als du.", erwidert sie dennoch scharf und mustert sein junges Gesicht. Falls jemals etwas gütiges, warmes in seinem Gesicht stand, dann ist es ihm gänzlich ausgetrieben worden, aber sie will sich deswegen nicht kleiner machen, als sie ist. Nicht mehr und nie wieder in ihrer Zeit auf Hogwarts. "Ist das so?", hakt er herablassend nach. Süffisant grinst er und präsentiert ihr seine weißen Zähne.
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Das Versteckspiel der Todesser (Severus Snape FF)
FanficDie Rettung der Welt lag nie in Harry Potters Händen, sondern einzig allein in ihren, während sie von ihrem dunklen Tränkeprofessor begleitet wird, der sich immer tiefer in ihren grünen Augen verliert, obwohl sie ihm schon längst ihr Herz geschenkt...