3 unter Freunden und Feinden

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"Sniefelus Snape! Sniefelus Snape!", hört Toula eine Gruppe von Männern Gröhlen, sodass sie sich umdreht. Was sie in dem Moment sieht, zerstört die Vorstellung ihres Vaters gänzlich.

Nie hat sie erwartet, dass er ein solcher Zauberer wäre. Einer, der anderer schikaniert, doch er scheint es gewesen zu sein. Die runde Brille auf seiner Nase ist ihr Beweis genug, doch ihr Blick gleitet weiter. Nur langsam schaut sie zu der Gestalt hinauf, die einen pikierten Gesichtsaudruck trägt. Sie erkennt den jungen Snape kopfüber in der Luft schweben, während ihr Vater den Zauberstab auf ihn gerichtet hält und ihn lauthals auslacht, als hätte Snape keine Gefühle. Als würde ihr Vater niemandem schaden, wenn er Menschen derartiges antut. So langsam kann Toula verstehen, warum Snape so ist, wie er ist. Warum er Harry so abgrundtieft hasst.

Er muss ihn an James erinnern.

"Sniefelus Snape!", wiederholt ihr Vater und sie blickt von ihm weg zu ihrem Lehrer, der wahnsinnig wütend aussieht, doch in seinen Augen erkennt sie auch die versteckten Schmerzen. Die Zweifel und den Frust darüber, dass er sich nicht wehren kann und der sich mit jeder weiteren Sekunde in ihm aufstaut. "James! Lass ihn runter!", ertönt die helle Stimme ihrer Mutter, die sie auch schon gestern in Snapes Erinnerungen gehört hat, doch sie will sich gar nicht zu ihr umdrehen, sie betrachtet einzig und allein Snape, der sich gedemütigt fühlt. Sein ganzes Gesicht schreit den Schmerz und sein Leiden geradezu heraus, doch die Szene verblasst vor ihren Augen und sie nimmt erneut das Labor wahr. Ihren Blick hält sie gesenkt, starrend auf den grünlich schimmernden Steinboden, weil sie nicht mehr sehen will.

Sie kann nicht in seinen Erinnerungen bleiben. Er ist ihr gänzlich ausgeliefert, wenn sie es darauf anlegt und das erschöpfte Aufatmen seinerseits bestätigt ihre Gedanken.

Zögerlich dreht sie sich herum, ihren Professor suchend und betrachtet ihn eingehend. Eigentlich muss sie das Eindringen in seine Erinnerungen als Sieg ansehen, so ist es ausgemacht, doch es fühlt sich nicht danach an, denn seine dunklen Augen sind selbst hier von Schmerz durchzogen. Sie will Snape nicht so sehen, so seltsam sich das anhören mag.

Ein verächtliches Schnaufen seinerseits holt sie aus ihren Gedanken, sodass sie ihn nun angespannt auf einem Stuhl sitzen sieht. Seine Arme verschränkt und die Fingerspitzen seiner rechten Hand verbittert auf seinem Nasenrücken ruhend. "Ich möchte nicht mehr.", erklärt sie leise, wartet gespannt auf seine Reaktion, während sie an dem Saum ihrer weißen Bluse nästelt. "Sie kennen die Personen, die in den Erinnerungen waren, nicht wahr?", fragt er plötzlich und sie schüttelt instinktiv den Kopf.

"Ich - nein, schon gut.", bricht sie ihren Satz sofort ab und schleicht langsam durch das Labor, um ihre Gedanken fort von seinen schmerzverzerrten Augen zu tragen, die er ihr offenkundig zeigt.
Deshalb bewundert sie während der Stille einfach sein Labor. Ein eigenes Zaubertränkelabor muss wirklich schön sein, denkt sie schmunzelnd. Es ist, als könne man in seine eigene Welt abtauchen. Fern von all dem Stress. Fern von der Realität. "Malfoy wartet sicher auf Sie.", betont Snape und steht wieder auf. Sie kann in seinem Gesicht erkennen, wie sehr es ihn ärgert, dass er nicht in ihren Kopf kommt und vor allem, dass sie es in seinen schafft. Es tut ihr selbst weh, ihn so zu sehen. So verletzlich. Das passt nicht zu dem Mann, den sie dieses Jahr kennen gelernt hat.

Von Anfang an faszinierte sie seine Maske, die er täglich trägt. Niemand kann ahnen, was er wirklich fühlt. Auch wenn die meisten es als Wut und Hass interpretieren, so weiß sie doch sicher, dass er nicht durchgehend wütend sein kann, sondern Momente haben muss, in denen auch er sich einsam und allein fühlt.
Es ist eher reiner Instinkt, als wirkliches Wissen, doch andererseits kann sie es so oft in seinen Augen beobachten, wenn er sich im Unterrichtsgeschehen unbeobachtet fühlt. Auch wenn sich oft auf wenige Male bezieht, denn durchschaut hat sie ihn noch lange nicht. "Draco weiß, dass ich hier bin. Er selbst übt seit dem Beginn mit mir Okklumentik und Legilimentik. Vor einigen Jahren haben wir jedoch damit aufgehört.", erzählt sie in Gedanken versunken und blickt wieder in seine schwarzen Augen, die wegen ihrer neu genannten Information begierig schimmern.

Das Versteckspiel der Todesser (Severus Snape FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt