Seit Stunden starrt sie die etlichen Briefe in ihrer Hand an. Alle datiert, alle mit ihrem Namen versehen und alle von dem gleichen Absender: ihre Eltern. Seit Jahren bekam sie nur zu Weihnachten einen Brief von ihnen und diese hier? Die scheinen sie nie verschickt zu haben. Manche sind aus dem Jahre 1995... andere von 1996 und wieder andere sogar von 1994. Kaum merklich schüttelt sie den Kopf, dreht die Briefe in ihren leicht zitternden Händen, bis sie diese frustriert loslässt und eine Faust ballt, hoffend, dass das Zittern endlich aufhört.
Es sind ein Dutzend Briefe, wie sie nach mehrmaligen Zählen feststellt.
Ein Dutzend Briefe.
So viele ungesagte Worte über die ganzen Jahre hinweg. Sie seufzt laut, als ihr die neuesten Briefe in die Augen springen. "Februar und April 97.", murmelt sie leise, schielt zum leeren Eulenkäfig hinüber und zurück auf den Brief. "APRIL!", wiederholt sie frustriert, schlägt leise auf ihren Holztisch und steht auf. Sie lässt die Briefe einfach liegen, ohne ihnen weitere Beachtung zu schenken, obwohl es ihr in den Fingern juckt diese zu öffnen. Sie wirft sich in ihr Bett und versucht ihre Gedanken abzuschalten, doch es funktioniert nicht.
Ihr Kopf läuft auf Hochtouren.
Ein Gedanke jagt den nächsten und keiner kommt allein, während sie sich ins Bewusstsein ruft, dass sie sich ablenken muss. Noch mehr, als die letzten Tage, in denen sie jegliche Arbeiten im Haus in Muggelformat erledigt hat.
Also beginnt ihre Reise früher, als erwartet, doch das macht ihr nichts. Sie hat schon neun Tage in diesem stillen Haus verbracht. Hat sich die Bilder angesehen, einige neue Bücher gelesen und sich erlaubt zu trauern. Wirklich zu trauern und an all das gedacht, was sie mit ihren Eltern erlebt hat. Sie hat Spaziergänge gemacht, nochmal das Grab aufgesucht und es genossen einmal hier zu sein, auch wenn der Grund in ihr ein beklemmendes Gefühl auslöst, welches ihr die Luft zum Atmen raubt. Leicht schüttelt sie den Kopf und lischt die Lampe auf ihrem Nachttisch, während sie sich unter die Bettdecke kämpft und ihren Kopf auf dem kühlen Kopfkissen platziert.
Morgen setzt sie ihre Reise fort. Ein wenig mehr aus dem Haus gehen und weitere Orte zu erkunden, die sie schon lange Mal sehen will, sowie einige Personen ein letztes Mal besuchen, sehen und hören.
Mit diesem Gedanken schläft sie ein und findet sich viel zu schnell vor einer bestimmten Haustüre wieder.
Langsam hebt sie ihre zitternde Hand.
Diesmal nicht zitternd vor Angst oder Panik, sondern vor Nervosität, Aufregung und zum Teil auch freudige Erwartung. Sie hätte nie gedacht, dass sie jemals diesen Ort aufsucht, doch hier steht sie: im Ligusterweg Nummer vier.
Sie greift nach dem kalten Messingring in der Mitte der Türe und klopft dreimal an. Von drinnen hört sie es poltern und schreien, doch bis die Türe geöffnet wird, vergehen mehrere Minuten. Sie will nicht diesen Teil ihrer Familie kennen lernen, sondern eigentlich nur Harry besuchen, denn das ist die letzte Möglichkeit für lange.
Das weiß sie und das weiß auch ihr Bruder und genau das ist der Grund, warum sie sich spontan für einen Besuch entschieden hat.
Langsam wird die Türe geöffnet und als sie die grünen Augen sich gegenüber erkennt, lächelt sie breit. "T...- Toula?", stottert er überrascht. Seine Augen weiten sich erstaunt und er schlägt die Hand vor den Mund, bevor er mit dieser sichtlich überfordert durch seine Haare fährt, seine Brille von der Nase zieht und mit dem Stoff seines T-Shirts die Gläser putzt, bevor er sie wieder aufsetzt. "Hallo, Harry.", schmunzelt sie amüsiert und bedenkt ihn mit einem genauen Blick. Er sieht irgenwie müde aus, erschöpft - genauso, wie sie sich fühlt. Abwartend legt sie den Kopf schief, als er mit einem Schritt vor die Türe tritt und sie ohne ein weiteres Wort in die Arme nimmt. Sofort erwidert sie die Umarmung, lässt es über sich ergehen und genießt es Kontakt zu ihm zu haben, obwohl sie sich nur zwei Wochen nicht gesehen haben.
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Das Versteckspiel der Todesser (Severus Snape FF)
أدب الهواةDie Rettung der Welt lag nie in Harry Potters Händen, sondern einzig allein in ihren, während sie von ihrem dunklen Tränkeprofessor begleitet wird, der sich immer tiefer in ihren grünen Augen verliert, obwohl sie ihm schon längst ihr Herz geschenkt...