18 blanke Realität

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"Als wäre ein Potter nicht genug, laufen nun schon zwei durch Hogwarts.", spottet Draco hinter ihr, weshalb sie gequält ihre Augen schließt. Die Wut unterdrückend, die sich stetig in ihr aufbaut. Wie in Trance vernimmt sie das Lachen seiner Freunde, die sich nicht weit entfernt von ihr an den Tisch setzen. "Lächerlich, sie ist bestimmt genauso eine Lügnerin wie ihr Bruder.", entgegnet Crabbe und sie öffnet ihre Augen, nur um zu den Syltherins zu schielen und auf Dracos distanzierten Blick zu treffen.

Sein grau wirkt stahl hart.
Undurchdringbar, aber verletzlich.

Ihre Wut verfliegt für den Bruchteil einer Sekunde und macht Platz für Traurigkeit. Der Verlust dieser Freundschaft trifft sie härter, als sie jemals erwartet hätte. Sie will wieder mit ihm reden, mit ihm lachen, seine Hand halten und über Zaubertränke diskutieren. Wenn sie ganz ehrlich ist, dann wünscht sie sich das Verhältnis zurück, dass sie vor dem Schulwechsel pflegten. Da waren sie noch Kinder, deren einzige Bedenken ihre Noten waren. Zugegeben, in ihrem Kopf spielte das ganze Potter Ding trotzdem eine bedeutende Rolle, genauso wie bei ihm das Thema Voldemort, doch im großen und ganzen waren sie Kinder die das Leben genossen.

Sie genossen es über die Ferien die Nächte durchzumachen. Sie genossen es in der Nacht über ihre Kindheit zu sprechen und über ihre ausgedachten Spiele zu quatschen, nur um dann darüber zu lachen, dass der spießige Lucius ihnen jegliches Spiel verbot.

"Toula.", flüstert Jasmin. Ihr Blick fliegt zu ihrer Freundin herüber. "Du weinst.", haucht sie leise und reicht ihr eine Serviette. Überrascht fasst sich Toula an die Wange und nimmt dann schnell das Tuch entgegen, mit dem sie ihr Gesicht trocken wischt. "Geht es dir gut?", fragt Megan besorgt und mustert sie eingehend. "Ich wünschte ich könnte ja sagen.", murmelt Toula ernst und ringt sich ein zaghaftes Lächeln ab. "Ich komme schon irgendwie klar, es ist gerade einfach... es ist zu viel.", gibt sie ehrlich zu und ihre Augen fliegen flüchtig zum Lehrertisch. Der Platz neben McGonagall, an dem normalerweise ihr düsterer Professor sitzt und ihr einen neugierigen oder gar beruhigenden Blick zuwirft, ist leer.

Durch ihre Brust rast ein leichter Stich, als sie sich bewusst wird, dass auch Snape ihr in der letzten Woche keine Blicke zugeworfen hat. Zumindest keine Blicke, die sie bewusst wahrgenommen hat.

Sie ist wie ausradiert.

Draco ist dementsprechend nicht der einzige, der versucht sie zu ignorieren. Ihre Gedanken schweifen automatisch weiter zu Harry, der diesem Prozess ebenfalls alle Ehre leistet. Er ignoriert sie konsequent und lässt sie dies spüren. Laut seufzt sie und schaut vorsichtig zum Gryffindor Tisch hinüber.

Hermione bemerkt Toulas Blick sofort und schenkt ihr ein ehrliches Lächeln, welches die Slytherin gequält erwidert, doch als Harry seine Augen auf sie legt, erzittert sie für einen Moment. Die Kälte die seine Augen ausstrahlen, ist zum fürchten, dennoch richtet sie sich auf und läuft zielstrebig auf den Tisch der Gryffindors zu. Harry steht ebenfalls auf als Toula ihm näher kommt, aber sie folgt ihm quer durch die Halle. "Harry!", ruft sie bittend, quetscht sich durch eine Gruppe von Schülern und verliert ihn für einen zu langen Moment aus den Augen. Suchend bleibt Toula stehen, als sie die Gruppe passiert hat, doch kann den schwarzem Haarschopf nicht mehr entdecken.

Sie kann jegliche andere Haarfarbe sehen, aber keine schwarzen. Keiner mit Brille. Keiner, der aussieht wie sie.

Enttäuscht dreht sie sich herum und spürt den nachdenklichen Blick Dracos auf sich liegen. Kaum merklich schüttelt er seinen Kopf, als er ihr Starren bemerkt und wendet grimmig den Blick ab. Sie kann ihn in ihren Gedanken über sich selbst brummen hören.

Seufzend zwingt sie sich weiter und lässt sich diesmal vor Hermione fallen.

"Ihr redet doch mit ihm oder?", fragt Toula hoffnungsvoll und Hermione nickt. "Schon, aber er ist verdammt stur.", wirft Ronald ein.

Das Versteckspiel der Todesser (Severus Snape FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt