60 Epilog

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Eine süße Qual...

...warum dagegen ankämpfen, wenn sie ständig wiederkommt? Jährlich, monatlich, wöchentlich, ja, täglich, sogar stündlich und manchmal minütlich. Die Erinnerung an ihn schmerzt, doch er ist nur mehr ein Wesen ohne Existenz und sie ein Wesen, welches ihm innerlich folgt. Ohne ihn ist sie unvollkommen und nun taumelt sie ziellos über den Friedhof.
Ausschau haltend nach seinem Grab.

"Ein letzter Tanz.", flüstert sie wehmütig, kann ihn mit sich über den Strand am Cottage vor vier Jahren tanzen sehen. Lächelnd, eng umschlungen, glücklich und zusammen, obwohl die Welt ihrem Untergang nahestand. Ein letzter Tanz, um meinen immensen Schmerz zu vergessen, denkt sie und hält inne. Sie lässt ihre Erinnerungen auf sich wirken und verfällt in Träumerei. In eine Welt, die es so nicht mehr gibt, nie mehr geben wird und das ist ihr schmerzlich bewusst, als die Illusion von ihm verblasst. Ich möchte endlich fliehen, denkt sie gequält, versucht sich ihn ein weiteres Mal ins Gedächtnis zu rufen, doch er taucht nicht mehr auf.

....möchte, dass alles neu beginnt. Sie schluchzt leise, spürt die Tränen, welche sich einen Weg über ihr Gesicht bahnen, als sie ihren Weg fortführt. Meine süße Qual...
An diesem heutigen Tag wiegt die Trauer tonnenschwer. So viel schwerer als sonst.

Sie weiß genau, wo er liegt. Weiß genau, dass sie ihre Gefühle mit dem Besuch schlimmer macht, doch sie musste herkommen. Sie kann nicht anders. Nachdem sie die letzten vier Jahre alles versucht hat diese Situation zu meiden, musste sie am heutigen Tage herkommen. Nichts lief so, wie es laufen soll und ihr eigentliches Glück, welches sie finden will, kommt nicht. Sie will am liebsten Tag und Nacht den Himmel Bewegung setzen, mit dem Wind und dem Regen tanzen, um ein wenig der Liebe zu erlangen, die sie vor vier Jahren verloren hat, doch so ganz entspricht das nicht der Wahrheit, denn eigentlich hat sie nicht die Liebe verloren, sondern vor allem sich selbst.

Ihn.

Nichts von der Welt ist übrig geblieben, seitdem er sie verlassen hat. Sie hat es versucht, hat sich teilweise Tag für Tag gequält und ackerte sich ab, um weiter zu kommen. Einen Tag vorwärts, von dem sie hofft er würde besser werden, doch er wurde es meistens nicht. Kein Tag war wirklich besser, sie schienen nur quälender zu werden. Jede Minute, jede Stunde und jede Sekunde vermisst sie ihn. Vermisst seine Stimme, sein leises Knurren oder Brummen. Seine sanften Berührungen, seine dominate Art, ja, selbst seine Witze, die er auf eigene Kosten formulierte.

Ihr Herz zerbricht an der Vorstellung an ihn.

Einst stand sie vor ihm, sah ihn an, berührte ihn und dachte nicht, dass sie ihn zukünftig nicht mehr sieht und jetzt denkt sie an die Zeit mit ihm zurück, denn sie kann nicht ohne ihn leben - kann es nicht und vor allem will sie es nicht. Der Krieg nahm ihr mit seinem Tod alles. Selbst einen Teil von sich selbst verlor sie in ihrem Sieg.

Kopfschüttelnd bleibt sie stehen, starrt auf das Grab, auf dem viele Blumen liegen und ballt ihre Hand zu einer Faust. Sie spürt einen einzelnen Dornen an dem Stiel des Straußes, der sich in ihre Hand bohrt. Tränen rinnen über ihr Gesicht, tropfen auf ihren schwarzen Mantel hinunter, während sie langsam auf die Knie geht und den Strauß zwischen den vielen anderen Blumen niederlegt. Sie blickt auf den großen Grabstein, fliegt nur flüchtig über seinen in silber geschrieben Namen und den Todestag, denn ihre Augen füllen sich stärker mit Tränen und nehmen ihr jegliche Sicht.

"Mein Halbblutprinz...", flüstert sie wehmütig, schüttelt den Kopf. "Ein Mann mit der Ambition eines Slytherins..., mit der Loyalität eines Hufflepuffs... - dem Geist eines Ravenclaws... und.... dem Mut eines Gryffindors.", stammelt sie unter Tränen, wischt sich diese mit dem Stoff ihres Ärmels vom Gesicht, doch spürt sofort neue über ihre Wangen rinnen.
"Du wärst ein guter Vater gewesen.", setzt sie leise nach, streicht über die vielen Blumen, die ihr seine Heldentaten vor Augen führen und nur für diese Taten musste er sterben.
Gequält atmet sie aus.

Das Versteckspiel der Todesser (Severus Snape FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt