4 Ferien bei den Malfoys

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Nachdenklich lauscht sie dem Gespräch ihrer zwei Freundinnen, während sie ihren Blick schräg nach vorne auf Draco richtet.

Seit dem gestrigen Tag meidet er sie völlig. Ungefähr so als wäre sie eine Fremde. Natürlich hat sie darum gebeten, aber nicht darum ignoriert zu werden als wäre sie Luft. Langgezogen atmet sie aus und wendet den Blick von Draco ab, um die vorbeiziehende Landschaft zu betrachten. Ihr ist bewusst, was für Ferien ihr dieses Jahr bevorstehen, denn soweit sie weiß, verbringt Voldemort viel Zeit im Anwesen der Malfoys. Möglicherweise versteckt er sich mittlerweile woanders, sodass sie nicht ganz eingeschränkt im Anwesen ist, doch sofern er noch immer mit seiner Anwesenheit glänzt, haben ihre Adoptiveltern wirklich grandiose Arbeit geleistet. Abgesehen von den Malfoys, die ihrer Anwesenheit zustimmten.

Warum mussten ihre Eltern auch ausgerechnet dieses Jahr in den Urlaub fahren? Seufzend fährt sie bei diesem Gedanken mit den Fingerkuppen über ihre Schläfen. Innerlich baut sich Anspannung in ihr auf, angesichts der Tatsache in den nächsten Stunden möglicherweise auf Voldemort höchst persönlich zu treffen. Sie hofft einerseits, dass er nicht mehr dort ist, doch auf der anderen Seite... Sie möchte endlich wissen, ob das Verhalten der Malfoys oder aller anderen wirklich gerechtfertigt ist. Irgendwo ist es das, sicher, denn jetzige Todesser werden bis in den Tod gejagt, sollten sie türmen. Das dunkle Mal lässt ihnen keine Chance, doch Draco hätte es niemals bekommen müssen und auch viele andere haben es nicht. Er ist doch noch ein Kind, genauso wie sie es ist.

So ungerne sie es sagt, denn sie fühlt sich nicht wie ein Kind.

"Hörst du überhaupt zu, Toula?", fragt plötzlich Jasmin und mustert ihre Freundin aus besorgten braunen Augen. Entschuldigend schaut Toula sie an. "Was ist zwischen dir und Draco passiert?", hakt sie leise nach und Toula schüttelt lediglich den Kopf. "Nichts weiter, wir brauchen nur etwas Abstand.", erklärt sie leise. "Da trifft es sich gut, dass ihr die nächsten zwei Wochen zusammen verbringt.", wirft Megan witzelnd ein und Toula verdreht die Augen. "Das geht schon, das Haus ist groß.", kommentiert Toula. "Man, ich bin wirklich neidisch auf dich Toula. Ich wäre auch gerne mit Draco befreundet.", meint Jasmin und Megan steigt sofort mit ein, sodass Toula ihren Blick wieder abwendet und zu Draco schaut, der gerade genervt seine Augen abwendet.

Solange Draco Voldemort bewusst folgt, kann es nie etwas zwischen ihnen werden. Es ist ein k.o. Kriterium für sie.
Langgezogen atmet sie aus. So ganz ist es auch nicht richtig, denn er würde ihm offiziell immer folgen müssen, das ist der Preis des dunklen Mals, aber es wäre ungewollt. Es wäre für sie schon genug, wenn er endlich bemerkt, was er will und nicht einfach nur seinem Vater in den Tod folgt. Er versucht alles, um Lucius gerecht zu werden und das sollte er nicht. Wieder seufzt sie unterdrückt.

Die Malfoys sind wirkliche Angsthasen, das kann sie nicht bestreiten. Sie handeln nur, um nicht tiefer in die Missgunst Voldemorts zu fallen.

"Toula, wir müssen aussteigen.", nimmt sie Dracos kalte Stimme plötzlich wahr und blickt in seine grauen Augen. Sie wirken voller Verwirrung und Distanz, die sie selbst nicht einhalten will, doch muss. Wenn sie ehrlich ist, dann weiß sie noch nicht, was sie von ihm will, doch es ist keine Beziehung.
Jedenfalls glaubt sie das.

"Nanu? Wir sind schon da?", fragt sie überrascht und ihre zwei Slytherin Freundinnen beachten sie nicht weiter, sondern himmeln Draco an. Genervt blickt sie zu ihrem Besten Freund, der beiden eines seiner schönsten Lächeln schenkt, sodass sie schnaufend aufsteht. Ist es wirklich nötig jetzt auch noch eifersüchtig zu werden? Es ärgert sie selbst, dass ihre Gedanken seit dem Kuss gestern noch verwirrender sind als davor.
Bevor sie etwas sagen kann, läuft Draco jedoch weiter, sodass sie ihm auf den Bahnsteig folgt, auf dem Lucius mit starrer Miene wartet. Sein Auftreten wirkt noch zurückgezogener als sonst und sein normalerweise gepflegtes Aussehen weist einige Ecken und Kanten auf. Seine saphirblaue Krawatte sitzt schief und seine Haare sind zerzaust.

Das Versteckspiel der Todesser (Severus Snape FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt