Das Versteckspiel der Todesser (Severus Snape FF)

29 bloße Existenz

Ihre leuchtend grünen Augen fliegen zum wiederholten Male über die Zeilen des Briefes in ihrer Hand und nehmen bei jedem weiteren Mal einen glasigeren Ton an. Ihr Gesicht ist vor Schock bleich und ihre Gedanken rasen auf Hochtouren, während sie die kleine Phiole zwischen ihren zitternden Fingern hält.

Zögerlich hebt sie ihren Blick und bleibt an Yaxley hängen, der sie neugierig beobachtet. Ihr Blut gefriert augenblicklich zu Eis und gleichzeitig lodert es in ihr, wie ein unkontrolliert ausgebrochenes Feuer. Ihre Augen huschen zum Pergament zurück.

Meine liebste Toula,

ich hoffe Du hast unser letztes Treffen nicht vergessen, doch falls dem so sein sollte, habe ich eine kleine Phiole für Dich, die Deinem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge hilft und welche Dir vor Augen führt, warum wir am kommenden Freitag um 15 Uhr zusammen ausgehen werden.

Schau sie Dir allein an, mit Sicherheit soll kein weiterer von Dir und ihm erfahren.

Es reicht, wenn wir beide es wissen und merke Dir: ich weiß noch so viel mehr.

L.Y.

Sie knüllt den Zettel bebend vor Wut zusammen und zieht ihren Zauberstab hervor. "Incendio.", murmelt sie leise und schielt um sich. Mehrere Augenpaare liegen auf ihr und dem kleinen Feuer, welches gerade erlischt, doch das kümmert sie nicht. Einzig allein seine grünblauen Augen brennen sich in ihre, während die Phiole in ihrer Hand tonnenschwer wiegt, doch ihre eigentliche Aufmerksamkeit gilt den schwarzen Augen am Lehrertisch. Sie versuchen zu erkennen, was gerade geschehen ist. Langsam steht sie auf, darauf bedacht sich nicht zu schnell zu bewegen und ihr Gesicht nicht vor Schmerzen zu verziehen, denn Yaxley's kleine Lehrstunde hat einige Prägungen auf ihrem Körper zurückgelassen. Vor allem ihr Hals trägt schwerwiegende Folgen mit sich, den sie seither mit einem Zauber belegt hat, aber ihrer Stimme merkt man es dennoch an. "Toula?", Dracos Stimme ertönt neben ihr. "Ich habe etwas vergessen, wir sehen uns beim Abendessen.", murmelt sie mit kratziger Stimme und läuft in Richtung Ausgang, ohne auf seine Antwort zu warten. Sie spürt seine grauen Augen auf sich liegen, die sie für den Moment ignoriert. Die Gedanken an den Brief und die Phiole sind nämlich um einiges bedeutsamer.

Je näher sie dem Ausgang der großen Halle kommt, desto schneller wird sie, bis sie unter Schmerzen rennt. Ihr Ziel ist simpel: die Mädchentoilette, die von der maulenden Myrte besetzt ist.

Niemand geht dort hin.
Absolut niemand.

Sie stößt die Türe auf und spricht einen Zauber. Ihre Stimme bebt verräterisch und ihre Hand zittert stärker als zuvor, doch sie muss wissen, was Yaxley weiß. Er wäre niemals so slebstsicher, wenn er sie nur in den verbotenen Wald hätte laufen sehen, dafür ist er zu raffiniert. Er ist schlau und tut alles, um an bedeutsame Informationen zu kommen und sie hat anscheinend sein Interesse geweckt.

Für ihn ist Information Macht.

Kaum merklich schüttelt sie den Kopf, fährt sich mit einer Hand durch die Haare und legt konzentriert ihre Zauberstabspitze an das Glas. Sie zieht die Erinnerung tief durchatmend heraus und führt sie in ihren Kopf hinein.

Sofort taucht sie darin ab. Wie in einem Strudel wird sie hineingezogen, bis alles um sie herum dunkel ist und erneut Form annimmt.

Vor ihren Augen erstreckt sich ein Szenario, welches ihr zu Bekannt ist. Sie tanzt mit Snape. Hand in Hand wirbelt sie mit ihm über die Tanzfläche, während ihr Kleid majestätisch aufbauscht, kurz bevor Draco hineinstürmt und den Abend versaut. Sie lauscht kaum den Worten, die sie mit Draco wechselt, einzig allein Yaxley gilt ihre Aufmerksamkeit, der sich in den Hintergrund zurück fallen und sie nicht aus den Augen lässt. Er betrachtet alles aus den hinteren Reihen, während sich in seinen Augen schon jetzt ein Plan abzeichnet.