19 eine weitere Party

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"Hermione, ich will nicht.", jammert Toula leise und legt ihr Gesicht in ihre Hände. "Dann geh nicht hin.", meint Hermione ernst, sichtlich genervt von diesem Hin und Her, obwohl es ihr mit McLaggen ähnlich geht. In weit entferntem Sinne jedenfalls, denn Toula geht es hauptsächlich um Harry.

"Nein schon gut, ich freu mich darauf.", ihr Murmeln ist kaum zu hören und doch bemerkt sie, wie Hermione ihren Blick hebt, nur um direkt darauf ihre Nase in das Buch zu stecken. Ihr eigenes Buch in den Händen klappt Toula leise zu und blickt unsicher zum Lehrertisch. Alles was ihr Herz begehrt, ist seine Stimme direkt an ihrem Ohr zu hören. Seine Hand zu berühren und seinen Herzschlag zu spüren, während sie in tiefschwarze Augen blickt, die sie immer tiefer in ein Meer aus Träumen ziehen.

Als sich seine dunklen Augen plötzlich auf ihre legen, zuckt sie unmerklich zusammen, doch schaut ihn einen ganzen Moment an, bis er eine seiner Brauen spöttisch hebt und sie laut seufzt.

Zumindest kann ich von ihm träumen.

Er ist mit Sicherheit nicht der Typ Mann, der sich auf jemanden einlässt, ganz zu schweigen auf jemanden wie sie: seine Schülerin. Die Tochter der Frau, die er eigentlich liebt. Wie kann sie sich überhaupt sicher sein, dass das, was er tut, ihr gilt?
Getroffen von dieser Erkenntnis schaut sie erneut zu ihm. Immer, wenn er sie sieht, sieht er lediglich Lily und nicht sie. So muss es sein! Das erklärt, warum er sie so neugierig betrachtet oder so nett zu ihr ist. Sie erinnert ihn einfach an ein Mädchen, mit dem er früher reden konnte. Sobald ihm jedoch klar wird, mit wem er wirklich geredet hat, verschanzt er sich, geht ihr aus dem Weg und ignoriert sie. Jetzt ergibt alles einen Sinn.

Nachdem sie immer und immer wieder darüber nachgedacht hat und immer in einer Sackgasse endet, kann sie es nun verstehen. "Warum bin ich da nicht früher drauf gekommen?", flüstert sie irritiert und runzelt die Stirn. Die rehbraunen Augen ihr gegenüber heben sich automatisch und betrachten Toula eingehend. "Was meinst du?", Toula zuckt bei der plötzlich erklingenden Stimme zusammen.

Entschuldigend blickt Hermione sie an.

"Ich erinnere ihn an Lily! Er hat es selbst gesagt. Deswegen redet er mit mir und dann kommt irgendwann der Punkt, an dem er merkt, dass ich nicht sie bin!"

"Was ist eigentlich mit ihm und Lily gewesen?"

"Diese Frage werde ich dir nicht beantworten, ich habe schon viel zu viel von ihm erzählt. Er würde das sicher nicht gut heißen.", weicht sie Hermiones Frage aus, welche nickt. "Du hast vermutlich Recht. Neugierig bin ich dennoch.", entgegnet sie lächelnd.

"Wie könnte man nicht neugierig sein?", wirft Toula belustigt ein. "Ihr habt euch seit vier Wochen nicht mehr richtig gesehen, oder?", fragt Hermione weiter und klappt schließlich ihr Buch zu, welches sie die gesamte Zeit über offen hielt. Ihr Interesse hat Toula nun voll und ganz für sich allein. "Ja, seit der Malfoy Sache - ähnlich wie mit Harry.", antwortet sie und muss sofort an die verzauberte Kette denken. Sie wollte mit Snape schon längst darüber geredet haben, aber sie hat jedes Mal einen Rückzieher gemacht. Langsam aber sicher muss sie sich zusammenreißen, denn die Zeit schreitet unaufhörlich voran und kündigt das Ende des Schuljahres an. Sie muss bald wissen, wie es weiter geht. Was sie in den Ferien macht und ob sie zurück nach Hogwarts kommen soll. Vor allem jedoch muss sie es auch schaffen ihre Apparierprüfung abzulegen, die bald ansteht.

Ihren Kopf schüttelnd folgt Toula dem Blick von Hermione den Tisch hinunter und bleibt schlussendlich an ihrem Bruder hängen. Harry lässt sich mit Ron weiter zurück fallen, sobald er merkt, dass Toula am Gryffindor Tisch sitzt.

"Wird er irgendwann wieder mit mir reden? Er muss sein Training wieder aufnehmen, mir geht es gar nicht um das Bruder-Schwester Ding, aber mit dir zu üben ist nicht das gleiche.", murmelt sie, beschämt über ihren Gedanken, denn wer will seinen Bruder nicht als Bruder kennen lernen? Die Frage ist für sie einfach, denn sie hat eine Mission: ihm helfen und Voldemort hinters Licht führen und das kann sie schlecht, wenn Harry ihr aus dem Weg geht. Ihr graut es schon bei dem Gedanken, dass ihr Sechstes Jahr in etwas mehr als drei Monaten beendet ist. Sie muss Voldemort wieder gegenüber treten und obwohl sie noch immer keine Angst vor ihm selbst hat, sucht eine andere Angst sie heim: die Angst, dass er ihr wahres Ich entdeckt. Denn das heißt für sie nicht nur, sich zu verstecken und zu flüchten, sondern auch Zauberer los zu lassen, die bei ihm bleiben werden.

Das Versteckspiel der Todesser (Severus Snape FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt