43.) Forschungen

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Die nächsten zwei Tage vergrub Beth sich abwechselnd in der Bibliothek, im Labor und in ihrem Zimmer und wurde nur selten zu den Mahlzeiten gesehen.

Sie wälzte stundenlang Bücher und verschickte mindestens dreimal am Tag Expresseulen, um sich weitere Fachliteratur zu bestellen, die auf Hogwarts nicht vorhanden waren.

Umgeben von Stapeln staubiger, alter Pergamente, die bereits bessere Zeiten gesehen hatten, saß sie mit verspannten Schultern und steifem Nacken an ihrem Schreibtisch, entwarf wie besessen Theorien, nur um sie gleich darauf wieder zu verwerfen und andere in Betracht zu ziehen.

Jede einzelne Zutat des Trankes und ihre möglichen Nebenwirkungen ging sie durch und untersuchte die Wechselwirkungen mit den anderen Bestandteilen.

Manchmal kam sie bei einer Zutat nicht richtig weiter, dann sprintete sie in die Bibliothek, suchte sich etliche Kräuterkundebücher zusammen und forschte nach, ob sie nicht vielleicht doch etwas übersehen hatte, eine Eigenschaft, die eine Erklärung bieten könnte.

Und wenn sie wirklich etwas fand, ging sie voller Enthusiasmus schnurstracks ins Labor, ignorierte dabei den Zaubertränkemeister, wenn er sich dort aufhielt, vollkommen und fing an zu experimentieren.

Severus wunderte sich sehr über das seltsame Verhalten seiner Kollegin, vor allem, als er feststellte, dass sie immer schlechter aussah. Was war nur los mit ihr? Aber er hatte nie die Gelegenheit zu fragen, es war, als ob er nicht existieren würde. Jeder Versuch eines kurzen Wortwechsels, den er unternahm, wurde so vollends ignoriert, dass er irgendwann aufgab. Sie war eine erwachsene Frau, sie würde schon wissen, was sie tat. Und obwohl er immer wieder versuchte, herauszufinden, woran sie genau forschte, konnte er sich keinen Reim auf die Experimente machen, die sie durchführte. Es schienen immer nur Ausschnitte zu sein, einige wenige Zutaten, die in ihrer Kombination kein klares Bild lieferten. Obwohl er sich eingestehen musste, dass er es gerne gewusst hätte, zwang er sich, seine Neugierde zu beherrschen. Bisher hatte er seinen Entschluss von Halloween erfolgreich durchgehalten, er würde jetzt nicht schwach werden.

Und sie gab ihm auch keine Gelegenheit dazu, denn jedes Mal, fluchte sie irgendwann plötzlich auf, ließ mit einem wütenden Schlenker ihres Zauberstabes die Dinge auf ihrem Arbeitstisch verschwinden und stürmte wieder aus dem Labor, um sich erneut an ihre Notizen zu setzen.

Wenn sie irgendwann ihren Magen nicht mehr ignorieren und sie vor Hunger nicht mehr klar sehen konnte, rief sie nach Blinky und bat sie, ihr etwas zu essen zu bringen. Die Hauselfe beobachtete besorgt die Lehrerin, die sie inzwischen so gern hatte und die sie jetzt mit roten, geschwollenen Augen und blassem Gesicht ansah, weil sie in der Nacht nur drei Stunden geschlafen hatte, bevor die Gedanken wieder in ihrem Kopf herumspukten.

Am Abend des zweiten Tages überwand Blinky ihre Ergebenheit gegenüber Beth und suchte Hermione auf.

Die Hauselfe erschien in ihrem Wohnzimmer, als sie gerade unter die Dusche gehen wollte und mit dem Bademantel in ihrem Schlafzimmer stand.

„Professor Granger?", hörte sie eine dünne Stimme und zuckte erschrocken zusammen. Dann ging sie hinüber ins Wohnzimmer und sah die kleine Hauselfe dort stehen, die Beth so gerne mochte.

„Blinky!", rief die Verwandlungslehrerin überrascht und ging zu dem kleinen Wesen hinüber, das verschämt und nervös vor der Couch stand und nicht wusste, wo es hinschauen sollte.

„Was ist denn passiert?", fragte die junge Hexe mit freundlicher Stimme und schaute die Elfe erwartungsvoll an.

Diese schluckte ein paar Mal, bevor sie mit leiser Stimme sagte: „Professor Kaufmann."

„Was ist mit ihr?", fragte Hermione sofort besorgt.

„Sie sieht nicht gut aus, Professor. Sie ruft mich kaum einmal, um ihr etwas zu essen zu bringen, sie erscheint nicht zu den Mahlzeiten und sie schläft auch nicht", sprudelte das kleine Wesen plötzlich hervor, bevor es zum Couchtisch ging und anfing, mit dem Kopf auf die Tischplatte zu hämmern. „Böse, böse Blinky, verrät ihre Herrin, sie sollte ..."

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