Es war doch seltsam, dachte Beth, als sie geistesabwesend ihre Ohrringe befestigte. Eine Hochzeit war so etwas Wunderbares, die Verbindung zweier Menschen, die sich liebten, eine der ursprünglichsten Arten der Magie. Bei so einem Anlass sollte alles andere unwichtig sein, egal, welche Farbe die Servietten hatten, wie die Einladungskarten aussahen, ob man drinnen oder draußen feierte, in einem Schloss oder einer Hütte. Und vor allem sollte es egal sein, was für ein Wetter es an diesem besonderen Tag gab, ob es regnete, stürmte, schneite oder die Sonne schien. Und trotzdem, dachte sie, während sie zusah, wie einige sanfte Schleierwölkchen träge am Himmel vorbeizogen. Trotzdem verlieh es einem solchen Tag eine ganz andere Stimmung, wenn die Umgebung von sanftem Sonnenlicht beschienen wurde, die Blumen ihr ihre Blüten entgegenreckten, der Tau auf dem Rasen in der Sonne sanft funkelte. Es machte einen Tag, der etwas so Wundervolles verhieß, noch etwas strahlender. Und sie freute sich für Hermione, dass sie ein solches Wetter für ihre Hochzeit hatte.
Gestern Abend hatte Beth noch lange wach gelegen und sich an ihre eigene Hochzeit erinnert, an die Gefühle, die Erlebnisse und an Mark. Wehmut hatte sie erfasst, ein Bedauern, dass das alles vorbei war. Aber gleichzeitig war sie voller Dankbarkeit, dass sie es erleben durfte, dankbar für ihre Zeit mit Mark. Sie beneidete Hermione um ihr sorgloses Glück, aber andererseits gönnte sie es ihr auch von ganzem Herzen. Und sie war froh darüber, den Tag nicht voller Neid zu erleben.
Schließlich war Beth vollständig angezogen und gestylt und machte sich auf den Weg, Hermione zu helfen. Die Hochzeit sollte um zwei Uhr nachmittags stattfinden, daher hatten sie heute alle etwas mehr Zeit gehabt, um in Ruhe zu frühstücken und noch etwas zu entspannen. Und in weiser Voraussicht hatte Marie Hermione gestern Abend noch einen leichten Schlaftrank untergejubelt, damit sie zumindest einige Stunden schlafen konnte. Das war nach dem spontanen Abschied, den die Frauen gefeiert hatten, und der Menge an Alkohol, die dabei geflossen war, auch nötig gewesen, dachte Beth grinsend und ihr fielen die Geschenke ein, die Hermione bekommen hatte. Es hatten sich mal wieder einige Überraschungen aufgetan. Wer hätte gedacht, dass Pomona eine Schwäche für Strapse hatte? Die Geschenke gingen alle in die gleiche Richtung. Dessous und Nachtwäsche, mit denen Hermione Blaise in den Wahnsinn treiben sollte. Sie würde wirklich gerne wissen, ob Hermione die schwarzen Strapse und das Nichts von einem Satinstring jemals anziehen würde. Blaise würde es bestimmt gefallen.
Beth hatte sich als Geschenk für etwas Züchtigeres entschieden, eine wunderschöne Kombination aus BH und String aus feiner, beigen Seide, die Hermione heute tragen wollte.
Beth war an der Wohnung ihrer Freundin angekommen und klopfte, woraufhin das Porträt zur Seite schwenkte. „Morgen, Mione", rief sie und trat ein. „Ich bin im Bad", kam die Stimme zurück und Beth folgte ihr.
Im Badezimmer hatten sich schon Hermiones Mutter, Minerva und Marie versammelt und waren gleichzeitig an der Braut am Werkeln.
Mit einem prüfenden Blick auf sie stellte Beth fest, dass ihre Freundin ausgeruht aussah und noch relativ ruhig war. Sie warf Marie einen Blick zu und die formte mit dem Mund die Worte: „Beruhigungstropfen." Ein Grinsen war die Antwort.
Dann fragte Beth fröhlich in die Runde: „Was soll ich machen?", und stürzte sich in die Vorbereitungen.
Sie hatte Unrecht gehabt. Sie hatte nicht geglaubt, dass Hermione noch schöner aussehen könnte als am Tag der letzten Anprobe. Aber sie hatte sich geirrt. Als ob die Sonne ihren Irrtum unterstreichen wollte, warf sie funkelnde Sonnenstrahlen auf ihre Freundin. Ihr Gesicht leuchtete geradezu voller Freude, während sie am Arm ihres Vaters langsam ins Zentrum ging, wo der Zeremonienmeister und Blaise auf sie warteten. Er sah in seinem Anzug wirklich fabelhaft aus und Liebe strahlte aus seinem Gesicht, als er seine künftige Frau erblickte.
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Um den Liebsten zu schützen
FantasyWie macht man weiter, wenn die eigene Welt zusammenbricht? Wenn man in einem Märchen lebte, dass plötzlich beendet ist? Ergreift man eine neue Chance auf Glück? Und wie weit würde man gehen, um seinen Liebsten zu schützen? SS/OC Ja, hier ist sie...