Als ihre dritte Woche als Lehrerin in Hogwarts zu Ende ging, hatte Hermione das Gefühl, die Dinge um sie herum würden sich ändern, nur sie selbst wäre immer noch die Alte.
Sie hatte sich vom allerersten Tag an, als sie die Schule betreten hatte, wie Zuhause gefühlt. Trotz aller Abenteuer und Gefahren, die sie in ihrer Schulzeit erlebt hatte, hatte sie das Schloss immer als zweite Heimat angesehen. Und dieses Gefühl war, wie sie nach ihrer Rückkehr bemerkte, nie ganz verschwunden.
Und so hatte sie sich fast spielerisch wieder an ein Leben hier gewöhnt. Natürlich, als Lehrerin lernte sie Hogwarts ganz anders kennen. Ihr Tag war viel ausgefüllter, sie hatte andere Aufgaben und Pflichten. Aber im Grunde schien doch alles gleich geblieben. Die Ländereien, die Gänge und Korridore waren ihr immer noch vertraut gewesen.
Umso erstaunter war sie, als sie begriff, dass doch nicht mehr alles so war, wie es auf den ersten Blick schien und ihre alte Heimat sich verändert hatte. Es war nicht nur die Abwesenheit von Menschen wie Albus oder Madam Pomfrey. Es waren auch die Menschen, die immer noch hier waren, die sich geändert hatten.
Zunehmend fiel ihr auf, dass die Zeit nicht stehen geblieben war. Minerva, obwohl mit ihren neunzig Jahren noch nicht alt für eine Hexe, schien schwerfälliger zu gehen als früher. Sie war nicht mehr so dynamisch wie vor knapp zehn Jahren, als ob der Endkampf auch bei ihr seinen Tribut gefordert hatte. Professor Flitwicks Gesicht war faltig geworden, Madam Sprout humpelte mit einem Bein etwas.
Und die vielleicht größte Veränderung bemerkte sie an Professor Snape.
Hermione hatte nie ein gutes Verhältnis zu ihrem Professor für Zaubertränke gehabt. Sie achtete zwar seine Intelligenz und sein Fachwissen, konnte aber sein Verhalten ihr gegenüber nie richtig verstehen und die ganzen Beleidigungen niemals recht verzeihen. Sie verstand sein Auftreten gegenüber seiner Umwelt nicht und war davon überzeugt, dass nicht nur das Leben ihn so gemacht hatte, sondern er einfach kein Herz und Mitgefühl für seine Mitmenschen hatte. Auch dass er Harry während der ganzen Schulzeit so verächtlich behandelt, ihn immer für die Taten seines Vaters bestraft hatte, brachte sie gegen Professor Snape auf.
Seine Vergangenheit bei den Todessern schien seiner zwischenmenschlichen Kompetenz nur den Rest gegeben zu haben, denn mit Sicherheit war er niemals ein netter, umgänglicher Mann gewesen.
Daher war sie auch nicht überrascht, als er sie nach ihrer Ankunft mit der gleichen eisigen Gleichgültigkeit betrachtete wie vorher. Sie wusste bis heute nicht, warum er sie anscheinend so sehr verachtete. Zu Anfang hatte sie gedacht, es wäre, weil sie eine Muggelgeborene war. Aber schon bald hatte sie gemerkt, dass er andere Muggelgeborene zwar nicht besser behandelte, aber sein Verhalten in Nuancen trotzdem anders war, nicht ganz so spöttisch, nicht ganz so herablassend und irgendwie vorwurfsvoll, als ob sie ständig irgendetwas falsch machte.
Letztendlich wurde ihr klar, dass sie scheinbar etwas an sich hatte, was seine Abneigung gerade auf sie besonders konzentrierte. Sie hatte nie herausgefunden, was genau es war, so oft sie es auch versucht hatte.
Daher sah sie mit großem Unbehagen, wie Beth anscheinend mühelos durch Professor Snapes Maske dringen konnte. Hermione war sich sicher, wenn sie ihm nur halbwegs so begegnen würde wie ihre Freundin, dann würde er sie ans andere Ende der Welt hexen. Aber bei Beth schien es ihm nichts auszumachen. Oder zumindest unterband er es nicht. Obwohl er ihre Freundin am Anfang genau so offensichtlich abgewiegelt hatte wie sie selbst, hatte diese sich davon gar nicht beeindrucken lassen. Im Gegenteil, schon bei der Begegnung in der Apotheke, die Hermione in ihren Gedanken gesehen hatte, hatte sie ihre Gefühle gespürt. Professor Snape schien ihre Widerspenstigkeit aus unerfindlichen Gründen außerordentlich zu reizen. Sie konnte förmlich sehen, wie viel Spaß Beth daran hatte, ihn aufzuziehen. Und zu Hermiones Überraschung schien es Professor Snape inzwischen nichts mehr auszumachen. Im Gegenteil, wie ihre Freundin ihr erzählt hatte, als sie sie vorsichtig ausgefragt hatte, konterte er inzwischen sogar. Auf irgendeine seltsam verdrehte Art und Weise, schienen die beiden sich plötzlich zu verstehen. Beth hatte sich in der letzten Woche fast jeden Abend mit Professor Snape im Labor getroffen, um weiter an seiner Forschung zu arbeiten. Sie war also, wie ihre Freundin selbst einmal leicht ungläubig erwähnte, seine Laborpartnerin. Und die beiden duzten sich auch noch.
DU LIEST GERADE
Um den Liebsten zu schützen
FantasíaWie macht man weiter, wenn die eigene Welt zusammenbricht? Wenn man in einem Märchen lebte, dass plötzlich beendet ist? Ergreift man eine neue Chance auf Glück? Und wie weit würde man gehen, um seinen Liebsten zu schützen? SS/OC Ja, hier ist sie...