Als sich die Lehrer am Hauptportal versammelten, um die Schüler zu begrüßen, waren sie sich nicht bewusst, dass Minerva etwas erfahren hatte, was sie ihnen nicht erzählen wollte.
Als die ersten Briefe ankamen, hatte Minerva zuerst befürchtet, dass etwas passiert wäre. Warum sonst sollten so viele Eltern ihr am ersten Schultag Eilbriefe senden?
Aber nachdem sie die Ersten geöffnet hatte, wusste sie nicht recht, was sie damit anfangen sollte. Erst als aus einem Briefumschlag ein Photo herausfiel, war sie sich sicher, dass es kein Scherz war.
Um nichts in der Welt hätte sie daher die anderen Lehrer vorgewarnt, sie wollte zu gerne ihre erstaunten Gesichter sehen. Als sie Albus die Briefe gezeigt hatte, war er in Lachen ausgebrochen und seine Augen funkelten belustigt. Das war in der Tat ein Ereignis ganz nach seinem Geschmack. Er wusste, dass eine Verzauberung des Zuges nicht so ohne weiteres möglich war, daher brannte er darauf, zu erfahren, wer es war. Es kamen nur zwei der Personen, die heute im Zug waren, in Frage und spannend war, ob es eine tatsächlich alleine geschafft hatte oder sie diesen Streich zusammen ausgeführt hatten. Und wer hatte die Idee dazu gehabt? Da er Hermione Granger aus ihrer Schulzeit recht gut kannte, wusste er, dass sie nicht unbedingt die Verursacherin von solchen Streichen war. Daher tendierte er eher zu Elisabeth Kaufmann, die für ihn noch ein relativ unbeschriebenes Blatt war. Da er ausgiebig auf Minerva eingeredet hatte, war diese bereit, die Eingangstüren von Hogwarts weit offenzulassen, so dass Albus vom Gemälde gegenüber der Pforte zuschauen konnte.
Langsam rollten die Kutschen heran und selbst Minerva konnte einen überraschten Aufruf nicht unterdrücken, als anstatt der erwarteten schwarzen Kutschen große, weiße Landauer vorfuhren. Es schien, als ob jemand da noch etwas ganz anderes verzaubert hatte als nur den Hogwarts Express.
Wirklich beachtlich, dachte sie. Sie fragte sich, wer wohl dafür verantwortlich war, denn sie war zum selben Schluss wie Albus gekommen, es konnten nur Hermione Granger oder Elisabeth Kaufmann dahinter stecken, ein Schüler hätte es nicht geschafft und die Eltern würden so etwas nicht tun.
Minerva schaute schnell zu den anderen Lehrern hinüber. Sie selbst war ja zumindest vorgewarnt gewesen, dass etwas anders war. Aber die anderen traf es gänzlich unvorbereitet und sie musste bei den fassungslosen Gesichtern, die sich ihr boten, ein Lachen unterdrücken.
Dann war auch schon die erste Kutsche heran und das Erstaunen bei den Lehrern wuchs, als die ersten Jungen ausstiegen und den Mädchen beim Verlassen der Kutsche halfen.
Sie blickten ungläubig auf die Schüler, die maßgeschneiderte Anzüge anhatten, die aus dem 19. Jahrhundert zu kommen schienen. Und auf die Mädchen, die lange Ballkleider trugen und deren Haare in kunstvollen Frisuren hochgesteckt waren. Wirklich ein erstaunlicher Anblick, dachte Minerva begeistert.
Filius fasste sich als Erster und rief: „Aber das ist doch nicht möglich!"
Die Lehrer konnten nicht fassen, was sie da sahen.
Nicht nur die Kleider, auch das Verhalten der Schüler war gänzlich verwandelt. Mit langsamen Schritten kamen die Schüler auf den Eingang zu. Wie am Bahnsteig hatte jeder Junge eines oder zwei Mädchen an seinen Armen, während er mit stolzer Brust voranschritt.
Die Mädchen schienen zu schweben und je näher sie kamen, je mehr Details konnte man erkennen.
Minerva erkannte die Kleider im Empire Stil, weil diese von den Eltern bereits angekündigt worden waren. Und sie sah auch die feinen Unterschiede in den Kleidern der einzelnen Jahrgänge. Die Kleider der Zweitklässler waren verspielter, der Ausschnitt höher. Je älter die Schülerinnen wurden, je raffinierter waren die Kleider, wobei selbst die Kleider der Siebtklässler weder obszön, noch zu unschicklich wirkten. Sie umspielten die Figuren der Mädchen und betonten ihre Vorzüge, kaschierten ihre Schwächen. In der Tat, ein Modedesigner hätte alles dafür gegeben, Frauen mit einem einzigen Kleidungsstil so raffiniert auf ihre persönliche Figur zu kleiden. Als sie die meisterliche Verwandlung sah, tippte sie insgeheim darauf, dass vielleicht doch Miss Granger für das Ganze verantwortlich war. Immerhin war diese eine Meisterin in Verwandlung und hatte bisher einen sehr kreativen Beruf gehabt.
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Um den Liebsten zu schützen
FantasíaWie macht man weiter, wenn die eigene Welt zusammenbricht? Wenn man in einem Märchen lebte, dass plötzlich beendet ist? Ergreift man eine neue Chance auf Glück? Und wie weit würde man gehen, um seinen Liebsten zu schützen? SS/OC Ja, hier ist sie...