Beth spürte das Gewicht des Ordens an ihrer Brust, als sie mit Remus zusammen über die Tanzfläche glitt und sie fragte sich, wann genau sie an diesem Abend angefangen hatte, Spaß zu haben. Denn den hatte sie inzwischen.
Nachdem die peinliche Zeremonie vorbei gewesen war, die in ihren Augen endlos war, obwohl sie vielleicht nur eine halbe Stunde gedauert hatte, fing sie tatsächlich an, die Atmosphäre, die festlich geschmückte Halle, die Musik, die Gespräche und das Tanzen zu genießen.
Es hatte zwar noch einige Zeit gedauert, bis sie den besten Weg gefunden hatte, die ganzen Leute erfolgreich fernzuhalten, die ihr unbedingt danken wollten, aber dann konnte sie sich endlich auf den Abend konzentrieren.
Ihre Lösung war so einfach wie effektiv. Wenn sie nicht gerade tanzte, was Unterhaltungen mit Fremden sowieso erschwerte, stürzte sie sich zielstrebig in eine Unterhaltung mit Harry, Remus, Hermione oder all den anderen und schaute dabei so vertieft aus, dass es keiner wagte, sich ihr zu nähern.
Zu ihrer Belustigung hatten ihre Freunde den Trick schnell durchschaut und aufgenommen, so dass die „Helden" den ganzen Abend höchst beschäftigt wirkten.
Auch Minerva hatte es erkannt und warf ihnen ab und zu einen amüsierten Blick zu, bevor sie den Zaubereiminister oder andere wichtige Persönlichkeiten von ihnen ablenkte.
Beth freute sich also daran, wieder einmal tanzen zu können und es gab nur eine Sache, die ihre Freude trübte.
Severus.
Er war nach der Zeremonie zielstrebig zur Bar gegangen und starrte seitdem so finster vor sich hin, dass sie nicht wagte, sich ihm zu nähern, obwohl sie sich so gerne mit unterhalten hätte. Oder vielleicht sogar mit ihm getanzt ...
Sie verstand nicht, warum sie sich plötzlich so gehemmt ihm gegenüber fühlte. Vor den ganzen Ereignissen hätte sie nicht gezögert, ihn aus seiner düsteren Stimmung zu holen. Aber nach den letzten zwei Wochen war sie zu unsicher dafür geworden. Sie wusste nicht mehr, wie sie sich im gegenüber verhalten sollte und obwohl es ihr mehr wehtat, als sie zugeben wollte, ließ sie ihn in Ruhe und ließ sich nur zu willig von den anderen ablenken.
Aber das verhinderte nicht, dass ihr Blick immer wieder zu ihm hinüberglitt, magisch angezogen von seiner Gestalt. Obwohl er heute nicht anders gekleidet war als sonst, fielen ihr Dinge an ihm auf, die sie bisher nur selten beachtet hatte. Seine schlanke, große Gestalt, die in seiner Kleidung oftmals schlaksig wirkte, von der sie aber wusste, dass sie es nicht war. Sie musste lächeln, als sie an ihre Ankunft auf Hogwarts dachte und sein Kostüm, dass nur zu deutlich gezeigt hatte, dass er keineswegs schlaksig war. Und ohne ihr Zutun dachte sie auch an den Kuss nach dem Ball, den sie schon solange vergessen zu haben schien. Wieso kam er ihr jetzt in den Sinn? Unwillig schüttelte sie den Kopf und blickte zu Remus auf, der sie fragend ansah und lächelte. „Sollte ich eifersüchtig sein, dass deine Gedanken spannender sind als ich?", witzelte er und sie lachte und versuchte, sich auf ihn zu konzentrieren und alles andere auszublenden, bis der Tanz endete.
Aber auf ihrem Weg zurück zum Tisch, fiel ihr Blick erneut auf den Meister der Zaubertränke und sie sah, dass er sie ebenfalls beobachtete. Sie schenkte ihm ein leichtes Lächeln, das jedoch keine Reaktion bei ihm hervorrief. Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, wurde sie von einem Siebtklässler zum Tanzen aufgefordert und kehrte auf halbem Weg zum Tisch zurück zur Tanzfläche.
Sie unterhielt sich ungezwungen mit dem Ravenclaw, der sich, im Gegensatz zu einigen anderen Schülern, zu benehmen wusste und einen gebührenden Tanzabstand einhielt. Sie befragte ihn nach seinen Zielen nach der Schulzeit und er erging sich eifrig in der Beschreibung seiner zukünftigen Ausbildung bei Gringotts als Fluchbrecher. Beth lächelte und wünschte ihm viel Glück dafür, denn sie wusste, er war ein ausgezeichneter Schüler in Verteidigung gegen die dunklen Künste, was dort sein wichtigstes Handwerkszeug sein würde.
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Um den Liebsten zu schützen
FantasyWie macht man weiter, wenn die eigene Welt zusammenbricht? Wenn man in einem Märchen lebte, dass plötzlich beendet ist? Ergreift man eine neue Chance auf Glück? Und wie weit würde man gehen, um seinen Liebsten zu schützen? SS/OC Ja, hier ist sie...