Die nächsten Wochen vergingen auf Hogwarts wie im Flug. Der Schulalltag hatte die Bewohner schnell wieder ihren normalen Rhythmus finden lassen und das sonnige, wenn auch eiskalte Winterwetter tat sein Übriges, um keine trübe Stimmung aufkommen zu lassen.
Vielleicht lag es daran, dass keinem der Zauberer im Schloss auffiel, was sich immer öfters zeigte.
Wer wollte schon einen Zusammenhang sehen zwischen einer Viertklässlerin aus Gryffindor, die ihre Hausaufgaben nicht nur vergaß, sondern auch nicht mehr wusste, dass sie überhaupt welche aufhatte, und einem Slytherin der Abschlussklasse, dem der Geburtstag seiner Freundin komplett entfallen und der deswegen damit beschäftigt war, Wiedergutmachung zu leisten?
Selbst, wenn jemandem beide Ereignisse zu Ohren gekommen wären, hätte er sich vermutlich nichts dabei gedacht, denn so etwas geschah doch häufig und war kein Grund zur Beunruhigung.
Das Problem war nur, dass es dieses Mal doch einer war.
Beth betrat das Schloss durch die große Eingangshalle und atmete bibbernd durch, als die warme Luft ihr Gesicht berührte. Sie klopfte die Hände zusammen und bewegte sich schnell Richtung Kerker, in der Hoffnung, dass das Labor wärmer wäre als die eisige Luft draußen. Obwohl es bereits Mitte Februar war, schien der Frühling noch unendlich weit entfernt, so hatte die Kälte das schottische Hochland noch im Griff.
Am Labor angekommen öffnete sie die Tür und ging hinein, in dem Wissen, dass Severus da sein würde und die Prüfzauber daher nicht auf der Tür lägen. Der Zaubertrankmeister stand an ihrem Labortisch und hatte sich über einen Trank gebeugt, den sie gestern Abend noch angesetzt hatten.
Immer noch zitternd kam Beth näher und fragte mit bibbernder Stimme: „Uuuuund?"
Severus blickte beim Klang ihrer Stimme auf und zog bei ihrem Anblick fragend eine Augenbraue hoch.
„Ich brauchte etwas frische Luft, im Schloss war es so stickig", bibberte Beth, setzte sich auf einen Stuhl und vergrub die Hände in ihrem dicken Fellumhang.
„Darf ich dich daran erinnern, dass schon viele Menschen ihr Leben verloren haben, weil sie erfroren sind, aber ich bisher noch von niemandem gehört habe, der tatsächlich aufgrund eines abscheulichen Geruches sein Leben ausgehaucht hat", entgegnete Severus spöttisch.
Beth grinste nur schief. „Ich werde es mir merken."
Allmählich fühlte sie die Wärme in ihre Glieder zurückkommen und das Zittern hörte langsam auf. Sie stellte sich neben Severus und fragte erneut: „Wie sieht es aus?"
Er wiegte bedächtig den Kopf hin und her. „Zumindest ist der Trank durch die Zugabe des kolloidalen Silbers nicht unbrauchbar geworden, aber die von uns berechnete Veränderung in Farbe und Konsistenz hat nicht stattgefunden."
Beth beugte sich über den Trank und begutachtete ihn. „Vielleicht muss er noch länger köcheln?", meinte sie.
„Oder wir haben etwas übersehen", ergänzte Severus und fuhr nach kurzem Zögern fort. „Wir sollten uns noch einmal genauer damit beschäftigen, was genau wir bisher wissen."
Beth nickte nach kurzem Überlegen, dann sah sie ihn an und sagte mit bittender Stimme: „Könnten wir das aber bitte irgendwo anders machen, wo es einen großen, knisternden Kamin gibt, der eine herrliche Wärme verströmt?"
„Du erwartest sicher nicht, dass ich dich bemitleide, schließlich wolltest du rausgehen", antwortete Severus mit trockener Stimme.
„Das würde mir nie im Leben einfallen", entgegnete Beth im gleichen Tonfall und grinste ihn an.
„Gut", sagte er dann zu ihrer Überraschung. „Komm mit."
Mit diesen Worten wandte er sich vom Tisch ab, hob die Unterlagen hoch, die auf seinem Tisch ausgebreitet waren, und verließ ohne weitere Worte das Labor. Beth folgte ihm hastig, versiegelte schnell die Tür und eilte ihm dann hinterher. Nach der zweiten Biegung erkannte sie, wo er hinwollte und wurde langsamer. Er ging freiwillig mit ihr in seine Wohnung?
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Um den Liebsten zu schützen
FantasyWie macht man weiter, wenn die eigene Welt zusammenbricht? Wenn man in einem Märchen lebte, dass plötzlich beendet ist? Ergreift man eine neue Chance auf Glück? Und wie weit würde man gehen, um seinen Liebsten zu schützen? SS/OC Ja, hier ist sie...