18.) Professor Snapes Erstklässler Ansprache

95 9 1
                                    

Severus wachte Dienstagmorgen nach einer kurzen Nacht mit Kopfschmerzen und mies gelaunt auf. Nachdem er drei Stunden lang über einem neuen Ansatz für seinen Trank gegrübelt hatte, hatte er mit der Zusammenstellung einiger in Frage kommender Zutaten begonnen, nur um nach der Hälfte festzustellen, dass die Mischung in der Art und Weise nicht funktionieren konnte. Genervt hatte er die Sachen wieder weggeräumt und war stattdessen von elf bis zwei Uhr nachts durchs Schloss geschlichen, in der Hoffnung einige Schüler zu erwischen, die gegen die Regeln verstießen. Wie gerne hätte er einige Hauspunkte abgezogen. Aber bei seinem Glück war natürlich niemand unerlaubt unterwegs gewesen und so ging er schließlich schlecht gelaunt schlafen.

Und wachte genauso wieder auf.

Nachdem er einen Kopfschmerztrank hinuntergeschluckt hatte, ging er ins Bad und machte sich fertig.

Als er unter die Dusche stieg und sich fast an dem heißen Wasser verbrühte, entspannten sich seine Muskeln langsam. So manche Schülerin hätte wohl mit offenem Mund auf Severus Körper geschaut. Denn seine Kleidung ließ nicht erahnen, dass er durchaus einen muskulösen Körper hatte, auch wenn er immer noch groß und schlank war. Seine inzwischen kurzen Haare standen wirr vom Kopf ab und nur mit einem Handtuch um die Hüften und einem entspannten Gesichtsausdruck hätte er fast attraktiv ausgesehen, auf eine eher bedrohliche, dunkle Art. Allerdings nur, wenn seine Augen nicht immer noch durchdringend alles beobachten würden, ohne Anzeichen von Wärme, und daher die Blicke aller unweigerlich auf sich zogen, anstatt auf den Rest von ihm. Er zog sich schnell an und machte sich dann auf den Weg zum Frühstück.

Vor der Großen Halle fing ihn Professor Granger ab. Was wollte die Besserwisserin denn jetzt von ihm?

„Professor Snape, dürfte ich Sie um etwas bitten?", fing diese unsicher an.

„Was wollen Sie?", fragte er unwirsch.

„Professor, ich habe mich gefragt, ob Sie in Ihrem Klassenzimmer wohl eine Ausgabe von „101 Zaubertränke für den Alltag" haben und mir dieses kurz ausleihen könnten? Ich möchte gerne die Zusammensetzung des Gnomvertreibungstrankes prüfen."

Er lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand und schaute die junge Frau misstrauisch an. „Möchten Sie mir damit etwa zu verstehen geben, Professor Granger, dass Sie nicht jeden der Zaubertränke in diesem Buch dank Ihres photographischen Gedächtnisses eins zu eins wiedergeben können?"

Seine Stimme hatte zum Schluss höhnisch geklungen und die junge Frau errötete unter seinem scharfen Blick, dann sagte sie: „Ich bin mir an einigen Stellen, diesen Trank betreffend, unsicher und würde es gerne kontrollieren. Leider habe ich mein Exemplar zu Hause gelassen."

Er schaute Miss Know-it-all noch einmal genauer an, nickte aber schließlich. „Ich werde Ihnen das Buch vor dem Unterricht geben. Kommen Sie nach dem Frühstück in meinem Büro vorbei. Sie wissen ja, wo es liegt." Und dabei sah er sie so durchdringend an, dass sie wusste, dass er ihr damit etwas Bestimmtes zu verstehen geben wollte.

Dann durchzuckte sie ein Gedanke. Er wusste es! Er wusste, dass sie damals die Baumschlangenhaut und das Horn vom Zweihorn aus seinem Büro entwendet hatte.

Sie stammelte ein Dankeschön und ging dann schnell in die Halle zum Lehrertisch, wo Beth schon ungeduldig auf sie wartete.

„Und?", flüsterte diese, „hat es geklappt?" Sie nickte nur und begann zu essen. Sie fühlte, wie Professor Snape sie immer noch prüfend musterte und wollte ihn nicht noch misstrauischer machen. Nicht vorstellbar, was geschehen würde, wenn er Beth bei ihrem Vorhaben erwischte.

Verdammt, sie hatte nicht geahnt, dass er sie in Verdacht hatte, das Kraut damals entwendet zu haben. Wieso hatte er sie nie darauf angesprochen? Selbst, wenn er keine Beweise hatte, Severus Snape könnte jeden Menschen dazu bringen, alles zu beichten, was er wissen wollte, nur um seinem stechenden Blick zu entgehen.

Um den Liebsten zu schützenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt