36.) Der Morgen danach

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Langsam tauchte sein Bewusstsein aus dem Schlaf auf und er wurde wach. Vorsichtig öffnete er die Augen, nur um sie direkt wieder zuzukneifen, weil selbst das wenige Licht, das in seinem Schlafzimmer herrschte, Messerstiche durch seinen Kopf sandte.

Leise fluchend versuchte er, sich aufzurichten und schwor sich innerlich, nie mehr so viel zu trinken.

Als er in einer halbwegs aufrechten Position saß, ohne dass ihm schlecht wurde, öffnete er seine Augen im Zeitlupentempo erneut. Diesmal schaffte er es trotz der Schmerzen, sie offen zu lassen.

Er fluchte noch einmal. Sein Kopf fühlte sich an, als ob er platzen würde.

Nur der verdammte selbstgepanschte Feuerwhisky von Filius war daran schuld. Und vielleicht die Flasche Rotwein, sowie die fünf Kurzen, die er zusammen mit Hagrid und Edward vernichtet hatte.

Was war gestern nur mit ihm los gewesen?

Es vergingen noch weitere zehn Minuten, bis er sein Selbstmitleid überwunden hatte, entschlossen die Bettdecke zurückwarf und die Beine auf den Boden stellte. Dann setzte er sich auf den Rand seines Bettes und stützte den Kopf auf die Hände.

„Du bist wirklich ein verdammter Idiot, Severus. Langsam solltest du wissen, was du verträgst", murmelte er zu sich selbst.

Schließlich gab er sich einen Ruck, stand auf und lief etwas wackelig ins Wohnzimmer zu einem kleinen Schrank. Er öffnete die Tür und durchstöberte zittrig den Inhalt, bis er fluchend aufgab. Wie war er auf die blöde Idee gekommen, Kopfschmerztrank zu brauen und keinen in seiner Wohnung zu lagern? Er überlegte mit schmerzendem Kopf, ob er es in sein Labor schaffen würde, sah dann aber ein, dass der Weg momentan viel zu weit wäre.

Mürrisch gab er daher auf und wankte Richtung Badezimmer. Eine heiße Dusche würde hoffentlich helfen, so dass er sich einen Kopfschmerztrank beschaffen konnte.

Severus hatte sich nach zwanzig Minuten unter der Dusche und mit etwas wacheren Lebensgeistern gerade fertig angezogen, als er ein Klopfen vernahm. Zuerst dachte er, das Geräusch hätte sich nur in seinem Kopf zu dem pochenden Schmerz gesellt, erkannte dann aber, dass es von seiner Wohnungstür kam.

Genervt überlegte er, ob er es ignorieren sollte oder nicht, entschied sich dann aber dafür, dass das Klopfen seinen Kopfschmerzen nicht gerade gut tat und seine Stimmung etwas Aufheiterung gebrauchen konnte. Was eignete sich dazu besser, als einen verirrten Schüler zurecht zu stutzen?

Er ging zur Wohnungstür und riss sie auf, schon mit einem passenden Kommentar auf den Lippen, als er erkannte, wer dort stand. Und vor allem, was diese Person in den Händen hielt.

Obwohl er sich geschworen hatte, ihr in Zukunft auf rein kollegialer, sachlicher Ebene zu begegnen und keine Vertraulichkeiten mehr zuzulassen, die zu mehr werden könnten, musste er dem Gefühl widerstehen, sie nett zu begrüßen, so sehr erleichterte ihn der Anblick des kleinen Fläschchens, das sie schwenkte. Kopfschmerztrank.

Lächelnd blickte Beth ihn an und sagte, während sie die Phiole schwenkte: „Ich dachte mir, du könntest das nach der gestrigen Menge an Alkohol benötigen."

Ihr Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen, als sie ihm den Trank reichte und er ihr diesen fast aus der Hand riss.

Schnell entkorkte er die Phiole, hob sie an die Lippen und trank mit einem Zug aus. Dann schloss er die Augen und stand zwei Minuten still, bis er merkte, wie der Trank seine Wirkung tat.

Als er die Augen wieder öffnete, blickte er sie nur an und sagte in möglichst neutralem Ton: „Danke."

Beth grinste erneut. „Vielleicht hätte ich die Gelegenheit nutzen sollen, dir einen Wahrheitstrank unterzujubeln?"

Um den Liebsten zu schützenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt