Die beiden angehenden Professorinnen trafen sich um neun Uhr am Kings Cross Bahnhof. Hermione hatte sich schon am Abend vorher von Blaise verabschiedet, denn die beiden wollten alleine die Abfahrt genießen.
Nachdem sie das Gepäck, das noch nicht auf dem Weg zur Schule war, auf einen Wagen geladen hatten, gingen sie durch das Bahnhofsgelände.
Hermione steuerte zielsicher auf die Wand zwischen Gleis 9 und 10 zu. In Beths Augen sah die Wand ziemlich massiv aus und sie warf der jungen Hexe einen unsicheren Blick zu. Diese lächelte aufmunternd und ging mit dem Gepäckwagen zügig auf die Barriere zu. Und war weg. Beth blinzelte einmal und dann folgte sie der Freundin, allerdings etwas langsamer. Vor der Wand blieb sie stehen, sah sich schnell um und hob prüfend eine Hand an die kalten Backsteine. Als diese mühelos hindurchglitt, straffte sie sich und machte zwei Schritte.
Sie stand auf einem neuen Gleis. Staunend sah Beth sich um. Der rote Hogwarts Express mit der alten Dampflok leuchtete in der Sonne. Momentan waren noch keine Schüler hier, da der Zug erst um 9:34 abfahren sollte. Hermione winkte ihr bereits vom ersten Waggon aus zu und Beth ging mit neugierigen Augen auf sie zu, den Zug begutachtend.
„Er sieht wirklich so aus, wie du ihn immer beschrieben hast", rief Beth lachend.
Ihre Freundin strahlte. „Ist er nicht herrlich? Komm, wir haben vorne ein Abteil für uns. Später sollten wir ab und zu mal durch die Gänge wandern, aber ansonsten wird es eine ruhige Fahrt werden, hoffe ich."
Die beiden schleppten ihr Gepäck in das Abteil und setzten sich. Beth fühlte sich zweihundert Jahre in der Zeit zurückversetzt. Wenn sie hinausblickte, konnte sie förmlich Damen mit langen Kleidern und Sonnenschirmen und Herren mit Gehrock und Stock über den Bahnsteig flanieren sehen.
Wenn jetzt noch ...
Rasch zog sie ihren Zauberstab und richtete ihn auf die erstaunte Hermione. Nach ein paar Worten verschwand plötzlich Hermiones Kleidung und machte einem dunkelroten Empirekleid Platz, zusammen mit einem kessen Hut auf ihrem Haar. Ebenso schnell verwandelte Beth ihren eigenen Rock und ihre Bluse in ein langes, dunkelgrünes Empirekleid, verzichtete jedoch auf einen Hut und ließ die Nadeln aus ihrem Haar verschwinden, so dass dieses ihr offen über den Rücken glitt.
Lachend sah Beth die verdutzte Hermione an, bevor diese mitlachte.
„Du hast Recht", sagte die englische Hexe kichernd, „die Zeit passt wunderbar. Aber glaubst du nicht, unsere Schüler werden jeden Respekt vor uns verlieren, wenn wir so herumlaufen?"
Während sie das sagte, bemerkte sie den Schalk in Beths Augen und sie konnte gar nicht sagen, wie froh sie darüber war, ihre Freundin einmal wieder so glücklich zu sehen.
Es hätte nicht Harrys Warnung bedurft, damit Hermione bemerkte, dass es der jungen Frau bei weitem nicht so gut ging, wie sie sie glauben machen wollte. Umso mehr freute Hermione sich daher über kleine Änderungen in Beths Verhalten, die darauf schließen ließen, dass es ihr vielleicht etwas besser ging.
„Warte nur ab, sie werden nichts dazu sagen können", sinnierte Beth jetzt und zum ersten Mal sah Hermione wieder ein Lächeln bis in Beths Augen dringen.
Beth stand auf und stieg aus dem Zug aus. Noch immer waren keine Schüler in Sicht ... Umso besser, dachte sie grinsend. Dann hob sie ihren Zauberstab und begann Formeln zu murmeln und ihren Zauberstab zu schwenken.
Dabei dachte sie immerzu an das, was sie erreichen wollte und hoffte, dass es klappen würde. Vielleicht war sie auch nicht stark genug dafür? Oder mächtige Zauber um den Zug würden ihre Idee verhindern?
Hermione war ihr nach draußen gefolgt und beobachtete interessiert, wie sich die Magie um Beth herum aufbaute. Es vergingen ungefähr zwei Minuten bis Beth sich frustriert zu ihrer Freundin umdrehte, wie ein Kleinkind mit dem Fuß aufstampfte und sagte: „Es klappt nicht. Dabei sollte es doch eine Überraschung werden." Sie blickte Hermione nachdenklich an und fragte plötzlich mit bittendem Blick: „Kannst du mir helfen, Mione?"
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Um den Liebsten zu schützen
FantasíaWie macht man weiter, wenn die eigene Welt zusammenbricht? Wenn man in einem Märchen lebte, dass plötzlich beendet ist? Ergreift man eine neue Chance auf Glück? Und wie weit würde man gehen, um seinen Liebsten zu schützen? SS/OC Ja, hier ist sie...