33.) Halloween

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„Kann mir einer von euch sagen, wofür Zaubersprüche eigentlich da sind?" Beth blickte die Sechstklässler auffordernd an, die vor ihr saßen.

Auf vielen Gesichtern entdeckte sie Unsicherheit.

Einige sahen weg, andere kritzelten, scheinbar hochkonzentriert, auf ihren Pergamenten herum.

Sie musste sich ein Lächeln verkneifen. Zu gut konnte sie sich an solche Szenen aus ihrer eigenen Schulzeit erinnern, wenn man bloß nicht die Aufmerksamkeit des Lehrers auf sich ziehen wollte.

Heute war Halloween und die Schüler entsprechend aufgeregt, würde ab sechs Uhr doch der Halloweenball beginnen, und ihre Gedanken kreisten mehr darum, als um die Theorie der Magie.

Die Schüler ab der fünften Klasse würden dieses Jahr einen Außenstehenden einladen dürfen, daher war die Vorfreude umso größer und die Konzentration nicht sehr hoch.

Beth hatte inzwischen begonnen, die Sechstklässler in den Grundlagen der ungesagten Magie zu unterrichten. Sie vertrat die Meinung, dass man diese nur beherrschen konnte, wenn man verstand, was die Zaubersprüche für eine Funktion erfüllten und der beste Weg hierzu war, die Lernenden selbst darauf kommen zu lassen. Daher spielte sie bereits seit einer halben Stunde ein Fragespiel mit ihnen.

Während sie ihren Blick über die Reihen wandern ließ, blieb sie schließlich an einer Schülerin hängen, die etwas selbstsicherer als die Anderen wirkte.

„Nun, Miss Martins? Können Sie uns bei unserer Frage helfen?", forderte Beth sie auf.

Die angesprochene Gryffindor blickte ihre Lehrerin an und sagte dann zögerlich: „Ich glaube, Professor, dass die Zaubersprüche nur eine Art Denkhilfe bilden."

„Was genau meinen Sie damit, Miss Martins?"

„Soweit ich weiß, bewirkt die Zauberstabbewegung zusammen mit dem festen Willen des Zauberers das Gelingen eines Zaubers. Die Sprache wird also nicht benötigt, sie dient lediglich als eine Art Erinnerungsstütze für die richtige Ausführung."

Beth nickte der Schülerin anerkennend zu, die sich unter ihrem Blick sichtlich aufrichtete. „Sehr gut, Miss Martins. Zehn Punkte für Gryffindor."

Dann wandte sie sich an die ganze Klasse und fuhr fort: „Wie Miss Martins richtig bemerkt hat, liegt die Funktion eines Zauberspruches alleine in der Tatsache, memorierte Strukturen aus dem Gedächtnis abzurufen. Das Wichtige an der zauberstablosen Magie sind also Bewegung und Konzentration. Die Bewegungen des Stabes bündeln die Magie und dienen der Stabilisierung des Zaubers. Die Konzentration und genaue Ausrichtung des Willens auf den gewünschten Effekt befähigt den Ausführenden dazu, den Zauber durch seine Magie zu entfalten."

Die Schüler sahen sie an, einige noch ratlos, die Meisten aber verstehend.

Sie fuhrt daraufhin fort: „Wer von Ihnen kann Latein?"

Einige Hände hoben sich.

„Gut. Wer kann mir sagen, was lumen bedeutet? Mr. Miller?"

„Lumen bedeutet Licht, Professor."

„Das ist richtig. Und wie heißt der Zauberspruch, mit dem man Licht erzeugt? Mr. Brown?"

„Lumos, Professor."

„Korrekt. Der Zauberspruch ist also kein Phantasiename, sondern aus einer alten Sprache hergeleitet. Nun, wer von Ihnen kannte diesen Zusammenhang bisher nicht?"

Zögernd hoben sich einige Hände und Beth nickte.

„Trotzdem können Sie alle diesen Zauber ausführen, oder?"

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