57.) Jack Cunninghams Geschichte

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„Remus, du hattest die ersten Seiten, oder? Fang bitte an", sagte Harry.

Nachdem alle den Trank geschluckt hatten, war ihre Kraft wiedergekommen, sie waren wach, ihr Gehirn aufnahmebereit und sie brannten jetzt alle darauf, die Geschichte aus dem Tagebuch zu hören, um vielleicht zu erfahren, was auf Hogwarts los war.

Die Entscheidung für den Trank war keinem von ihnen leicht gefallen. Dadurch hatten sie selbst die Zeit begrenzt, die sie noch zur Bewältigung dieses riesigen Problems hatten. Ein Tag blieb ihnen. Bei dem fortschreitenden Befall ihrer Gruppe und deren Dezimierung waren sich aber alle sicher, dass ihnen sowieso nicht mehr Zeit gewährt werden würde.

Also mussten sie sie nutzen, so gut sie konnten. Und jetzt hatten sie alle Hoffnung darauf gesetzt, dass das Tagebuch von Jack Cunningham, Schulleiter auf Hogwarts im Jahr 1540, Aufschluss darüber geben könnte, was damals im Schloss passiert ist und jetzt noch einmal geschah.

Remus legte sich seine Seiten der Übersetzung zurecht, blickte alle der Reihe nach an und begann dann mit der Geschichte, die sich in dem Tagebuch vor der Gruppe ausbreitete: „Mein Name ist Jack Alan Jamie Cunningham, geboren am 3. August 1460, am selben Tag, an dem James II seine Liebe zu Kanonen zum Verhängnis wurde und „der Löwe" ihn bei einer Explosion mit sich in den Tod riss. So wie unser König bei der Belagerung eines Schlosses starb, so wurde ich in eine hineingeboren. Krieg, Tod und Trauer beherrschten die ersten Jahre meines Lebens und so, wie ich dadurch nirgends richtig Zuhause war, entwurzelt durch den Verlust unserer Burg, unseres Heims, fand ich meinen Frieden erst, als ich das erste Mal Hogwarts betreten habe.

Heute, achtzig Jahre später, am elften Januar des Jahres 1540, sitze ich in meinem Büro, beobachte, wie die Sonne langsam hinter dem Horizont versinkt, und versuche, den geheimnisvollen Vorgängen im Schloss auf den Grund zu gehen. Wir sind alle in Gefahr. Ich kann es spüren. Aber noch kann ich nicht sagen, wer das Leben aller Bewohner von Hogwarts bedroht."

Remus blickte auf und nahm sich einen Schluck Wasser.

„Ich hoffe, das Ganze wird noch besser, denn so weit sind wir auch schon", meinte Severus sarkastisch.

„Es sind doch erst die ersten paar Seiten, hab Geduld", entgegnete Beth.

„Jack Cunningham. Ich habe den Namen schon gehört, aber ich kann mir kein Bild dazu ins Gedächtnis rufen. Severus? Du warst Schulleiter. Weißt du, wie er aussah, wer er war?", meinte Hermione nachdenklich.

Severus schüttelte den Kopf. „Ich habe schon darüber nachgedacht, aber nein, ich kann es dir nicht sagen. Es gibt kein Porträt von ihm. Aber jetzt, wo wir wissen, wann diese ... Seuche schon einmal aufgetreten ist, fällt mir etwas Bemerkenswertes auf."

Er brach ab und sah die anderen an, die ungeduldig auf seine Fortsetzung warteten.

„Was denn?", meinte Ginny schließlich.

„Erst Edward Hastings hat die Tradition begründet, nach seinem Ableben ein Bild von sich in Hogwarts zu hinterlassen. Und das war 1560."

„Zwanzig Jahre danach", meinte Harry sinnierend. „Es ist zu auffällig, um ein Zufall zu sein, oder?"

„Weißt du, was der Auslöser für diesen Entschluss war?", hakte Beth nach, aber Severus schüttelte den Kopf. „Ich habe nie nachgefragt und jetzt können wir es nicht mehr." Er dachte an die teilnahmslosen Portraits, die überall im Schloss hingen. Aus diesen Schatten würden sie keine Informationen mehr erhalten.

„Es ist zwar spannend, aber sollten wir nicht erst einmal sehen, was Jack noch geschrieben hat?", warf da Tonks ein und sah Remus auffordernd an.

Nachdem die anderen nickten, fuhr dieser fort: „20. Januar 1540 – Mehr durch Zufall haben sich die ersten Puzzleteile zusammengefügt und ein schreckliches Bild ergeben, mit was wir es zu tun haben. James Summer, unser Heiler, kam zu mir und berichtete von mehreren Vorfällen, deren Verlauf zu ähnlich ist, als dass es ein Zufall sein könnte. Einige der Schüler scheinen Probleme mit ihrem Gedächtnis zu haben. Es häufen sich Erinnerungslücken, spontane Vergesslichkeit und Unruhe. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, ist es mir schon vorher aufgefallen. Die Bilder im Schloss. Wieso habe ich es vorher nicht gesehen? Dass eine Maid plötzlich ihren Geburtstag vergisst, ist doch kein normales Verhalten. Wieso war ich zu blind, es zu bemerken?"

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