17.) Der erste Schultag

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Hermione erwachte Montagmorgen frisch und ausgeruht, als ihr Wecker klingelte. Das war eigentlich untypisch, denn nach dem letzten Tag hatte sie vermutet, sich kaum aus dem Bett quälen zu können. Aber sobald sie die Augen aufschlug, wusste sie, was heute war. Ihr erster Tag als Lehrerin.

Ein Blick auf den Wecker zeigte ihr, dass es sieben Uhr war. Sie schwang sich aus ihrem Bett und warf einen Blick nach draußen. Der rosa schimmernde Himmel verhieß wieder wundervolles Wetter. Schnell ging sie ins Bad und machte sich fertig, so dass sie um kurz vor Acht schon in die Große Halle trat.

Sie begrüßte Pomona, Edward und Anette, die bereits anwesend waren und widmete sich dann ihrem Frühstück. Ein Nachteil des Anti Muskelkater Trankes war, dass er einen ziemlichen Hunger hervorrief, und so langte sie herzhaft zu.

Während sie aß, drifteten ihre Gedanken zu den letzten drei Tagen. Was hatten sie alles erlebt, seit sie am Freitag angekommen waren. Kaum zu glauben, dass es erst drei Tage waren. Die Reise im Hogwarts Express, der Ball, die neue Wohnung und neuen Aufgaben, die Heulende Hütte und auch die weniger schönen Sachen wie der Zwischenfall mit Professor Snape. Ihre Wut war immer noch genauso groß wie Freitagabend. Dieser gedankenlose Klotz. Sie hatte das Gefühl, dass sie immer noch nicht genau wusste, wie groß Beths Kummer wirklich war. Aber sie hatte in den letzten Tagen den Eindruck gehabt, als ob es ihr langsam besser ginge. Als ob die Maske, die sie so verzweifelt der Welt zeigte, nicht mehr nur Maske war, sondern auch schon wieder echte Gefühle beinhaltete. Und dann kam dieser rücksichtslose, sarkastische, ungehobelte Mann und schmiss ihre Freundin wieder aus der Bahn. Als sie an die Szenen Freitagnacht dachte, an Beths Kummer und ihre Trauer, wurde sie selbst deprimiert. Wie musste es sein, seine große Liebe gehabt zu haben und dann zu verlieren? Sie dachte an ihren Freund und was sie empfinden würde, wenn er nicht mehr wäre. Sie wollte es sich nicht mal ausmalen, auch wenn Blaise und sie erst so kurz zusammen waren. Wie viel schlimmer mochte es da für Beth sein, die mit Mark so viele glückliche Jahre gehabt hatte? Wie konnte man so etwas überhaupt überstehen? Einerseits bewunderte sie ihre Freundin für ihre Kraft und für ihren Mut, sich jedem neuen Tag zu stellen. Andererseits machte sie sich auch große Sorgen, dass Beth all ihren Kummer zu tief in sich selbst verborgen hielt und dieser irgendwann mit Gewalt ausbrechen würde. Eine Ahnung davon, was dann geschehen konnte, hatte sie Freitagabend bekommen. Sie würde gut auf sie aufpassen müssen. Es gab nicht viele Menschen, die Beth so gut kannten wie sie und Hermione wusste, dass ihre Freundin auf andere oft so wirkte, als ob ihr alles spielerisch gelingen würde, weil sie bei ihrer Arbeit so gut war. Aber dem war nicht so. Sie wusste, wie viele Stunden Beth geschuftet hatte, um ihren Abschluss so gut hinzubekommen. Sie wusste, wie chaotisch ihre Freundin manchmal sein konnte und dass sie sich oft selbst im Weg stand mit ihrer Sturheit und ihrem unüberlegten Handeln. Das alles machte sie aber keineswegs weniger liebenswert. Im Gegenteil, gerade weil sie so viele kleine Macken hatte, konnte man das, was sie erreicht hatte, so sehr bewundern. Ihr wurde der Erfolg nicht in den Schoss gelegt, sie hatte ihn sich hart erarbeitet und das musste man einfach anerkennen. Hermione machte es nichts aus, wenn Beth manchmal etwas zerstreut wirkte, Termine vergaß oder ihre Wohnung einem Schlachtfeld glich, denn dafür war sie im Gegenzug ein lieber, herzlicher Mensch, mit dem man wunderbar lachen und diskutieren konnte.

Während sie so nachdachte, warf sie einen Blick auf die Uhr, die an einer Wand der Halle hing. Es war inzwischen Viertel nach Acht. Nun, HEUTE würde Beth auf jeden Fall nicht zu spät zum Essen kommen. Sie hatte gestern Abend noch heimlich einen Weckzauber auf Beths Schlafzimmer gelegt. Somit würde sie ab jetzt jeden Schultag um halb Neun geweckt werden, wenn sie dann noch im Bett lag. Hermione grinste. Sie konnte ja schlecht zulassen, dass ihre Freundin an ihrem ersten Schultag oder auch sonst zu spät kommen würde. Aber es wäre vielleicht nicht nötig gewesen, sie im Notfall wecken zu lassen, indem plötzlich die Illusion eines ganzen Haufens Frösche in ihrem Schlafzimmer stand und dazu hörbar quakte. Naja, wenn Beth immer pünktlich aufstand, würde sie das gar nicht mitbekommen.

Um den Liebsten zu schützenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt