Severus hastete durch die Gänge von Hogwarts und konnte dabei nur mühsam seine Erregung unterdrücken. Morgen würde die Schule wieder beginnen und er musste den größten Teil seiner Zeit mit dem Versuch verbringen, unwissende und unmotivierte Kinder durch ihre Schulzeit zu bringen und dafür zu sorgen, dass sie sich während dieser nicht selbst in die Luft jagten. Zum wiederholten Male fragte er sich, warum er das immer noch als seine Pflicht ansah. Konnten nicht auch andere Lehrer aufpassen, dass die Schule keinen zweiten Dunklen Lord hervorbrachte? Es war ja nicht so, als ob ihm das Unterrichten Spaß machen würde und er deshalb blieb. Und doch ... Manchmal, wenn auch sehr selten, war ein Schüler dabei, für den sich alles lohnte. Dem das Verständnis, die Liebe und der Respekt vor der hohen Kunst der Zaubertränke ins Gesicht geschrieben war, sich in seinem Blick widerspiegelte, seinen Fragen, seiner Arbeit.
Vor seinen Augen erschien flüchtig das Bild von Hermione Granger. Ja, sie war so eine Schülerin gewesen. Und dafür lohnte es sich vielleicht doch, seine Zeit zu opfern. Wenn auch nur einer es verstand.
Trotzdem wünschte er sich im Moment die Sommerferien herbei, um noch etwas mehr freie Zeit zu haben.
Die letzten fünf Tage hatte er mit Beth fast ausschließlich im Labor verbracht und über ihrem Trank gebrütet. Er hatte selten eine Zeit so sehr genossen. Erst in diesen Momenten war ihm bewusst geworden, wie sehr er ihre unbefangene Art vermisst hatte, ihren zwanglosen Umgang mit ihm. Als ob er einfach irgendein junger Mann war, den sie kannte und nicht die Fledermaus aus den Kerkern, der Typ, der seine große Liebe verraten hatte und die durch ihn sterben musste.
Er wunderte sich jeden Tag, wie Beth es so mühelos schaffte, ihn aus der Reserve zu locken. Wenn sie anfing, ihn zu necken, mit ihm zu streiten oder zu diskutieren, dann bröckelte seine Haltung langsam aber sicher immer weiter, bis er sich fast selbst nicht mehr erkannte. Er hatte eine diebische Freude daran, sie in Verlegenheit zu bringen, zu sehen, wie sie ihm jedes Mal so willig in die Falle ging. Er schüttelte den Kopf. Was war bloß mit dieser Frau los, dass er sich so verändert hatte in ihrer Gegenwart? Er wusste es nicht.
Aber einer Sache war er sich sicher. Er wollte nicht, dass es aufhörte.
Als er um die nächste Ecke bog, wanderten seine Gedanken wieder zum Trank. Beth hatte ihm erzählt, dass sie selbst verzweifelt versucht hatte, den Fehler zu finden, aber einfach nichts gefunden hatte. Und sie hatte gründlich recherchiert, wie er an den Stapeln an Unterlagen nur zu deutlich sehen konnte. Er hatte daraus erkennen können, wie groß ihr Widerwille gewesen sein musste, ihn um Hilfe zu bitten und wenn er an sein Verhalten nach Halloween dachte, konnte er es ihr nicht verübeln. Umso mehr Stärke hatte sie bewiesen, es letztendlich doch zu tun, was seine Achtung vor ihr, wenn auch widerwillig, nur noch weiter gefördert hatte.
Sie hatten zusammen jede Zutat noch einmal analysiert, alle Vor- und Nachteile und mögliche Wechselwirkungen besprochen, aber vergeblich. Bis heute Mittag war er fast geneigt gewesen, zuzugeben, dass er auch nicht mehr weiterwusste. Was er natürlich nie offen ausgesprochen hätte.
Aber er war soweit gewesen, dass er eine Pause vorschlug, damit sich beide auf den Unterricht morgen vorbereiten könnten. Und während er tatsächlich versuchte, in seinem Büro die restlichen ausstehenden Arbeiten zu korrigieren, war ihm die Lösung wie Schuppen von den Augen gefallen.
Er schien momentan keine Geduld und Ausdauer mehr zu besitzen, warum würde er sonst gerade auf dem Weg sein, Beth zu erzählen, was ihm in den Sinn gekommen war, anstatt bis morgen Abend zu warten?
Aber er brannte darauf, zu erfahren, ob seine Vermutung korrekt war und wollte unbedingt seine Theorie mit ihr überprüfen.
Also hatte er sich entschieden, dass vier Stunden Unterrichtsvorbereitung ausreichen mussten und sich auf den Weg zu Beths Wohnung gemacht.
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Um den Liebsten zu schützen
FantasíaWie macht man weiter, wenn die eigene Welt zusammenbricht? Wenn man in einem Märchen lebte, dass plötzlich beendet ist? Ergreift man eine neue Chance auf Glück? Und wie weit würde man gehen, um seinen Liebsten zu schützen? SS/OC Ja, hier ist sie...