Augenblick #129

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Fadrok war im tiefen Schnee des Waldes zusammengebrochen und der Wind hatte ihn schon fast komplett mit Schnee bedeckt. Nur langsam kam der Mann wieder zu sich. Seine Haut war bereits bläulich und er zitterte am ganzen Körper. Plötzlich zeigten sich in der Dunkelheit, zwischen den Bäumen, zwei gelbe Augen und einen Augenblick später trat ein weißer Wolf vor den einsamen Jäger. Der Wolf ließ ein leises Knurren hören und schnüffelte an dem dicken Mantel aus Fell. Fadrok drehte sich mit letzter Kraft auf den Rücken und schaute dem Wolf mitten ins Gesicht. Er wusste, dass seine letzte Stunde geschlagen hatte und er weder dem Tier noch der Natur nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Das Tier starrte ihm entgegen und verharrte bewegungslos. Fadrok spürten, wie die letzten Lebensfunken seinen Körper verließen, aber er starb nicht. Sein Geist und sein Bewusstsein waren plötzlich in dem Körper des Wolfes und Fadroks Menschenkörper war in dem tiefen Schnee verschwunden. Die Augen des weißen Wolfes weiteten sich. Das Tier legte den Kopf nach hinten und stieß sein Geheul in den nächtlichen Sternenhimmel. Doch es war die Stimme des Jägers, die heulte und die Stille im Wald zerriss. Der Mann war so sehr überfordert mit dem neuen Körper und den Eindrücken, dass er beinahe den Verstand verlor. 

Heldenhafte Augenblicke - 2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt