Augenblick #113

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Vorsichtig setzte der Ritter in der silbernen Rüstung einen Schritt vor den anderen, während er sich der dampfenden Lavagrube vor ihm näherte. Dichter Rauch entstieg der feurigen Schlucht und ab und zu ertönte ein dunkles Grollen aus der Tiefe. Plötzlich fing der Boden an zu beben und der Ritter blieb wie angewurzelt stehen. Vor ihm schoben sich zwei mächtige Hörner über den Rand des Kraters und die heiße Luft wurde beinahe unerträglich. Der Mann klappte sein glänzendes Visier hoch und schnappte aufgeregt nach Luft. Es war das erste Mal, dass der Ritter an seinem Eid und an seinem Lebenssinn zweifelte. Allein würde er einen solchen Drachen nie erschlagen können und er wollte nicht glauben, dass selbst der König keine Erklärung für die roten Drachen hatte, die immer wieder aus den weiten Bergen in diese Länder kamen. Der Ritter war der Krone immer treu ergeben gewesen, aber mittlerweile war er der Meinung, dass ihn seine blinde Loyalität eine Lüge hatte leben lassen. Schließlich nahm er seinen ganzen Mut zusammen und blickte in den Krater. Er erblickte ein Paar stechend gelber Augen und ein mächtiges Haupt mit Hörnern, das von roten Schuppen bedeckt war. Diesen Drachen würde er nicht töten können. Hatte man ihn in den sicheren Tod geschickt?

Heldenhafte Augenblicke - 2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt