Augenblick #124

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Gegen Mittag erreichte der Gnom, beim Abstieg des Berges, eine kleine Anhöhe und entschied, sich eine kurze Rast zu machen. Schon von hier oben aus konnte der Mann die kleine Stadt nahe dem Walde sehen. Er war voller Vorfreude seine Familie und Freunde nach so langer Zeit wiederzusehen. Als er seinen letzten Proviant vertilgt hatte, machte sich der Gnom mit schnellen Schritten an den restlichen Abstieg. Er konnte es kaum erwarten, sein geliebtes Weib wieder in den Armen zu halten. Zu lange war er auf Reisen gewesen und im Rückblick fand er, dass er seine kostbare Zeit nur verschwendet hatte. Die Aufträge, denen er nachgegangen war, hatten gutes Geld eingebracht, das stand außer Frage. Doch er wusste, dass er seine Zeit sinnvoller mit seiner Familie hätte verbringen können. Kein Geld der Welt war die Zeit mit seiner Familie wert. Meter für Meter stieg er den Berg hinunter, aber er schien trotzdem nicht wirklich voranzukommen und selbst die Zeit schien stillzustehen. Immer wieder musste der Gnom sich neue Wege suchen, weil jeder Weg irgendwann vor einer Steinwand oder vor einer Klippe endete. Den Aufstieg hatte er innerhalb eines Tages hinter sich gebracht, aber der Abstieg schien aus unerklärlichen Gründen viel länger zu dauern.

Heldenhafte Augenblicke - 2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt