Augenblick #165

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Er saß auf einem glatten Stein und stierte gedankenverloren in die heiße Glut vor sich. Der Mann war müde und seine Augenlider wurden immer schwerer. Das Leben eines Söldners war nicht einfach, aber er verdiente viel Gold und erntete für seine Taten Ruhm. Das war das Einzige, das ihn interessierte. Abwesend spielte er mit seinem Messer und bohrte die scharfe Klinge immer wieder in die weichen Stellen des sonst steinigen Bodens. Der Spähtrupp, dem er angehörte, hatte die Zelte auf einer Anhöhe des Hochlandes aufgeschlagen. Sie durchquerten die Ländereien seit Tagen, um einer der großen Städte im Krieg zu Hilfe zu kommen. Er wusste, dass sie die Stadt in etwa zwei Tagen erreichen würden. Sie hatten sich jeden Tag Mühe gegeben, das hohe Marschtempo zu halten, und die Stadt brauchte jede Hilfe, die sie bekommen konnte. Den Söldnern rannte die Zeit davon. Sie waren seit Tagen ohne große Pausen marschiert und auch in den Nächten hatten sie kaum geschlafen. Der Mann begann daran zu zweifeln, dass sie bei ihrer Ankunft noch in der Lage waren einen Kampf zu führen. Wenn sie die Schlacht entscheiden wollten, hatten sie alle ausgeruht und bei Kräften zu sein. Schließlich legte er sein Messer zur Seite und starrte in die kleinen Flammen. 

Heldenhafte Augenblicke - 2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt