18.

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'Du musst uns dir helfen lassen.'

Aber ich will ihre Hilfe nicht.

Enttäuscht dreht sie sich um.

'Was willst du für eine Strafe? Morgen soll es viel Schnee geben. Du wirst um 5:00 Uhr aufstehen und die Wege frei schippen.'

Schweigend warte ich darauf, dass ich endlich gehen darf.

'Hast du mich verstanden?'

Ich nicke.

'Gut, du kannst jetzt gehen.'

Ich drehe mich um und verlasse den Raum wieder. Sobald ich draußen bin, renne ich los. Ich will weg von hier. Möglichst weit weg.

Als ich wieder die kleine Hütte erreiche, breche ich erschöpft zusammen. Meine Lunge brennt. Keuchend lasse ich mich auf den Boden fallen.

Hier habe ich wenigstens ein bisschen Ruhe. Aber ich muss aufpassen, dass ich nicht wieder einschlafe.

Als ich mich endlich wieder ein wenig beruhigt habe, blicke ich aus dem kleinen Fenster. Es schneit.

Ein kleines Lächeln erscheint auf meinem Gesicht. Ich liebe es, wenn die Welt mit einer weißen Decke überzogen ist.

Dann sieht man nicht mehr, wie böse die Welt eigentlich ist. Man sieht die grauen Straßen nicht mehr und die Menschen sind in ihre Wintermäntel eingehüllt und tragen bunte Mützen und Schals.

Alles wirkt dann irgendwie freundlicher.

Doch natürlich werden meine schönen Gedanken von Erinnerungen beschattet. Das Lächeln aus meinem Gesicht verschwindet schlagartig.

Die Bilder spuken in meinem Kopf herum und meine Tränen machen mich blind.

Ich muss daran denken, wie ich mit einer Freundin Schlitten fahren gehen wollte. Damals war ich noch im Kindergarten.

Die Mutter der Freundin hatte vorgeschlagen, dass die Mütter ja auch mitkommen könnten. Meine Mutter konnte sich nicht rausreden und musste dann mitkommen.

Doch als ich irgendwann vom Schlitten gefallen bin und eine Wunde aufgegangen ist, musste sie vor der anderen Mutter so tun, als hätte sie mich lieb.

Sie mich in den Arm genommen und mich sogar auf den Kopf geküsst. Hätte es nicht so weh getan, wäre ich wahrscheinlich schreiend weggelaufen.

Als dann auch noch die andere Mutter gefragt hat, woher die Wunden kamen, konnte sie natürlich nicht zugeben, dass sie sie mir zugefügt hat. Stattdessen hat sie irgendeine Lügengeschichte erfunden.

Wenn ich jetzt aus dem Fenster, auf die dünne Schneedecke schaue, dann sehe ich noch immer vor mir, wie das Blut den Schnee rot färbt.

Doch das schlimmste war nicht der Schmerz der Wunden, sondern die Verlogenheit meiner Mutter.

Wie in Trance wende ich den Blick ab. Geschockt blicke ich zur Leiter. Da steht jemand...

Wieso ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt