Wieso ich?

10.

'Guten Morgen, ich bin Herr Roth. Du musst Mia sein.'

Mein Blick wandert von seinem Gesicht zu der mir entgegengestreckten Hand.

Als ich keine Anstalten mache, ihm die Hand zu schütteln, zuckt er bloß mit den Schultern.

'Dann eben nicht.'

Er lässt die Hand sinken und hält mir die Tür auf.

Zögernd trete ich hinaus in die Aula.

'Ich freue mich sehr, dass du nun in meine Klasse gehen wirst.'

Wenn ich eines noch mehr hasse, als meine Vergangenheit, dann sind dass Menschen, die einen durchgehend anstrahlen, als wären sie die Sonne höchst persönlich.

Genervt folge ich ihm durch die langen Gänge.

Endlich sind wir vor dem Klassenzimmer angekommen.

Alle anderen Klassen sind schon in ihren Räumen, nur meine Neue noch nicht.

Als Herr Roth das Klassenzimmer aufschließt, stürmen die Schüler an ihm vorbei in den Raum, als ständen dort 3 Tonnen Schokolade.

Etwas verwirrt bleibe ich stehen. So ein Verhalten kenne ich bloß von neu eingeschulten Fünftklässlern.

Ich trete hinter Herr Roth in den Raum. Als die Schüler mich sehen, geht das Gerede erst richtig los.

'Ruhe bitte, das ist Mia Fölling, sie ist neu hier, also seid bitte nett zu ihr.'

Als Herr Roth geendet hat, meldet sich ein Mädchen aus der letzten Reihe.

'Wann bist du hergezogen? Sind deine Eltern reich?'

Die ganze letzte Reihe kriegt sich nicht mehr vor Lachen. Ich verschließe meine Lipoen zu einem Strich und starre auf den Boden vor mir.

Ich darf mir meine Verletzlichkeit nicht anmerken lassen. Ich darf nicht zeigen, dass ich kurz davor bin zu schreien.

Herr Roth sieht mich mitleidig an. Dann schießt er wütende Blicke auf die letzte Reihe ab.

'Sie lebt im Heim.'

Weiß er überhaupt, wieso ich im Heim lebe, was mir meine Eltern angetan haben?

Er weist mir noch einen Platz in der dritten Reihe zu. Ich sitze ganz außen, neben einem Mädchen, dass aussieht wie eine Mischung aus Donald Duck und Draco Malfoy in weiblich.

Sie sieht mich mitfühlend an.

'Ich lebe auch im Heim, meine Eltern sind gestorben, als ich noch klein war. Ich lebe quasi schon mein ganzes Leben in Heim.'

Genervt drehe ich mich weg.