41.

81 7 0
                                    

Nach einer gefühlten Ewigkeit beruhigen wir uns langsam und unsere Griffe lockern sich. Wir sinken auf den Boden und lehnen uns mit dem Gitter zwischen uns aneinander.

Dann richtet sich Fabian auf.

'Sie können mich nicht von ihr weghalten! Sie müssen mich mit ihr gehen lassen!'

Schnell drehe ich mich zu ihm. Ich lege meine Hand auf seine, die verkrampft an das Gitter geklammert ist.

'Lass mich das regeln, ok?'

Er nickt langsam und sinkt dann wieder an das Gitter.

Ich wende mich den Polizisten zu.

'Könnte man seinen Fall nicht auch in einem anderen Ort behandeln? Könnte man ihn nicht woanders einsperren?'

Zögernd nickt einer der Polizisten.

'Worauf willst du hinaus?'

Ich seufze.

'Wir würden gerne in der Nähe voneinander sein. Wir haben uns seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen. Ich bin in einem Heim, von dem die Polizeistelle nicht weit weg ist. Bitte.'

'Welcher Ort ist das?'

Ich nenne ihm den Ort und er verschwindet um die nächste Ecke.

Nach ein paar Minuten kommt er wieder zurück. Er nickt mir zu.

Begeistert greife ich nach Fabians Hand und lächle ihn an, was er sofort erwidert.

'Wir können ihn gleich dort hinbringen. Ich werde ihn fahren.'

'Kann er vielleicht mit uns im Bus mitfahren?'

Er zögert.

'Eigentlich geht das nicht.'

Da schaltet sich eine Polizistin ein.

'Wie wäre es damit: er darf im Bus mitfahren und ein Polizeiauto fährt hinterher. Sollte es irgendwelche Ausschreitungen geben, wird er sofort wieder zurückgebracht. Dasselbe gilt für Ausschreitungen vor Ort.'

Der Polizist nickt nach kurzem Überlegen.

Dankbar lächelnd sehe ich die Polizistin an.

'Danke.'

Sie zwinkert mir bloß lächelnd zu und verschwindet dann um die Ecke.

Stück für Stück löst sich die Polizistenansammlung auf, da immer mehr an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.

Fabian wird aus der Zelle herausgelassen und wir werden nach draußen begleitet. Dort warten schon die Schulklassen auf uns.

Ein vor Aufregung völlig aufgelöster Herr Roth kommt auf mich zu.

'Was tust du nur?! Musste das wirklich sein?'

'Ja, es musste sein.'

Ich spüre, wie Fabian seinen Arm um mich legt. Dann gehen wir weiter.

Wir werden von zwei Polizisten zum Bus begleitet. Nachdem wir eingestiegen sind, steigen auch die beiden in ein Polizeiauto, dass ein dritter Polizist hergefahren hat.

Ich sinke an seine Brust und seine Arme halten mich fest. Müde, erschöpft und traurig über Toms Tod, lehne ich an ihm.

Wir sprechen die ganze Fahrt über kein Wort. Die Nähe des anderen reicht. Keiner von uns will reden.

Wieso ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt