31.

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Irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein, denn als ich aufwache, sitzt Johanna neben mir und streichelt immer wieder sanft meinen Rücken.

Solche Berührungen sind neu für mich, meine Eltern haben mir schließlich keine Liebe gezeigt, aber es fühlt sich gut an.

Ich drehe mich ein wenig, um sie anzusehen. Sie hört auf, meinen Rücken zu streicheln und erwidert meinen Blick.

Still schauen wir uns an, dann nimmt sie mich in den Arm.

'Ich hab gehört, was heute morgen in der Schule war. Wie geht es dir?'

Blöde Frage.

'Wie soll es mir schon gehen?!'

Sie nickt.

'Tut mir leid, war eine blöde Frage.'

Ich nicke.

Eine Weile schweigen wir uns an, dann fängt sie wieder an zu sprechen.

'Es gibt Mittagessen, willst du mit runter kommen?'

Ich zögere, beschließe dann aber, auf ihr Angebot einzugehen, da mir ein wenig Ablenkung sicherlich gut tut.

Ich nicke also und greife nach meinen Krücken. Neben ihr humpel ich durch die Gänge und die Treppen runter in den Essraum.

Ich setze mich schonmal an einen Tisch und sie bringt mir etwas zu Essen mit. Es gibt Nudeln mit irgendeiner undefinierbaren Soße.

Ich irgnoriere den seltsamen Geschmack des Essen und unterhalte mich angeregt mit Johanna über alles mögliche.

Bloß über die wirklich wichtigen Dinge reden wir nicht.

*

Ich liege noch lange wach. Meine Gedanken hängen an den Erlebnissen von heute Mittag und vor allem an der Vergangenheit.

Egal womit ich mich abzulenken versuche, die Vergangenheit drängt sich immer wieder in meine Gedanken.

Ich wälze mich unruhig hin und her, bis ich beschließe, aufzustehen und ein bisschen an die frische Luft zu gehen.

Um diese Uhrzeit darf ich nicht mehr alleine draußen sein, also schleiche ich mich, so gut man mit Krücken eben schleichen kann, durch den Hintereingang nach draußen.

Die Tür fällt hinter mir ins Schloss. Ich drehe meinen Kopf zum Himmel, schließe meine Augen und atme tief ein.

Dann öffne ich sie wieder und betrachte den Sternenhimmel über mir. Ich suche nach dem großen Wagen, doch stattdessen fällt mir der Orion in die Augen. Die einzigen Beiden Strenbilder, die ich kenne.

Je länger ich hinschaue, desto mehr kleine Sterne scheinen außenrum aufzutauchen. Ich vergesse die Welt um mich herum ubd versinke ganz im Anblick des Sternenhimmels.

Ich nehme kaum wahr, wie sich meine Muskeln entspannen und sogar langsam ein kleines Lächeln auf meinen Lippen erscheint.

Meine Gedanken kommen endlich zur Ruhe und verschwinden so weit in meinem Hinterkopf, dass es sich anfühlt, als hätte ich aufgehört, überhaupt noch zu denken.

Mein Herzschlag ist ruhig und ich wache langsam wieder aus dieser Trance auf. Ich bin plötzlich so müde, dass ich auf dem schnellsten Weg wie möglich in mein Bett gehe.

Erst drinnen nehme ich wahr, wie kalt mir eigentlich draußen war. Sobald ich die warme Luft um mich herum spüre und mich wieder bewege, stellen sich alle meine Härchen auf.

Ich zittere am ganzen Körper und kuschle mich oben gleich in meine Decke ein. Allmählich taut mein Körper wieder auf und ich schlafe in einer wohligen Wärme ein.

Wieso ich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt