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Heute ist Freitag. Ich soll erst nächste Woche in die neue Schule gehen. Also habe ich noch drei Tage, an denen ich tun und lassen kann, was ich will.

Ich habe fertig gegessen und will gerade gehen, als ich ich eine Hand auf meiner Schulter spüre.

Ich drehe mich um und blicke in das Gesicht eines Mädchens. Ihre kurzen, strohblonden Haare hat sie mit ein paar Haarspangen festgesteckt. Ihr Körper ist dünn und knochig.

Ich spüre, dass sie mich ebenso mustert, wie ich sie.

'Frau Spießgart will dich sprechen.'

Erklärt sie mir nicht gerade freundlich.  Ich nicke bloß und sie dreht sich wieder um und verschwindet zwischen all den anderen.

Genervt mache ich mich auf den Weg zu ihrem Büro. Ich hatte nicht vor, heute irgendetwas zu machen. Ich wollte mir einen Ort suchen, an dem ich alleine sein konnte und dort den restlichen Tag verbringen.

Ich quetsche mich durch die vollen Flure und finde das Büro von Frau Spießgart schon kurze Zeit später.

Auf mein Klopfen ertönt ein freundliches 'Herein'.

Ich öffne die Tür und trete zögernd ein. In der Mitte des Raumes steht ein riesiger Schreibtisch, hinter dem Frau Spießgart sitzt. Sie ist die Heimleiterin und etwa Mitte Fünfzig. Ihre grauen Haare trägt sie zu einem strengen Knoten zurückgebunden.

Mein Blick schweift zur linken Wand, an der sich ein Fenster und ein Regal mit Büchern und Ordern befindet.

An der rechten Wand, stehen drei aufeinander gestapelte Stühle und ein paar Gruppenfotos der Heimkinder in blauen Bilderrahmen hängen an der Wand.

'Ah, Mia. Ich habe dich erwartet. Nimm dir einen Stuhl und setz dich.'

Sie lächelt mich freundlich an. Ich hebe einen Stuhl von dem Stapel, stelle ihn vor den Schreibtisch und setze mich hin.

'Du weißt, dass du ab Montag in die Schule hier im Ort gehen wirst?'

Es ist eher eine rethorische Frage, aber ich nicke trotzdem.

'Gut, du bist dann in der zehnten Klasse. Du hast fast zwei Schuljahre verpasst, aber du wiederholst vorläufig nur eine Klasse. Wenn du das Nachholen des Stoffes nicht schaffst, musst du die zehnte Klasse auch noch wiederholen.'

Wieder nicke ich.

'Der Weg zur Schule ist nicht weit. Am Anfang kannst du dich an den anderen Schülern aus dem Heim orientieren. Melde dich am Montag einfach im Sekretäriat, dort wird man dir sagen, wo du hin musst.'

Sie macht eine kleine Pause und sieht mich eindringlich an.

'Soviel zum Thema Schule. Du lebst jetzt in diesem Heim, also musst du unsere Regeln beachten:

Nicht Rauchen, kein Alkohol, keine Prügeleien, Zimmer aufräumen, putzen und einmal in der Woche in der Küche helfen. Deine Wäsche musst du selber waschen.

An Schultagen ist um 21:30 Uhr Zeit ins Bett zu gehen, du kannst dann noch lesen, wenn du willst. Am Wochenende ist erst um 23:00 Uhr Schluss. Aber ab 21:00 Uhr darfst du nicht mehr alleine nach draußen, auch nicht auf das Gelände des Heims. Ihr müsst immer mindestens zu zweit sein. Wenn du das Gelände verlässt, musst du dich abmelden und bei deiner Rückkehr wieder anmelden.'

Sie macht wieder eine kleine Pause und schaut mich aus ihren warmen, gleichzeitig scharf und bestimmt wirkenden bernsteinfarbenen Augen an.

'Wenn du dich daran hältst, denke ich, dass wir gut miteinander zurechtkommen werden.'

Ich erwidere ihren Blick. Sie hat mich zwar nichts gefragt, aber ich nicke trotzdem. Ich habe das Gefühl, dass sie von mir irgendeine Reaktion oder Antwort erwartet.

'Ich hoffe, du wirst dich gut benehmen, und tun was man dir sagt. Und zwar nicht nur im Heim, sondern immer und überall.'

Ich nicke. Sie ist eine von denen, denen man lieber nicht widerspricht.

Sie lächelt.

'Ich sehe, wir haben uns verstanden.

Du kannst jetzt gehn.'

Ich stehe auf und verlasse mit gleichmäßigen Schritten den Raum.

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Das war das zweite Kapitel meines Buches. Ich hoffe, es hat euch gefallen.

Ich würde mich sehr über Votes und Kommentare freuen. :)

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