Kapitel 27

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Nach Weihnachten und Silvester ging es für Kai erstmal ins Traininglager und es verging einiges an Zeit, bis ich dann eines abends die entscheidende Nachricht von ihm bekam:

Ich hab mit Sophia geredet... Kann ich dich kurz anrufen?

Sofort bejahte ich seine Frage und eine Sekunde später klingelte auch schon mein Handy.
"Hey, wie ist es gelaufen?", fragte ich sofort.
"Naja, eigentlich scheiße, aber gleichzeitig bin ich auch froh darüber, dass nun die Wahrheit ans Licht kam."
"Hattest du Recht? Betrügt sie dich?"
"Leider ja", antwortete Kai niedergeschlagen.
"Oh nein, du Armer! Ich würde dich jetzt am liebsten einmal fest drücken! Aber wie hast du es aus ihr herausbekommen?"
"Das war so, ich hab sie halt darauf angesprochen, dass sie kaum noch Zeit für mich hat und dass ich das Gefühl habe, dass sie die ganze Zeit ihr Handy vor mir versteckt. Zum Ende hin habe ich auch etwas angedeutet, dass es mir so vorkommt, als ob sie mir was verheimlicht. Zuerst hat sie gemeint, dass sie nicht wüsste von was ich rede. Ich hab aber nicht locker gelassen und klar gemacht, dass sie mir nichts vormachen kann. Dann ist sie plötzlich in Tränen ausgebrochen und hat mir alles erklärt. Anscheinend gab es da einen Jungen, der schon lange in ihrem Freundeskreis ist, aber mit dem sie nicht so viel zu tun hat. Trotzdem hat sie sich schon vor Längerem ein wenig in ihn verknallt. Als die beiden nach einer Party etwas angetrunken waren, kam es dann zu... naja, du weißt schon..."
"Wir sind wohl beide reif genug, dass du Sex sagen kannst", schob ich dazwischen.
"Ja... also es kam zu Sex", seufzte Kai, "Bloß leider blieb es nicht bei dem einen Mal. Es muss wohl mit ihm besonders gut gewesen sein..."
"Oh Mann, Kai, das tut mir so leid! Du hast das echt nicht verdient. Du hättest für diese Frau wohl alles getan und sie wirft deine Liebe einfach so weg! Kann ich denn irgendwas für dich tun?"
Kai überlegte einen Moment. "Würdest du mich vielleicht am Wochenende besuchen kommen? Ich konnte etwas Gesellschaft sehr gut vertragen..."
"Liebend gern! Ich war ja schon ewig nicht mehr bei dir. Wir machen uns ein schönes Wochenende. Schauen Filme, kochen und spielen Fifa", schlug ich vor.
"Ich könnte dich auch ein wenig hier in der Stadt herumführen", fügte Kai hinzu.
"Gute Idee!"

Wir redet noch eine Stunde lang und überlegten uns Dinge, die wir am Wochenende machen konnten. Am Ende hatten wir eine so lange Liste, dass wir das alles niemals nur an zwei Tagen zustande bringen konnten. Doch das war uns vollkommen egal, es ging einfach darum über etwas anderes als Sophia zu reden. Als ich dann irgendwann nach einem "Ich freu mich schon auf unser Wochenende, bis dann!" auflegte, hatte ich das Gefühl, dass es Kai schon ein wenig besser ging als zu Beginn unseres Gesprächs.

Dennoch lag ich nach unserem Telefonat noch eine ganze Weile in meinem Bett und dachte über all das nach.
Kai tat mir unendlich leid und ich wollte mir gar nicht vorstellen, was er wohl durchmachen musste. Das ist wohl das schlimmste, das einem verliebten Menschen passieren konnte.
Gleichzeitig spürte ich auch eine leichte Wut. Sophia wusste gar nicht zu schätzen, was sie an Kai hatte. Ich würde alles dafür geben, um an ihrer Stelle zu stehen. Also eher an der Stelle, an der sie mal stand...
Ich konnte mir gar nicht vorstellen einen so tollen Menschen wie Kai zu betrügen. Ich würde ihn viel besser behandeln, wenn er mein Freund wäre.
Meine Gedanken gingen immer weiter in diese Richtung, bis ich bemerkte, dass es wohl gerade ein schlechter Zeitpunkt war, um über meine Gefühle zu Kai zu sprechen. Er brauchte mich jetzt als seine beste Freundin. Ich musste ihn unterstützen und meine dämlichen Gefühle weiterhin unterdrücken, wie ich es ja schon lang genug hinbekommen hatte.
Ein kleiner Teil meines Gehirns freute sich darüber, dass Kai jetzt wieder Single war. Doch der restliche, vernünftige Teil wusste, dass Kai jetzt erstmal Zeit brauchte, um über Sophia hinwegzukommen. Erst wenn er das geschafft hatte, würde ich mal darüber nachdenken können, ihm meine Gefühle zu offenbaren, doch das würde wohl noch etwas dauern. Ich war mir ja nicht mal sicher, ob das eine gute Idee war. Ich wollte auf keinen Fall unsere Freundschaft zerstören, dafür war sie mir einfach zu kostbar. Aber um diese Entscheidung zu treffen, hatte ich ja sowieso noch genug Zeit.
Jetzt musste ich erstmal noch zwei Tage zur Schule, bevor ich dann endlich mal wieder zu Kai fahren würde. Nur bei dem Gedanken daran, spürte ich bereits diese prickelnde Vorfreude.
Zwei Tage lang den Schulalltag vergessen, aus Aachen rauskommen und dann die Zeit mit meinem besten Freund verbringen. Was wollte ich mehr?
Naja, vielleicht wäre mir ein glücklicher und nicht am Boden zerstörter bester Freund ein wenig lieber. Aber genau das war nun meine Aufgabe. Ich war dafür verantwortlich Kai wieder aus seiner depressiven Phase rauszuholen. Ich musste ihm zeigen, dass es sich nicht lohnte, einem solchen Menschen nachzutrauern.
Und ich war überzeugt davon, dass ich meinen Job gut machen würde.

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Guten Abend!

Ich hab jetzt endlich alle Klausuren des ersten Halbjahrs hinter mir und vorerst etwas Ruhe. Mal sehen wie lange...
Ich werde versuchen meine freie Zeit dazu zu nutzen, um mal wieder etwas in der Geschichte voranzuschreiten 😇

Ein schönes Wochenende euch allen!
Eure Laura ♡

Just a fence between us | Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt