Kapitel 15

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Friedlich lag ich auf Kais Sofa und schlief, als ich plötzlich Hände an meinem Bauch spürte, die begannen mich gnadenlos zu kitzeln. Erschrocken schlug ich die Augen auf und sah in das lachende Gesicht von Kai.
"Guten Morgen!", meinte er grinsend.
Doch ich konnte nicht antworten, da er überhaupt nicht daran dachte aufzuhören mich zu kitzeln. Ich windete mich unter ihm und versuchte seine Hände festzuhalten. Nach längerem Gerangel schaffte ich es, Kais Handgelenk zu packen. Doch dadurch verlor er plötzlich das Gleichgewicht und landete direkt auf mir.
Ich stöhnte unter dem Gewicht auf. Sofort rutschte Kai von mir herunter, sodass er nun neben mir lag.
"Sorry, ist alles in Ordnung?", fragte er mich besorgt und legte eine Hand auf meinen Bauch. Ich öffnete meine Augen, die ich zuvor schmerzverzerrt zusammengekniffen hatte. Ich blickte direkt in Kais beunruhigtes Gesicht, das nur wenige Zentimeter über meinem schwebte.
Erst jetzt wurde mir seine Nähe so richtig bewusst. Sein Gesicht war meinem so nah, ich hätte mich nur ein wenig vorbeugen müssen, dann hätten sich unsere Lippen be-

Stop! Was denke ich denn schon wieder? Er ist mein bester Freund! Ich sollte mir nicht vorstellen, wie wir uns küssen würden. Das geht einfach nicht!

Als ich meinen Blick schnell wieder von seinen Lippen löste, bemerkte ich, dass seine Augen mich immer noch besorgt anblickten.
"Ist alles okay?", fragte er noch einmal.
"Ähm ja. So ein Muskelprotz bist du ja auch wieder nicht", scherzte ich, um meine Unsicherheit zu überspielen.
Kai lächelte erleichter. Dann setzte er sich auf und nahm seine Hand von meinem Bauch.
Erst jetzt bemerkte ich, was für ein wohliges Gefühl ich auf meiner Haut verspürte hatte, an der Stelle auf der seine Hand lag. Denn als er sie wegnahm, fühlte es sich auf einmal so leer und kalt an.

So sollte man nicht auf seinen besten Freund reagieren oder? Diese Gefühle, die ich bei seiner Nähe verspürt hatte, waren eindeutig nicht nur freundschaftlich. Aber das durfte ich nicht! Mein verdammter Körper! Könnte er bitte aufhören solche Dinge zu denken und zu fühlen?

Als Kai mit den Worten "Ich mach Frühstück" in die Küche verschwand, ließ ich meine Arme auf mein Gesicht fallen. Das war alles so peinlich!
Was wenn Kai bemerkt hatte, wie mich seine Nähe verunsichert hatte oder wie ich seine Lippen angestarrt hatte? Was würde er dann wohl von mir denken?
Das Ganze wäre weniger schlimm, wenn Kai nicht auch noch ein Freundin hätte. Mein Körper begann zum ersten Mal so richtig Gefühle zu entwickeln und dann musste es unbedingt für meinen besten Freund sein, der noch dazu vergeben war. Darf ich mich einfach vergraben gehen?

Irgendwann schaffte ich es mich aufzuraffen und ins Badezimmer zu gehen, um meine Haare zu richten und mir etwas gescheites anzuziehen. Außerdem klatschte ich mir als erstes kaltes Wasser ins Gesicht, in der Hoffnung damit mein Schamgefühl wegwaschen zu können. Es funktionierte aber leider überhaupt nicht.
Bevor ich das Badezimmer verließ, atmete ich ein paar Mal tief durch. Ich musste mich jetzt einfach ganz normal verhalten. Vielleicht war Kai ja auch gar nichts aufgefallen. Hieß es nicht Männer sind bei sowas blind?

Kai stand mit dem Rücken zu mir am Esstisch und verteilte Teller, sowie Besteck.
"Kann ich dir was helfen?", fragte ich vorsichtig.
Kai drehte sich zu mir. "Nein, es ist schon so gut wie alles fertig. Ich hätte nur noch eine Frage: Willst du Kaffee oder Tee?"
"Lieber Kaffee."
"Das trifft sich gut, denn Tee habe ich fast nichts mehr da", meinte Kai lachend, "Setz dich schonmal, ich muss nur noch die Getränke holen."
Ich nahm auf einem der Stühle Platz und ließ meinen Blick über den Tisch schweifen. Es gab echt einiges. Frische Brötchen mit Wurst, Käse und verschiedenen Aufstrichen, außerdem Croissants und sonstige Gebäcke, sowie Obst in großer Vielfalt.

"Wann hast du die Brötchen geholt?", fragte ich verwirrt als Kai zurück kam.
"Vorhin als du noch geschlafen hast", antwortete dieser belustigt.
Anscheinend hatte ich echt tief geschlafen, dass ich nicht einmal mitbekommen hatte, wie Kai die Wohnung verlassen hatte.

Zuerst schwiegen wir vor uns hin, während wir frühstückten. Doch dann begann Kai: "Nochmal sorry wegen vorhin. Das war echt eine dumme Aktion."
"Alles gut. Es war doch lustig. Außerdem halte ich schon ein bisschen aus."
"Ich habe mir echt Sorge gemacht, du hast in dem Moment einfach nur so komisch vor dich hingestarrt und nichts gesagt."
Ich spürte wie ich leicht rot wurde. Zum Glück hatte er mein Starren ein wenig anders interpretiert und ich hoffte, dass er nicht weiter darüber nachdachte.
"Ey, ich war noch im Halbschlaf! Du Depp musstest mich ja wecken!", meinte ich lachend.
Kai musste auch schmunzeln und sofort war die Sorgenfalte auf seiner Stirn verschwunden.

Ab da war diese komische Atmosphäre zwischen uns wie weggeblasen. Wir unterhielten uns wieder ganz normal, als wäre nichts gewesen. Ich vergaß sogar zeitweise, dass es diese Situation heute Morgen gegeben hatte.

Meine Laune wurde immer besser und ich war wirklich traurig, als ich schon wieder meine Tasche packen musste.

Während Kai sich fertig machte, um mich zum Bahnhof zu fahren, blickte ich zum ersten Mal an diesem Morgen auf mein Handy.
Ich hatte durch Sophias Post wieder ein paar neue Abonnenten dazubekommen. Außerdem wollten ein paar Leute mir eine Nachricht schreiben. Ich ging die Anfragen durch und lehnte sie nacheinander ab, so wie ich es immer tat, als ich auf einmal stutzte. Der Account kam mir leider sehr bekannt vor. Was wollte denn die schon wieder?
Ich sah, dass sie auf meine Story geantwortet hatte. Da meine Neugierde zu groß war, klickte ich darauf, um zu sehen was sie geschrieben hatte.

Dein nächstes Opfer?!

Wie einfallsreich, dass hatte sie auch schon auf meine Story mit Lena geantwortet. Wie auch schon damals löschte ich die Anfrage und steckte dann mein Handy ein.

Ich war doch weg. Warum konnte sie mich dann nicht einfach in Ruhe lassen? Dachte sie wirklich immer noch mir wäre das damals alles so egal gewesen?
Und wer weiß, wenn die wieder anfängt meinen Account auszuspionieren, dann werden die anderen bald folgen.
Wann verstehen die nur endlich, dass ich kein Täter war, sondern genauso ein Opfer?

"Ich wäre fertig! Wir können uns auf den Weg machen", rief Kai vom Flur aus und unterbrach meinen Gedankengang.

Im Auto summte er zur Musik und war einfach richtig gut gelaunt, sodass ich meine Probleme sofort wieder vergaß.
Ich beobachtete ihn, wie er ganz lässig eine Hand auf dem Lenkrad hatte und mit der anderen zum Rhythmus der Musik auf seinen Oberschenkel trommelte. Er sah schon echt cool aus. Ich konnte nicht anders und musste diesen Moment einfach filmen.
Das würde später auf jeden Fall in meiner Story landen, als Rache für das Video von gestern Abend.

Am Bahnhof angekommen drückte Kai mich zum Abschied ganz fest. Ich wollte noch nicht wieder gehen, es war einfach zu schön hier gewesen. Außerdem ist es doch besser seinen besten Freund in Echt zu sehen als nur über den Bildschirm.
"Wann sehen wir uns wieder?", fragte ich.
"Spätestens zur Winterpause im Dezember komme ich nach Aachen. Aber du darfst in der Zwischenzeit auch gerne mal wieder bei mir vorbeischauen!"
"Das werde ich auf jeden Fall!"
Dann verabschiedeten wir uns noch einmal und ich lief zu meinem Gleis.

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Hallo!

Ich bin's schon wieder!
Ich bin heute morgen aufgewacht und hatte plötzlich eine Idee dafür wie ich dieses Kapitel starten könnte. Ich hab mich dann sofort hingesetzt und meine Gedanken niedergeschrieben. Und als ich dann den Anfang für das Kapitel hatte, fiel mir der Rest auch nicht mehr schwer.

Jetzt wird es wahrscheinlich einen kleinen Zeitsprung geben, da ich nicht weiß wie ich das anders weiter schreiben soll ups

Schönes Wochenende!
Eure Laura :)

Just a fence between us | Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt