Kapitel 1

16.2K 251 49
                                    

Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Tara und ich bin 17 Jahre alt. In meiner Freizeit lese ich gerne, ich schreibe auch selbst Fanfiktions, hauptsächlich über Fußballspieler. Ich bin ein riesiger Fußballfan, auch wenn ich ein Mädchen bin. Ich schaue mir jedes Spiel von meinem Lieblingsverein dem VfB Stuttgart an. Ich war auch schon öfters im Stadion, was aber auch nicht schwierig ist, da es direkt bei mir um die Haustüre ist... ähm war.
Dazu wollte ich gerade kommen. Mein Vater hat einen neuen Job bekommen, bei dem er mehr gezahlt bekommt als bei seinem alten, bloß ist die Firma in Aachen. Was bedeutet, dass wir dort hinziehen.
Die meisten von euch können es sich jetzt wahrscheinlich nicht vorstellen, so weit weg zu ziehen. Ihr würdet eure Freunde verlassen müssen, das gute jedoch bei mir ist: ich habe hier mittlerweile keine wirklichen Freunde mehr. Das einzige, was ich vermissen werde ist das Stadion. Trotzdem bin ich über den Umzug nicht sehr glücklich, da ich nächstes Jahr mein Abitur mache und es nicht so toll ist, in den Sommerferien vor den Abiturprüfungen noch die Schule zu wechseln. Aber meine Eltern waren der festen Überzeugung, dass in allen Schulen in Deutschland das gleiche unterrichtet wird und es deshalb kein Problem werden sollte.

So saß ich also in unserem BMW auf der Rückbank und musste durch das Fenster zu sehen, wie wir uns immer weiter von meinem geliebten Stuttgart entfernten.
Einerseits war ich echt traurig darüber, doch ein großer Teil von mir war der Überzeugung, dass es auch gut wäre diesen Ort zu verlassen und vielleicht mit dem Ganzen endlich abschließen zu können, was in der Vergangenheit geschehen war.
Ich hatte mich schon informiert und wusste, dass es in Aachen auch einen Fußballverein gab, die Alemania Aachen. Diese spielte jedoch nur in der Regionalliga und das Stadion hatte ein bisschen mehr als die Hälfte der Plätze, die die Mercedes-Benz-Arena hatte. Aber vielleicht konnte ich mich ja mit dem Verein anfreunden. Meinem VfB blieb ich natürlich weiterhin treu, auch wenn ich jetzt die Spiele nur noch über Sky im Fernsehen sehen konnte.
Unser Haus in Aachen war noch ein klein wenig größer als unser Altes in Stuttgart. Aber da mein Vater, wie gesagt, jetzt noch mehr verdiente als vorher (was schon einiges war), konnten wir uns das leisten. Wir zogen in ein Neubaugebiet, unser Haus war ganz am Rand und so hatten wir nur auf einer Seite Nachbarn. Auf den restlichen Seiten hatten wir nur Wiese um uns herum, was meinem Vater sehr wichtig war.

Leider kam meine Mutter auf die schlechte Idee, unseren einzigen Nachbarn einen Kuchen zu backen, um sich gleich am Anfang beliebt zu machen.
Als dieser fertig war, kam sie zu mir in mein neues Zimmer, das ich gerade einrichtete. "Ich muss deinem Vater noch helfen alles reinzuräumen. Könntest du den Kuchen zu den Nachbarn bringen?" Sie schaute mich mit ihrem besten Welpenblick an, worauf ich schlecht 'Nein' sagen konnte.
Also ging ich, in meinen Adiletten, rüber zum Nachbarhaus. Jap, ihr habt richtig gehört, IN MEINEN ADILETTEN. Irgendwie hatte ich nicht das Bedürfnis einen guten Eindruck machen zu wollen. Ich weiß nicht wieso. Vielleicht da ich erwartete auf irgendwelche reichen Schnössel zu treffen, da ihr Haus noch größer war als unseres. Was zwar nicht ungewöhnlich war, da alle Häuser in dieser Straße riesig waren, doch trotzdem war es für mich irgendwie abstoßend.
Mit dem Kuchen in der Hand, den ich am liebsten selbst gegessen hätte, klingelte ich also an der Türe meiner neuen Nachbarn. Schon nach kurzer Zeit meldete sich eine weibliche Stimme an der Sprechanlage: "Ja, hallo?"
"Ich bin Tara. Meine Eltern und ich sind ihre neuen Nachbarn!", antwortete ich höflich. Kurz darauf öffnete eine Frau mittleren Alters die Tür. Mit einem lächeln begann sie: "Hallo! Schön, dass du extra rüber kommst, um dich oder euch vorzustellen!"
Naja, wenn die wüsste, dass ich das von mir aus nicht getan hätte.
"Meine Mutter hat ihnen als Geschenk einen Kuchen gebacken."
"Oh, der sieht aber köstlich aus. Möchtest du kurz rein kommen, dann können wir uns ja ein bisschen unterhalten und schonmal den Kuchen probieren?"
"Gerne!", gab ich begeistert zurück. Ich bekam also doch ein Stück Kuchen ab! Sie hielt die Tür auf, sodass ich in den großen Flur treten konnte. Sie nahm mir den Teller mit dem Kuchen ab, damit ich meine Schuhe ausziehen konnte. Während ich diese ordentlich neben ein graues Schuhregal stellte, ging meine Nachbarin, deren Namen ich noch gar nicht kannte, in die Küche und rief mir noch zu: "Ich richte alles her, du kannst schonmal in das Wohnzimmer gehen. Einfach geradeaus durch."
Neugierig sah ich mir alles an. Im Wohnzimmer standen einige Bilder auf einer Kommode und ich betrachtete diese. Auf einem war die Frau zu sehen, zusammen mit wahrscheinlich ihrem Mann und drei Kindern. Eine Tochter und zwei Söhne.
Ich starrte das Bild weiter an. Der eine Junge kam mir sehr bekannt vor. Das konnte doch wohl nicht sein... Ich schaute die anderen Bilder an und auch darauf konnte ich ihn wieder erkennen. War einer ihrer Söhne wirklich...
Anscheinend hatte meine Nachbarin meinen Blick bemerkt, denn sie fragte, während sie ins Wohnzimmer trat: "Du kennst meinen Sohn oder? Kai?"
"Ihr Sohn ist Kai Havertz?"
Sie lächelte stolz. "Ja, das ist mein Kleiner." Überrascht sah ich sie an. Ich war ein großer Fan von Kai Havertz. Ich bewunderte ihn, was er schon alles erreicht hatte, mit seinen jungen Jahren. Ich hätte auch gerne so einen Ehrgeiz wie er.
In letzter Zeit hatte ich auch immer wieder mit dem Gedanken gespielt, mir ein Trikot von ihm zu holen. Doch wenn dann nur ein DFB-Trikot, denn nur wegen ihm mir ein Leverkusen-Trikot zu holen, ließ mein VfB-Herz nicht zu.
Die Frau fuhr fort: "Aber es wäre nett von dir, wenn du ihn wie einen normalen Nachbarn behandeln könntest, wenn er da ist. Ich kann mit ihm reden, dann gibt er dir bestimmt ein Autogramm. Doch danach solltest du einfach so tun, als wüsstest du nichts von dem was er tut. Er kommt gerne hierher, um abzuschalten, um einfach mal wieder nur ein ganz normaler Junge zu sein und kein millionschwerer Fußballprofi."
"90 Millionen, wenn Sie es genau wissen wollen", erklärte ich, doch bemerkte, dass ich mir diesen Kommentar hätte sparen können.
"Wie auch immer. Es wäre sehr nett, wenn du dich daran halten könntest. Und noch etwas: Er möchte auch seine Privatsphäre. Das heißt also, dass du nicht allen deinen Freunden davon erzählst, wenn er da ist und sie dann hier vor die Tür schleppst. Wir mussten erst vor etwa einem Jahr umziehen, weil unsere Adresse in die Öffentlichkeit gelangte und täglich Fans an unserer Haustüre klingelten, die hofften, dass Kai da wäre."
Ich nickte verstehend und sagte dann: "Das mit den Freunden ist sowieso kein Problem, ich habe hier bisher gar keine."
Sie schenkte mir ein Lächeln, das auch ein klein wenig mitleidig war, doch dann richtete sie sich auf und sprach: "Okay, wenn das geklärt wäre, können wir ja jetzt das Thema wechseln. Ich bin übrigens Anna. Du kannst mir ja ein bisschen was über deine Familie erzählen, während wir den Kuchen essen." Sie hielt mir einen Teller mit einem recht großen Stück und eine Gabel hin. Dankend nahm ich dies und begann zu sprechen.
Wir unterhielten uns fast eine Stunde, bis mir dann irgendwann auffiel, dass meine Mutter bestimmt schon mit dem Abendessen wartete. Als wir an der Haustür standen, meinte Anna noch: "Kai kommt irgendwann in den nächsten Tagen, da er ja gerade Sommerpause hat. Ich schicke ihn dann mal zu dir rüber wegen der Unterschrift."
"Vielen Dank nochmal", antwortete ich.
Dann verabschiedeten wir uns und ich ging über den kleinen Gehweg zurück zu unserem Haus.
Schon als ich durch den Garten zur Terrassentür lief, konnte ich den leckeren Duft von Mums himmlischer Lasagne riechen. Wie ich mir gedacht hatte, stand das Terrassenfenster offen und ich ging zu meiner Mutter in die Küche. Während sie das Essen fertig machte, erzählte ich ihr von unseren Nachbarn. Sie war sehr erfreut darüber, dass ich mich sofort mit ihr verstanden hatte und kündigte schon an, dass sie bald mal Anna und ihre Familie zu uns einladen werde.

-------
Hi!
Ich schreibe an dieser Geschichte schon etwas länger, aber wollte sie irgendwie nie veröffentlichen.
Dank Corona hatte ich aber in den letzten Wochen mehr Zeit und habe die Story "wiedergefunden".
Nachdem ich die ersten Kapitel überarbeitet und noch ein paar zusätzliche schon geschrieben habe, dachte ich mir, eigentlich wäre es Verschwendung sie euch vorzuenthalten :)
Ich kann noch nicht sagen, wie regelmäßig ich Kapitel posten werde, deswegen stellt euch schonmal darauf ein auch mal länger warten zu müssen :\

Ich hoffe euch gefällt der erste Teil und bis zum nächsten Kapitel ♡

Just a fence between us | Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt