Kapitel 33

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Wir hatten gerade das Abendessen beendet, als es an der Tür klingelte und Kai davor stand. 

"Willkommen zurück!", begrüßte ich ihn.

"Hey! Ich hatte Aachen echt vermisst, obwohl ich ja eigentlich erst vor Kurzem hier war. Aber es fühlt sich an, als wäre das schon wieder eine Ewigkeit her."

Ich nickte zustimmend. "Deine Eltern werden sich bestimmt auch darüber freuen, dass du dieses Wochenende nochmal hier bist."

"Oh ja", antwortete Kai mit einem breiten Grinsen, "Sie haben sich riesig gefreut, als ich ihnen von meinem Vorhaben erzählt habe. Meine Mutter wollte eigentlich direkt morgen mit mir shoppen gehen, weil ich ihrer Meinung nach keine guten Klamotten mehr besitzen würde. Sie hatte zwei Interviews von mir gesehen, in denen ich eben in beiden den selben schon etwas ausgewaschenen Hoodie getragen habe und nun denkt sie ich hätte sonst nichts besseres. Unser kleiner Ausflug morgen rettet mich sozusagen davor."

Kai lachte ein wenig unsicher, da er sich wohl nicht sicher war, wie ich auf diese Aussage reagieren würde. Ich schenkte ihm ein Lächeln, das ihn anscheinend nicht überzeugte, denn er fügte noch hinzu:

"Also nicht, dass du jetzt denkst, ich würde nur mitgehen, um dem Shopping-Trip mit meiner Mum zu entkommen. Wir hatten darüber erst vorhin als ich angekommen war gesprochen."

"Alles gut. Das hatte ich nicht gedacht, keine Sorge. Ich bin dir immer noch mehr als dankbar, dass du mich begleitest. Das ist wirklich nicht selbstverständlich", erklärte ich.

Kai schaute ein wenig verlegen zur Seite. "Du musst mir dafür nicht danken. So etwas tut man doch gerne für... Freunde."

Die kurze Pause, bevor er das Wort "Freunde" ausgesprochen hatte, verwirrte mich ein wenig. Doch ich versuchte mir darüber keine Gedanken zu machen. Wahrscheinlich hatte ich mir das nur eingebildet und es hatte überhaupt nichts zu bedeuten. 

Gemeinsam planten wir den Ablauf des nächsten Tages. Es dauerte eine Weile bis wir uns geeinigt hatten, wann wir losfahren würden, da ich so zeitig wie möglich starten, Kai jedoch nicht so früh aufstehen wollte. 

"Ach, komm schon! Wenn wir um 8.30 Uhr losfahren, reicht es doch, wenn du um 8 Uhr aufstehst und das ist doch wirklich nicht so früh!", verhandelte ich.

"Ich muss mich doch stylen, da reicht 8 Uhr nicht! Ich muss dann um 7.30 Uhr aus dem Bett."

"Und das ist immer noch nicht so früh!"

"Doch!", meckerte Kai, "Ich brauch eben meinen Schönheitsschlaf."

"Der hilft bei dir doch schon lange nicht mehr", gab ich zurück, worauf ich nur einen bösen Blick erntete. "Jetzt sieh es mal so: Wir fahren viereinhalb Stunden, wenn es unerwartete Verzögerungen gibt sogar noch länger, da kommen wir viel zu spät an, wenn wir erst um 10 Uhr oder so losfahren."

Kai gab einen genervten Seufzer von sich. "Okay, aber wenn ich aufgrund meiner Müdigkeit einen Unfall baue, bist du Schuld." Er bohrte seinen Zeigefinger in meinen Oberarm, doch ich zuckte nur mit den Schultern. 

"Damit kann ich leben. Also treffen wir uns morgen um 8.30 Uhr?"

"Okay, ich versuche nicht zu verschlafen und pünktlich zu sein", antwortete Kai. 

Als alles geplant war, quatschten wir noch ein wenig. Ich erzählte ihm wie es gerade so in der Schule lief und er berichtete noch von ein paar Vorkommnissen aus dem Trainingslager. 

Um kurz nach 22 Uhr machte Kai sich dann aber auf den Weg nach Hause, da wir ja morgen einen anstrengenden und langen Tag vor uns hatten. 

Als ich pünktlich um 8 Uhr am nächsten Morgen aufstand, war ich doch ein wenig nervös. Zum einen, weil ich das erste Mal wieder nach Stuttgart kommen würde und zum anderen, weil ich nicht wusste, wie der Tag mit Kai ablaufen würde. 

Klar, wir waren beste Freunde. Doch bei unseren letzten Treffen ist so viel passiert, dass ich immer ein wenig Angst davor habe, was als nächstes kommt. Es gab immer wieder diesen plötzlichen, ungewollten Momente zwischen uns. In denen dann auf einmal die Zeit stehen blieb. Es gab nur noch Kai und mich. Alles um uns herum wurde irrelevant. In diesen Augenblicken spürte ich die Spannung zwischen uns, die keiner leugnen konnte. Ich weiß zwar nicht was das war, aber irgendetwas gab es. Die Gefühle, die dann den Raum füllten, waren mehr als nur freundschaftlich. Das war mir zu hundert Prozent klar. Aber das konnte eigentlich nicht sein. So eine Spannung entstand nur, wenn beide Seiten dasselbe empfanden und das war doch anscheinend bei uns nicht der Fall...

Mein Handyklingelton riss mich aus meinen Gedanken. Schnell nahm ich den Anruf an.

"Hallo Dornröschen! Also ich stehe schon seit fünf Minuten bereit an meinem Auto und warte auf dich."

Ich blickte auf die Uhr. Es war wirklich schon nach 8.30 Uhr. Ich hatte ganz schön getrödelt.

"Ich komm ja schon!", antwortete ich, bevor ich ohne ein weiteres Wort schon wieder auflegte. 

In Windeseile schnappte ich mir meine kleine Tasche, die ich gepackt hatte, und schlüpfte dann in meine Schuhe. Keine Minute später stand ich völlig außer Atem vor Kais Wagen. 

"Ich will ja jetzt nicht angeben oder so, aber ICH war sogar überpünktlich", Kai sah mich triumphierend an.

Ich verdrehte daraufhin nur die Augen. "Dir auch einen guten Morgen, Kai."

Am Anfang der Fahrt war es relativ still. Wir führten immer wieder kurze Gespräche, doch die meiste Zeit herrschte eine unangenehme Stille im Auto.

Irgendwann hielt es Kai dann anscheinend nicht mehr aus und bot mir an, dass ich mein Smartphone mit seinem Wagen verbinden und meine Musik spielen könnte.

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und packte meine beste Spotify-Playlist aus. Ich entschied mich für etwas ruhigeres. Am frühen Morgen war ich noch nicht bereit für schnelle Beats, obwohl mich das wahrscheinlich etwas wacher gemacht hätte. 

Nun war die Atmosphäre nicht mehr so komisch und es war überhaupt nicht schlimm, dass wir kaum etwas sprachen. Das hielt, zumindest bei mir, nur so lange an bis plötzlich "that way" von Tate McRae kam. Plötzlich war es mir so peinlich diesen Song in meiner Playlist zu haben. Mehr als je zuvor fühlte ich die Lyrics und mir wurde bewusst wie perfekt sie auf uns zu trafen.

"We say we're friends, but I'm catching you across the room

It makes no sense, 'cause we're fighting over what we do

And there's no way that I'll end up being with you

But friends don't look at friends that way"

Ich rutschte nervös auf meinem Sitz hin und her. Was wenn Kai denkt, ich hätte das Lied mit Absicht ausgewählt? Oh Gott, wie peinlich! Ich merkte wie meine Wangen langsam rot wurden.

Ich versuchte mich ein wenig zu beruhigen und warf einen kurzen Blick auf meinen Nebenmann. Dieser sah ganz entspannt aus und blickte konzentriert auf die Straße. Wahrscheinlich reagierte ich gerade mal wieder komplett über. Ich war gerade die einzige, die sich Gedanken darüber machte, welche Message die Songs beinhalteten. Warum konnte ich nicht einmal relaxen? 

Oh Mann! Dieser Ausflug startete ja schon grandios...



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Hello! 

Ich lebe noch! Das Schuljahr neigt sich langsam dem Ende zu und zum Schluss standen noch einige Klausuren für mich an, deshalb war es hier in den letzten Wochen etwas ruhiger. Doch das wird sich jetzt hoffentlich ändern und dann kann ich demnächst die Geschichte beenden! 🤓

In den letzten Tagen/Wochen sind meine Benachrichtigungen hier auf Wattpad explodiert und es sind einige neue Leser dazu gekommen, die auch fleißig für meine Story gestimmt haben. Deswegen an euch alle herzlich Willkommen und vielen Dank fürs Voten! ❤

Bis bald!

Eure Laura 🥰

Just a fence between us | Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt