Kapitel 4

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Wir setzten uns alle gemeinsam an den großen Tisch in unserem Esszimmer. Ich saß direkt gegenüber von Kai, der aber seit dem Moment im Flur meinen Blick mied.
Meine Mutter stellte direkt das Essen auf den Tisch, worüber ich sehr froh war, da ich kurz vorm Verhungern war.
Während wir uns alle die Teller mit Speisen beluden, meinte meine Mutter: "Kai, es ist echt schön dich endlich kennenzulernen. Deine Mutter hat mir ja so viel von dir erzählt."
Anna lächelte verlegen und konzentrierte ihren Blick auf das Essen.
Kai antwortete höflich: "Ich freue mich auch, Sie alle kennenzulernen!"
"Ach Gott! Du darfst uns natürlich alle duzen! Ich bin die Simone, das ist mein Mann Klaus und Tara kennst du ja glaub ich schon", stellte meine Mutter uns vor.
Nun schaute Kai doch mal wieder zu mir.
"Ja, ich hab vor ein paar Tagen mit Tara draußen im Garten gesprochen. Sie ist wirklich talentiert!"
Ich wurde natürlich sofort rot, als ich dieses Kompliment von Kai hörte. Und natürlich schauten mich jetzt alle an. Ich sollte irgendetwas Nettes sagen, doch mein Kopf war plötzlich leer. Ich erinnerte mich an kein einziges Wort.
"Ähm... d-danke", stotterte ich. Ganz toll gemacht! Ich hätte mir am liebsten gerade eine gescheuert.
Okay, beruhig dich Tara. Du hast vor einigen Jahren das Reden gelernt, du solltest es noch beherrschen.
Ich atmete kurz durch und fügte dann noch hinzu: "Aber so talentiert wie du bin ich leider nicht."
Sehr gut, das war ein kompletter deutscher Satz! Innerlich klopfte ich mir auf die Schulter.
Nun war Kai derjenige, der rot wurde und um Wörter ringte.
Sein Vater rettete ihn jedoch: "Reden wir heute nicht über Fußball, sondern lieber über euch und uns!"
Unsere Eltern begannen sich gegenseitig zahlreiche Frage zu stellen und sich Anekdoten zu erzählen. Kai und ich saßen nur daneben und aßen still.
Nachdem sowohl der Hauptgang, als auch die Nachspeise gegessen war, kamen unsere Eltern so richtig ins Gespräch. Kai und ich waren eigentlich nur noch Deko am Tisch und ich fragte mich, ob ich mit ihm reden sollte. Doch während ich noch am überlegen war, was ich sagen könnte, nahm mir meine Mutter schon die Arbeit ab. Mehr oder weniger...
"Ihr zwei seht echt gelangweilt aus. Ihr könntet doch im Garten 'ne Runde kicken."
Ich fühlte mich als wären wir Kleinkinder, die gerade zum Spielen nach draußen geschickt worden waren. Doch bevor ich meiner Mum irgendetwas erwidern konnte, meinte Kai: "Klar, können wir machen, oder Tara?"
"Ähm ja", gab ich wenig überzeugt zurück. Aber Kai störte das nicht. Er stand direkt auf und lief in den Flur, um seine Schuhe anzuziehen. Ich trottete ihm hinterher.
Nun stand ich vor unserem Schuhregal. Welche Schuhe sollte ich bloß anziehen? Wäre es übertrieben, wenn ich meine Sportschuhe, mit denen ich immer Fußball spiele, anziehe? Passen die überhaupt zu meinem Outfit? Oder sollte ich lieber irgendwelche anderen Sneaker anziehen?
Verdammt, ich war komplett überfordert. Ich schielte zu Kai rüber, der gerade seine schwarzen Nike-Schuhe zu band. Also griff ich auch zu meinen grauen Sneaker.
Nun kamen wir zu Problem Nummer zwei. Wie sollte ich meine Schuhe anziehen? Wenn ich stehenbliebe und mich runterbeugte, hätte Kai den perfekten Ausblick auf meinen Ausschnitt. Aber er saß gerade auf der Treppe, auf die ich mich noch hätte setzen können.
Also stand ich rum und wartete bis er endlich Platz machte. Nun war er an der Reihe und stand blöd rum, während ich versuchte mir meine Schuhe anzuziehen ohne Kai zu viel zu zeigen.
Als das endlich erledigt war, gingen wir raus in unseren Garten. Auf der großen Rasenfläche lag mein Lieblingsball noch herum. Kai nahm diesen und begann sofort ein paar Tricks zu machen. Dann passte er mir den Ball zu. Ich nahm ihn gekonnt an und wollte dann auch ein bisschen tricksen bis ich merkte, dass das mit dem Rock echt schwierig war. Da dieser eng anlag, hatte ich kaum Bewegungsfreiheit für meine Beine. Also holte ich nur kurz aus und pfefferte den Ball ins Tor, das hinter Kai stand.
Er schnappte sich diesen wieder und kam auf mich zu gerannt. Ich wollte ihm den Ball abnehmen und lief direkt auf ihn zu, doch als er mich dann umspielte und ich mit einem Sprint ihm hinterher jagen wollte, merkte ich wie meine Brüste beim Rennen bedrohlich wackelten.
Stimmt, aufgrund des Tops hatte ich auch nur einen schmalen BH an und der war auf keinen Fall fürs Rennen geeignet.
Ich wünschte mir meinen bequemen Sport-BH her. Und am besten auch noch meine Sporthose und mein Trikot.
Wie war ich bloß auf diese Idee gekommen, ich müsste schick aussehen? Dieser Rock und das Top, das war einfach nicht ich.
Ich blieb stehen und sah Kai hinterher, wie er mit dem Fußball einen Blumentopf umspielte. Dann drehte er sich um und bemerkte, dass ich ihm gar nicht mehr hinterherlief.
"Bin ich dir zu schnell?", neckte er mich.
"Sollen wir ein richtiges 1 gegen 1 mit den beiden Toren spielen?", fragte ich.
"Klar, bin ich dabei. Ich werd dich sowieso fertig machen!"
"Würde es dir dann was ausmachen, wenn ich mich kurz umziehe?"
Kai schaute mich kurz verwirrt an. Dann antwortete er: "Nein, natürlich nicht. Geh ruhig."
Ich flitzte in mein Zimmer hoch. Dort angekommen, riss ich meinen Schrank auf und nahm meine Sporthose und ein VfB-Trikot heraus.
Als ich endlich meine bequemen Klamotten trug, blickte ich in den Spiegel. Das war nun endlich ich. Das Mädchen, das eben lieber Fußballtrikots anstatt Kleidchen trug.
Dann rannte ich wieder zu Kai nach draußen. Dieser beäugte mich erstmal.
"Also bis auf den Verein des Trikots ist das Outfit echt gut, auch wenn ich das Top, was du vorher getragen hast, mochte", meinte Kai.
Ich wurde sofort wieder rot, aber überspielte das einfach indem ich den Ball etwas auf meinem Fuß jonglierte.
Wir spielten ewig und ich besiegte Kai sogar ein paar Mal. Aber vielleicht ließ er mich auch einfach gewinnen, wer weiß.
Als er dann mit seinen Eltern gehen musste, sagte er zum Abschied: "Bis bald, wir sehen uns ja dann wieder am Gartenzaun!"
Ich stimmte ihm zu lachend zu, bevor ich dann die Haustür schloss.
'WAS EIN TAG' war mein erster Gedanke. Es war echt ganz schön wild heute, doch abschließend kann man sagen, dass es doch ein gelungener Abend war.

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Guten Abend!

Ich melde mich auch mal wieder.
Gestern hat wieder der Online-Unterricht angefangen und meine Lehrer meinen es echt gut mit den Aufgaben.
Mal sehen wie viel Zeit ich in den nächsten Tagen zum Schreiben finde 🙈

Euch allen eine schöne Woche! 💗

Just a fence between us | Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt