Kapitel 2

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Als ich hörte, wie mein Vater seinen Wagen in die Einfahrt fuhr, sprang ich auf. Schon seit einer halben Stunde hatte ich darauf gewartet. Er öffnete die Haustüre und sofort stand ich vor ihm.
"Du kommst nie drauf, wer der Sohn unserer Nachbarn ist!", meinte ich freudig. "Wahrscheinlich irgendein Fußballer, wenn du so strahlst, oder?", fragte mein Dad.
Ich nickte. "Kai Havertz, der junge von Leverkusen."
Mein Vater dachte kurz nach. "Ich glaube, ich weiß wen du meinst! Und hast du dir schon ein Autogramm geholt?"
"Nein, der kommt erst in den nächsten Tagen hierher", erklärte ich. Mein Vater nickte als Antwort und ging dann weiter, um meiner Mutter von seinem Arbeitstag zu erzählen.

Da ich in den letzten zwei Tagen alles fertig eingerichtet und dekoriert hatte, konnte ich heute endlich mal meine freie Zeit genießen. Glücklich stand ich auf und öffnete meinen Rollladen. Sofort schienen mir warme Sonnenstrahlen ins Gesicht.
Ich zog mir eine kurze Sporthose und mein VfB-Trikot an, dann nahm ich meinen Fußball und lief damit in unseren Garten. Er war schön und hatte eine große Rasenfläche, auf der man perfekt Fußballspielen konnte. Ich begann mit dem Ball am Fuß durch den Garten zu rennen und irgendwelche Dinge zu umspielen, bis ich außer Atem war. Dann versuchte ich ein paar Tricks mit dem Ball, einige konnte ich schon echt gut, andere klappten noch nicht so.
Gerade jonglierte ich den Ball auf einem Fuß, schoß ihn dann hoch und fing ihn hinter meinem Rücken mit dem anderen Bein auf, als jemand hinter mir rief: "Wow, das sieht ja mal nicht schlecht aus!"
Ich drehte mich erschrocken um und sah Kai Havertz, der an dem Gartenzaun stand, der unsere beiden Gärten voneinander trennte.
Ich lief auf ihn zu. "Hast du mich gestalkt oder was?", fragte ich lachend.
"Nein, nur beobachtet, das ist etwas ganz anderes", sagte Kai ebenfalls lachend, "Du hast es echt drauf. Wo spielst du Fußball?"
"Nirgends, ich habe mir nur immer Youtube-Videos angeschaut und in meinem Garten geübt", antwortete ich.
"Bemerkenswert. Ich war mir nicht im Klaren darüber, dass meine Eltern so eine talentierte Nachbarin bekommen haben."
"Ich habe aber auch einen sehr bewundernswerten Nachbarn vor mir stehen", gab ich zurück, woraufhin Kai etwas rot wurde und auf seine Hände schaute, in denen er ein Papier oder so etwas hielt. Kurz gab es eine peinliche Stille zwischen uns, bis Kai das Wort ergriff: "Meine Mutter hat gemeint, dass ich dir ein Autogramm vorbeibringen soll."
Er hielt mir das Blatt in seiner Hand hin. Erst jetzt erkannte ich, dass es eine Autogrammkarte von ihm war.
"Danke!", sagte ich lächelnd. Kai musterte mich etwas und meinte dann grinsend: "Aber vom Verein her, bin ich bei dir ja schonmal falsch." Er deutete auf mein Trikot.
"Mein Herz schlägt nur für den VfB, aber ich mag auch ein paar Fußballer von anderen Vereinen, auch wenn ich deren Mannschaft nicht mag."
"Und da gehöre ich dazu?", erkundigte sich Kai, während er mich belustigt ansah.
"Ja schon, aber ich hab schon mit deiner Mutter besprochen, ich werde dich hier wie jeden anderen auch behandeln", erklärte ich.
"Dafür wäre ich dir dankbar", sagte Kai, "Also ich geh dann mal wieder rein, trainier schön weiter, vielleicht können wir dann mal ein Runde gegeneinander spielen."
"Gerne, man sieht sich."
Kai drehte um und lief zielstrebig ins Haus. Ich war etwas verwirrt. Ich konnte nicht einschätzen, ob er so nett zu mir gewesen ist, da sein Mutter wollte, dass er einen guten Eindruck bei den neuen Nachbarn machte und er nie wieder mit mir reden wird oder ob er mich wirklich kennenlernen möchte. Vielleicht könnten wir ja gute Freunde werden! Das wäre schon echt cool! Ich hätte nur einen einzigen Freund und der wäre Kai Havertz. Das hört sich nicht schlecht an.
Ich bemerkte, dass ich immer noch an dem Zaun stand und verträumt vor mich hinstarrte. Schnell lief ich wieder zu meinem Fußball und begann ihn auf einem Fuß zu jonglieren, währenddessen dachte ich weiter nach. Wenn ich mit Kai befreundet wäre, würde ich dann vielleicht auch andere Fußballer kennenlernen? Das wäre natürlich auch mega. Dann hätte ich irgendwann einen Freundeskreis, der nur aus Fußballern besteht. Davon träumt doch jeder Fan oder nicht? Wer weiß, am Ende komme ich mit einem Fußballspieler zusammen und heirate diesen dann. Das würde sich mein, bisher eher langweilig und verkorkstes, Leben wirklich zum Guten wenden...
Stopp!
Was dachte ich nur? Ich sprach ein paar Worte mit Kai und dachte schon an sowas? Ich war schon ganz schön bescheuert. Ich sollte mir keine zu großen Hoffnungen machen. Er würde wahrscheinlich sowieso nichts mit mir zu tun haben wollen. Am wahrscheinlichsten war es, dass er ab und an ein bisschen mit mir sprach, aber keinen engen Kontakt knüpfte, sondern mich einfach nur als kleine Nachbarin seiner Eltern sah. Dabei war ich ja gerade mal zwei Jahre jünger als er.
Ich sollte mir wirklich nicht so viele Gedanken darüber machen. Ich beschloss das Ganze erstmal zu vergessen und mich wieder nur auf meinen Ball zu konzentrieren, aber irgendwie schaffte ich gar nichts mehr, weshalb ich irgendwann aufgab und wieder ins Haus ging.

Am Abend setzte ich mich an meinen Schreibtisch, um auf meinem Laptop eine Fanfiction weiterzuschreiben. Sie handelte von einer Liebesgeschichte zwischen einem Mädchen und Benjamin Pavard. Er war mein Lieblingsspieler beim VfB Stuttgart, leider würde er aber ab nächster Saison bei den Bayern spielen. Auch wenn ich etwas traurig über seinen Wechsel war, freute ich mich darüber, dass er nun die Chance hatte bei einem größeren Verein auch in der Championsleague zu spielen.

Auf einmal hörte ich die Stimme meiner Mutter durch mein offenes Fenster. Sie unterhielt sich mit einer anderen Frau, wenn ich das richtig hörte. Schnell stand ich auf und spähte in den Garten hinunter. Meine Mum stand am Gartenzaun und unterhielt sich mit Anna. Als diese mich erblickte, winkte sie mir freudig zu. Meine Mutter drehte sich um, damit sie sehen konnte, wen ihr Gegenüber grüßte.
Dann rief sie mir zu: "Tara, du kannst schonmal dein Zimmer aufräumen und putzen! Die Familie Havertz kommt morgen zu uns zum Essen!"
Ich lachte kurz und zog mich dann in mein Zimmer zurück.
Kai Havertz würde morgen an meinem Esstisch sitzen! Oh Gott! Ich musste mir sofort ein perfektes Outfit raussuchen. Aufgeregt riss ich meine Schranktüre auf und holte verschieden Oberteile heraus, aber keines davon gefiel mir wirklich gut. Ich besaß hauptsächlich nur Trikots oder irgendwelche schlichten T-Shirts, aber keines davon war für ein Abendessen mit Kai geeignet.
Okay Tara, beruhig dich, du tust gerade so als hättet ihr ein Date und das ist ja nicht der Fall. Aber es fühlte sich irgendwie so an! Ich setzte mich hin. Ich musste erstmal runter kommen und durchatmen. Ich durfte Kai nicht als Fußballer sehen, sondern als ganz normalen Nachbarn. Naja, als äußerst gut aussehenden Nachbarn...
Verdammt! Das machte die Situation nicht besser.
Ich stand wieder auf, um meine Hosen durchzusehen, aber auch dort wurde ich nicht fündig. Warum hatte ich keine schicken Sommerkleider? Ach ja stimmt, weil es bisher noch keinen Anlass dazu gab.
Da fiel mir etwas ein. Morgen war Samstag, das bedeutete, dass ich morgen mir noch ein Outfit kaufen könnte. Schnell rannte ich ins Wohnzimmer.
"Dad, können wir morgen in die Stadt fahren?", fragte ich meinen Vater, der auf der Couch saß.
"Ich hab morgen noch einiges zu tun, wegen der Firma, das werde ich nicht schaffen. Tut mir Leid."
Ich seufzte. In diesem Moment kam meine Mutter wieder ins Haus.
"Mum, würdest du morgen mit mir in die Stadt fahren?"
"Warum musst du morgen in die Stadt?", stellte meine Mutter sofort die Gegenfrage.
"Ich hab nichts schickes zum Anziehen für das Abendessen mit den Havertz'."
"Naja, aber ich muss noch alles einkaufen, das Dessert herrichten und dann schonmal vorkochen, da habe ich wahrscheinlich keine Zeit mehr", erklärte meine Mutter.
"Und wie soll ich dann in die Stadt kommen? Ich brauche dringend Klamotten!", jammerte ich.
"Hier gibt es eine sehr gut Busverbindung", mischte sich mein Vater wieder ein, "Vorne an der Kreuzung gibt es eine Haltestelle und von da aus kannst du direkt in die Stadt fahren."
Ich hasste es mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, besonders alleine. Aber das war wohl meine einzige Möglichkeit.
"Danke für den Tipp", sagte ich noch, bevor ich zurück in mein Zimmer ging.

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Hallöchen ✌🏼

Heute gibt es direkt den zweiten Teil, da ich ja einige Kapitel schon vorgeschrieben habe. Wenn ich dran denke, sollte morgen direkt der nächste Teil kommen 🙈

Ich hoffe euch geht es allen gut 🥰

Liebe Grüße,
Eure Laura 💗

Just a fence between us | Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt