Kapitel 20

5.7K 169 25
                                    

Der nächste Morgen verlief echt komisch. Als ich aufwachte, war Kai schon dabei Frühstück zu machen. Ich machte mich kurz im Badezimmer fertig, dann lief ich zu ihm in die Küche. Er murmelte lediglich ein kurzes "Morgen", doch beachtete mich kaum. Anscheinend war die Kaffeemaschine vor ihm sehr spannend. Er begutachtete sie, als würde er sie zum ersten Mal sehen.

Auch als ich ihm anbot zu helfen, schüttelte er nur kurz den Kopf.

Also setzte ich mich schonmal an den Esstisch, da ich einfach nicht wusste, was ich tun sollte. Kai schenkte mir überhaupt keine Beachtung und ignorierte mich fast schon.

Natürlich hatte ich die Situation gestern Abend nicht vergessen und ich wusste, dass wir nicht einfach so tun konnten als wäre nichts geschehen. Doch Kais Umgang damit war auch keine Lösung. Ich wusste, dass er das nur tat, weil er komplett verunsichert war, doch trotzdem verletzte es mich. Es fühlte sich an, als ob er mich bestrafen wollte, doch das gestern kam nicht nur von einer Seite.

Als der Kaffee fertig war, setzte Kai sich gegenüber von mir an den Tisch und wollte direkt anfangen zu essen, ohne ein Wort zu sagen. Doch ich konnte mich einfach nicht mehr zurückhalten: "Was soll das? Was hab ich dir getan?"

"Hast du schon vergessen was letzte Nacht passiert ist?", zischte Kai.

"Nein, natürlich nicht. Aber erstens kam das nicht nur von mir und zweitens ist das kein Grund dafür mich komplett zu ignorieren!"

"Ich weiß einfach nicht wie ich damit umgehen soll! Ich bin überfordert von dem allem."

"Gestern Abend hast du noch darum gebettelt, dass ich übernachte. Aber hätte ich gewusst, dass du mir den ganzen Morgen aus dem Weg gehen würdest, wäre ich gestern Abend schon gefahren."

Mit diesen Worten stand ich auf, da mir sowieso der Appetit vergangen war. Dann begann ich meine wenigen Habseligkeiten, die ich dabei gehabt hatte, einzupacken. Danach schaute ich auf meinem Handy, wann der nächste Zug fahren würde.

Ich entschied mich dafür den in einer halben Stunde zu nehmen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Kai zu mir ins Wohnzimmer.

"Bevor du jetzt abhaust, muss ich dir noch was sagen."

Das 'abhauen' war mir zwar ein Dorn im Auge, doch ich ignorierte es, da ich keine Lust auf eine weitere Diskussion hatte. Stattdessen nickte ich nur und sah in auffordernd an.

Kai atmete einmal tief durch, dann begann er: "Tara, du bist meine beste Freundin. Doch das gestern hat mich komplett durcheinander gebracht. Ich muss erstmal wieder meine Gefühle sortieren. Ich weiß einfach nicht was in mir vorgeht, denn eigentlich liebe ich Sophia, doch...", er fuchtelte wild mit den Händen in der Luft herum, "Was ich jetzt sage fällt mir nicht leicht, aber es muss eben sein. Ich denke es wäre besser, wenn wir vielleicht für einen gewissen Zeitraum etwas Abstand halten. Ich weiß einfach nicht, was passiert wäre, wenn ich gestern nicht geflüchtet wäre, doch ich will es auch lieber einfach nicht wissen. Außerdem bin ich mir sicher, dass du auch ein ganz schönes Wirrwarr in deinem Kopf haben musst, also läge diese Pause wohl in unser beider Interesse."

Ich musste erstmal verarbeiten was er gerade gesagt hatte. Er wollte oder brauchte erstmal etwas Abstand zu mir. Autsch...

Nicht, dass ich irgendwas anderes erwartet hätte, aber zu hören, dass er mich von sich schiebt, um seine Beziehung mit Sophia zu retten, tat einfach unfassbar weh.

Ich versuchte trotzdem mit fester Stimme zu antworten: "Okay, ich verstehe das. Doch ich will, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin falls irgendwas ist."

"Für dich gilt dasselbe", antwortete Kai und schenkte mir das erste Lächeln an diesem Morgen.

Kurz darauf fuhr er mich zum Bahnhof. Die Stille im Auto machte mich verrückt, aber ich wusste einfach nicht was ich sagen könnte. Dieses Gespräch heute morgen hat uns fast wieder zu Fremden gemacht. Zumindest fühlte es sich für mich so an.

Kai parkte lediglich vor dem Gebäude und machte sich dieses Mal gar nicht die Mühe noch auszusteigen.

"Tschüss, bis... irgendwann", stotterte ich beim Aussteigen.

"Bye, halt die Ohren steif!", antwortete Kai, dann fuhr er auch schon wieder davon.

Ich stieg wie in Trance in den Zug und starrte die komplette Fahrt über nachdenklich aus dem Fenster. Ich nahm nichts war, was um mich herum passierte. Irgendwann packte ich meine Kopfhörer aus, um mich noch mehr abschotten zu können. Ich brauchte einfach meine Ruhe.

Je länger die Fahrt ging, desto stärker wurde mir bewusst, dass ich wohl gerade meinen besten Freund verloren habe. Ich war innerlich wie leer und doch fühlte ich gleichzeitig diesen Schmerz, der mich einfach so unglaublich an meine Vergangenheit erinnerte. Die Erinnerungen, die in diesem Moment hochkamen, machten alles nur noch schlimmer. Und während Lgm "Kälte" sang, spürte ich wie die ersten Tränen über meine Wangen liefen.

-------
Guten Abend!

Ich weiß es ist schon eine Weile her seitdem ich mich das letzte Mal hier gemeldet habe, aber das hatte zwei Gründe:

1. Hat bei mir wieder die Schule begonnen und da hatte ich in den ersten Wochen keine Zeit, um zu schreiben.

Und 2. hatte ich irgendwie ein wenig Angst davor dieses Kapitel zu schreiben. Ich weiß, das hört sich jetzt komisch an, aber ich habe diese Freundschaft zwischen Tara und Kai so in mein Herz geschlossen und bin selbst traurig darüber, sie kaputt machen zu müssen :(

Ich werde versuchen mich so bald wie möglich wieder zu melden. Leider kann ich nichts versprechen, da bei mir nächste Woche die Klausurenphase beginnt 😅

Bis irgendwann,
Eure Laura 💓

Just a fence between us | Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt