Kapitel 10

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Es war Samstag und ich hatte gehofft endlich wieder ausschlafen zu können, doch daraus wurde nichts. Um 8:30 Uhr klingelte mein Handy, das ich leider am vorherigen Abend vergessen hatte lautlos zu stellen.
Ich stöhnte genervt auf. Welcher Idiot ruft mich so früh an?
Auf dem Display leuchtete mir groß der Name 'Kai' entgegen. Der durfte sich jetzt erstmal was anhören!
"Bist du bescheuert?! Ich will schlafen!", maulte ich in den Hörer.
"Sorry, aber ich konnte nicht mehr länger warten. Ich hatte doch gestern das Date!"
Sofort war ich hellwach.
"Und wie war's? Du musst mir alles ganz genau erzählen!", drängte ich ihn.
"Wo soll ich anfangen?", überlegte er, "Wir haben uns auf Anhieb wieder super verstanden. Das Restaurant, was ich nach deiner Beschreibung ausgewählt habe, war echt klasse. Wir saßen auf der Terrasse und konnten später sogar noch den Sonnenuntergang beobachten. Wir unterhielten uns ein wenig über unser Leben und unsere Berufe. Sie erzählte mir von ihrem Studium und dass sie nebenbei noch als Kellnerin arbeitet, um Geld zu verdienen. Ich bewundere sie dafür, Studium und Job wären mir wahrscheinlich zu viel. Dann hab ich ihr von meinem Beruf erzählt. Sie wusste schon, dass ich Fußball spiele, aber nicht wie professionnel."
"Sie kannte dich nicht, oder?", unterbrach ich ihn.
"Nein, sie interessiert sich eigentlich nicht so für Fußball."
"Eigentlich?", fragte ich.
"Sie hat versprochen zu einem der nächsten Spiele von Leverkusen zu kommen."
"Wow", meinte ich begeistert, obwohl diese Tatsache für mich auch wie ein Schlag ins Gesicht war. ICH hatte eigentlich geplant zu einem der nächsten Spiele von Kai zu gehen. Das war MEINE Idee.
Aber ich sollte es ihm als seine beste Freundin gönnen glücklich zu sein.
Also meinte ich nur beiläufig: "Ich hatte auch mit dem Gedanken gespielt demnächst zu einem Spiel zu kommen."
"Echt? Das wäre toll! Vielleicht könnt ihr ja zusammen gehen und euch kennenlernen", schlug Kai vor.
"Ähm... Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist... Bis jetzt ist es zwischen euch ja noch nicht so ernst", versuchte ich mich irgendwie rauszureden, da ich von dieser Idee noch nicht ganz so überzeugt war.
"Wir treffen uns am Dienstag nochmal und wahrscheinlich bis zum ersten Spieltag in zwei Wochen auch noch öfters. Da lernen wir uns schon besser kennen."
"Oder ihr merkt bis dahin, dass ihr euch eigentlich nicht leiden könnt", gab ich lachend zurück.
"Ich hoffe nicht", erwiderte Kai ebenfalls lachend, "Aber kommen wir wieder zum Thema zurück. Würdest du, wenn Sophia und ich uns bis dahin noch verstehen, mit ihr zu dem Spiel gehen?"
"Natürlich. Ich will doch wissen mit wem du ausgehst. Außerdem kann ich sie dann abchecken!", witzelte ich, obwohl das eigentlich ernsthaft mein erster Gedanke war.

Kai und ich telefonierten noch ein Stunde und redeten auch über meine ersten Schultage, die wider Erwarten bis jetzt echt gut waren. Das kann man vom Unterricht ja nicht immer behaupten.
Doch irgendwann knurrte mein Magen und ich brauchte unbedingt mein Frühstück.

Als ich am Mittag gerade dabei war meine ersten Hausaufgaben zu erledigen, bekam ich eine Nachricht von Lena.

Hey! Hast du Lust heute Abend ins Kino zu gehen?

Sofort stimmte ich zu. Seit Kai wieder nach Leverkusen gefahren ist, bin ich nicht mehr in die Innenstadt gekommen. Außerdem war ich in Aachen bisher noch kein einziges Mal im Kino.
Wir verabredeten uns für 19 Uhr vor dem Kinogebäude.

Zum Glück konnte mein Vater mich dieses Mal fahren, sodass ich nicht wieder den Bus nehmen musste.
Das Gebäude war echt groß, aber meiner Meinung nach war das in Stuttgart schöner gewesen. Auch wenn ich dort zuletzt kaum noch war, aber alleine macht es eben keinen Spaß.
Lena wartete schon auf mich und wir gingen gemeinsam hinein. Vor der Kasse war schon eine meterlange Schlange, wie es an den meisten Samstagabenden ist.
Nach längerem Warten kauften wir die Tickets für unseren Film und holten uns danach noch Popcorn und Getränke.
Kaum saßen wir auf unseren Plätzen, begann Lena Popcorn in sich hineinzustopfen.
"Wenn du so weitermachst ist die Tüte leer bis der Film beginnt", meinte ich lachend.
"Na und? Dann hol' ich mir halt nochmal 'ne Portion!", entgegnete sie.
Wie verfielen beide in schallendes Gelächter, sodass sich ein paar Leute zu uns umdrehten, aber das ignorierten wir einfach.
Dann holte Lena ihr Handy raus. "Wie heißt du auf Insta?"
Ich diktierte ihr meinen Namen und sie klickte sofort auf das Profil.
"Wow! 460 Abonnenten obwohl du gerade mal zwei Beiträge hast."
"Naja, nachdem Kai mich in seinen Storys markiert hatte, wurde ich nur so mit neuen Followern bombardiert. Leider hatte ich es davor nie für nötig gehalten mein Profil auf privat zu stellen." Ich zuckte mit den Schultern.

Kai hatte von unseren Ausflügen noch einige Male Instagram-Storys veröffentlicht und mich auch markiert, da er ja dann meinen Namen wusste. Natürlich hat er mich vorher gefragt, aber ich hatte mir nichts dabei gedacht und zugestimmt. Erst als ich am nächsten Morgen aufwachte und 40 neue Abonnenten hatte, fiel mir ein wie gerne sich Fangirls auf potenzielle Freundinnen von Fußballern stürzten. Ich war ja selbst mal eins gewesen.
Doch da war es dann zu spät. Innerhalb von zwei Wochen wurden es dann etwas mehr als 200 neue Abonnenten. Seitdem wächste mein Account immer weiter. Aber da man in meinem Profil nicht wirklich viel über mich erfuhr, war mir das dann eigentlich egal.
Ich hatte lediglich zwei Bilder online. Das eine zeigte mich von hinten in der Mercedes-Benz-Arena, auf dem anderen unterschreibt gerade Mario Gomez ein Trikot, das ich ihm hinhalte. Mein Vater hatte das Bild über meine Schulter fotografiert, sodass man nicht viel von mir sieht. Nirgendswo sieht man mein Gesicht, meinen Nachnamen oder meinen Wohnort. Das ist auch der Grund wieso ich eigentlich kein privates Profil brauche.

"Kai? Dein bester Freund?", riss mich Lena aus meinen Gedanken.
"Was?", fragte ich unwissend.
"Dein bester Freund Kai hat dich in seiner Story markiert und deshalb bekommst du hunderte Abonnenten?"
"Kais Story schauen halt hunderte Leute an. Er hat ja fast 700 Tausend Abos", erklärte ich.
"Warte was?!" Lena schaute mich verblüfft an.
Ich zog mein Handy aus der Tasche und öffnete auf Instagram Kais Profil, um es Lena zeigen zu können.
Sie schaute mich mit großen Augen an.
"Sag doch gleich, dass dein bester Freund Kai Havertz ist!"
"Warte, du kennst ihn?", fragte ich überrascht.
"Ich hab doch schonmal erzählt, dass ich wegen meinem Vater Alemannia Aachen Fan bin. Da kennt man doch Kai Havertz!"
"Ups... also ja, das ist mein bester Freund", meinte ich unsicher. Irgendwie war mir die Situation ein wenig peinlich. Außerdem wusste ich nicht wie Lena jetzt weiter reagieren würde.
Doch sie beseitigte meine Zweifel. "Aber keine Sorge, ich bin kein riesiges Fangirl, das sofort schreiend zu ihm hinrennen wird. Er ist dein bester Freund und so werde ich ihn auch behandeln, falls ich ihn jemals treffen sollte."
Ich war erleichtert das zu hören und wir unterhielten uns noch ein wenig über Kai.

Dann meinte Lena: "Aber kommen wir jetzt wieder zu dem Grund, warum ich dich nach deinem Instagram-Account gefragt habe. Ich muss hiervon erstmal eine Story machen!"
Sie machte ein Foto von unseren Popcorn-Tüten auf dem man im Hintergrund die Leinwand sehen konnte. Dann markierte sie mich darauf und postete es.
"Du musst auch eine Story machen", schlug sie mir vor. Also fotografierte ich fast das selbe Bild und lud es hoch.
Ich hatte seit Ewigkeiten keine Story mehr gepostet, das letzte Mal war als ich im Stadion gewesen bin.
Als wir gerade unsere Handys wieder wegsteckten, begann der Film.

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Hello!

Ja, ich lebe noch :)

Ich weiß, dass ich in letzter Zeit das Schreiben etwas vernachlässigt habe, aber irgendwie kam ich einfach nicht dazu 😅

Euch ein schönes langes Wochenende ❣

Eure Laura

Just a fence between us | Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt