Kapitel 31 - Desaster

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Kapitel 31 - Desaster

Krum war mit ihnen zur Wohnung appariert. In der Küche hatte er sie gefesselt. An die Stühle gebunden, die Arme schmerzhaft auf den Rücken verdreht, saßen sie sich gegenüber, der Küchentisch zwischen ihnen. Draco starrte auf seine Füße. Voldemort versuchte angestrengt, Krum zu fokussieren. Dieser stand vorm Tisch und zwischen ihnen. Nachdenklich kaute er auf seinen Lippen herum und spielte an den Ohrläppchen. Um seinen Blick auf Krum zu richten, musste Voldemort sich bemühen. Seine Umgebung schien zu schwanken, obwohl er vollkommen still saß. Sein Magen rumorte aufgebracht. Seine Wahrnehmung hinkte hinter den Geschehnissen hinterher. Er überlegte immer noch, was passiert war, als der Bulgare schon längst zu einem Monolog angesetzt hatte.

„Du kannst mir die Wahrheit sagen", drang Krums raue Stimme an sein Ohr. „Ich weiß, dass es nicht deine Idee war. Wer hat dir die Adresse gegeben?"

„Ich habe doch alles gesagt!", beteuerte Draco verzweifelt. „Wenn du mir nicht glaubst, Krum, was soll ich sonst machen?"

„Er sagt, dass Grindelwald tot ist!", wandte Krum ein und zeigte auf Riddle.

„Sein Name ist nicht Little. Wer weiß, in welchen Punkten er noch alles gelogen hat."

„Hm... Er wird nicht wahllos gelogen haben. Liegt es an ihm? Willst du vor Riddles Augen nicht die Wahrheit sagen?" Andächtig sprach er den Namen aus. Ein Schwall Zorn wurde mit den Buchstaben mitangeschwemmt. Krum wartete Dracos Antwort nicht ab. „Am besten sprechen wir sowieso unter vier Augen." Mit einer in Fleisch und Blut übergegangenen Bewegung ließ er Voldemort mitsamt dem Stuhl ins Wohnzimmer schweben.

Voldemort kniff die Augen zusammen. Schummrig versuchte er einen der Beiden zu erkennen. Doch Dracos aschblonder Haarschopf wie Krums breitschultrige Statur verschwammen vor seinen Linsen. Er verengte die Augen zu Schlitzen, doch es half nicht. Sekundenlang blinzelte er, aber noch immer konnte er nur Schemen erkennen. Als er den Kopf schüttelte, sorgte dies lediglich für noch mehr Übelkeit. Er spürte, wie die Galle durch die Speiserohre hochstieg und blies die Backen auf.

„Ich auch nicht", wandte Draco ein.

Er würgte und spuckte. Erschrocken wandten sich die Köpfe zu ihm um.

„Was hast du?"

Der Schwebezauber wurde gelöst und er plumpste zu Boden. Es krachte. Er wurde durchgeschüttelt, er konnte es nicht mehr bändigen. Soweit es die Seile es zuließen, beugte er sich vornüber und übergab sich.

„Ärgh!"

„Krum!", schrillte Draco.

Ununterbrochen hustete Voldemort. Gleich, wie sehr er sich konzentrierte, er schaffte es nicht, einzuatmen.

„Er bekommt keine Luft!"

Krum zögerte weiter. Der Körper krümmte sich. Die Seile schnitten in das weiche Fleisch.

„Du musst ihn freimachen..." Dracos Stimme klang verhaltener und voller Zweifel, als würde er den Bulgaren in einem neuen Licht sehen.

Leben kam in Krum. Er hetzte auf Riddle zu und fasste ihm ins Gesicht. Es gefiel dem Ächzenden nicht, aber er hatte keine Kraft, sich zu wehren. Nach einer weiteren, ausgedehnten Sekunde, die er nur mit Observieren verbrachte, löste er die Fesseln.

Voldemort fiel zu Boden, wo er sich krümmte und weiterröchelte. Unfähig sich aufzurichten, bäumte er sich immer wieder auf und fiel zurück auf den Rücken.

„Es wird nicht besser", nuschelte Krum. „Er... Was hat er? Wir müssen Hilfe holen. Hermine!" Zweimal versuchte er, einen gestaltlichen Patronus zustande zu bringen, doch aus seiner Zauberstabspitze wich nur silberner Nebel. „Scheiße! Konzentriere dich!" Aufgewühlt raufte er sich das Haar und probierte es noch einmal. Wieder ohne Erfolg. „Fuck!" Nochmal. Nebel. Wieder. Nebel. „Fuck!"

Moral und Wahnsinn - In der Gegenwart meiner FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt