Kapitel 19 - Karambolage

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Kapitel 19 - Karambolage

„Mr. Malfoy!"

„Professor!"

Noch nie hatte er den Professor, einen gutmütigen und trägen Mann, so in Rage erlebt. Er schrie nicht, aber er hatte die Stimme erhoben und von den Wänden hallte jedes gesprochene Wort wider. Die Reise ins Denkarium hatte bei Draco ein Schwindelgefühl hinterlassen. Noch immer glaubte er zu spüren, wie er sich im Kreis drehte. Die Fliehkraft hing an seinem Körper und zerrte ihn von der Stelle. Seine Gedanken vermochte er nicht zu ordnen. Sie streunten kreuz und quer durcheinander wie Ameisen. Die Worte von Slughorn gingen in diesem Wirrwarr unter. Draco blieben nur noch Gesten, um das Geschehene zu verstehen. Er wusste, dass er ins Labor eingebrochen war und der Professor jedes Recht hatte, sich darüber aufzuregen. Dieser ließ es sich auch nicht nehmen. Slughorns Zauberstabspitze tippte auf Dracos Brust. Er selbst hatte keine Zeit gehabt, nach seinem Stab zu greifen, sodass er gezwungen die Hände in die Höhe hielt.

„Wie können Sie es wagen? ... Was haben sie gesehen?"

Er wusste nicht, ob Slughorn schon immer so undeutlich gesprochen hatte oder ob es an ihm selbst lag. Dracos gesamter Körper zitterte. Er blickte an sich herab und sah, wie seine Hände sich unkontrollierbar hin- und herbewegten. Stoßartig hob und senkte sich sein Brustkorb und etwas im Inneren drückte gegen seine Rippen. War es sein Herz? Dieses pumpte Blut so kraftvoll durch seine Adern, dass Draco glaubte, sie würden jeden Moment unter dem Druck platzen. Diese Erinnerung! Sie war so unfassbar eisig gewesen.

Gespaltene Seelen.

Zerrissen durch Mord.

Ein Zauber namens Horkrux.

Ein Zauber, der zum Verwahren gedacht gewesen war.

Er ging in die Knie, weil er ahnte, dass diese gleich nachgeben würden. Er brauchte Hilfe. Schräg blickte er zu Slughorn herauf.

Dieser holte tief Luft und sagte dann fast versöhnlich gestimmt: „Sie hatten kein Recht ins Denkarium zu sehen, Mr. Malfoy. Ich habe Sie deswegen genug angeschrien, verzeihen Sie mir bitte meine Reaktion." Er hielt ihn fest, damit er nicht zur Seite wegkippen konnte. „Sie sind in keinem guten Zustand, Junge. Die Benutzung eines Denkarium, gerade auch die erstmalige, kann schwindelerregend sein. Verstehen Sie überhaupt, was ich Ihnen sage, Mr. Malfoy?", wollte er sich versichern.

Draco stammelte: „Es tut mir leid, Sir." Sein Blick blieb weiter in die Ferne gerichtet.

„Ach herrje, Junge. Was haben Sie gesehen? Ich habe dort private, ach was, intimste Erinnerungen aufbewahrt! Erinnerungen, die ich in meinem Kopf nicht ertragen konnte."

Langsam setzte Draco sich auf den kalten Steinboden. Atmete tief ein und aus. Die drehenden Bewegungen ließen nach. Seine Gedanken und die Worte, die er sagen wollte, konnte er endlich in eine klare Reihenfolge bringen. „Ein Gespräch, Professor, nichts Grausames. Es war nur ein Gespräch."

Der Professor erstarrte. „Ein Gespräch?", wiederholte er, als habe er den Sinn des Ganzen nicht verstanden.

Draco nickte eifrig. „Mit einem Schüler namens Tom. Es ging um einen schwarzmagischen Zauber. Dass niemand erfahren darf, dass Sie einem Schüler solche Flüche erläutert haben, verstehe ich schon. Sie wären deswegen der Ablehnung der anderen Lehrer ausgesetzt gewesen. Es ist in Ordnung. Ich werde es keinem weitererzählen. Es bleibt unser Geheimnis." Erst im Nachhinein begriff er, welche Worte gerade über seine Lippen gekommen waren. Es bleibt unser Geheimnis. Dieser Tom hatte dasselbe gesagt, bevor die Erinnerung abgerissen war.

Moral und Wahnsinn - In der Gegenwart meiner FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt