Kapitel 28 – Im Fadenkreuz
Er wurde geschlagen. Rechte Wange. Linke Wange. Rechte Wange. Brüllend richtete sich Voldemort vom Boden auf und fing Krums Hand ein, bevor sie ein weiteres Mal in seinem Gesicht landen konnte. „Schluss!"
Krum kniete neben ihm und versuchte nicht, sich aus dem Griff zu wenden. Er hielt seinem Blick stand, die Unterlippe trotzig nach vorn geschoben. „Willst du mir vor ihm eine Szene machen?" Er neigte den Kopf zur Seite.
Dolohov. Krum hatte ihn mit Handschellen an den Heizkörper gefesselt. Voldemort knurrte, mit einem Zauber unschädlich gemacht, hätte ihm besser gefallen. Sein Zauberstab lag auf dem Küchentisch, sein Zylinder daneben. Der Russe beäugte ihn mit Neugier.
„Du weißt, dass er auch Magie ohne Zauberstab wirken kann?" In Windeseile stand Voldemort wieder auf den Beinen und um ein Haar hätte er sich an Krum festhalten müssen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
„Ja, ja, alles gut. Ich habe immer ein Auge auf ihn", versicherte Krum, während er mit dem Rücken zum Gefangenen stand.
„An deinem Hinterkopf?", bemerkte Voldemort spitz.
„Ich kann ihn nicht befragen, wenn er geschockt oder gelähmt ist."
„Was hat er denn bereits gesagt?" Er zog den Küchenstuhl heran und setzte sich, um nicht noch einmal durch einen Schwächeanfall umzukippen. So konnte er auch verbergen, dass er momentan alles andere als sicher auf den Füßen war. Seine Knie fühlten sich schwammig an. Er faltete die Hände und schloss für einen kurzen Moment die Augen.
Was war bloß los mit ihm?
Diese Schwächeanfälle kamen mittlerweile regelmäßig, mal stärker, mal milder. An seinen Verletzungen konnte es nicht liegen, die Brandwunden an der Schulter waren dank Krums Behandlung gut abgeheilt. Auch die Medikamente nahm er nicht mehr. Es reichte nicht, dass er nicht mehr zaubern konnte. Nein, er war unfähig, zuverlässig die einfachsten Sachen zu machen. Er konnte keine größeren Strecken zu Fuß zurücklegen, geschweige denn rennen. Die Übelkeit packte ihn, wenn ihr danach war und machte sich ihn zum Untertan. Gerade bei Kämpfen, wenn ein Fluch an ihm vorbeisauste oder ihn gar traf, schien sie zuzuschlagen. Wie sollte er sich da zur Wehr setzen?
Was wäre, wenn er nicht nur gehandicapt, sondern auch noch sterblich war?
Konnte er mit Sicherheit sagen, dass Potter nicht schon den letzten Horkrux – seine Nagini – zerstört hatte?
Selbst, wenn dies noch nicht der Fall sein sollte – woher wusste er, wie das Gift, dass ihm die Magie raubte, auf seine gespaltene Seele reagierte? Wechselwirkungen waren nicht auszuschließen.
Zur Sicherheit musste er noch einen Horkrux herstellen. So könnte er diesem Risiko entgehen.
Wen sollte er opfern?
Krum, sein Werkzeug? Oder Dolohov, den Verräter, der aber gewiss ein paar ganz nützliche Informationen hatte.
Ein Störgefühl blieb, dass er, gleich wie er es drehte und wendete nicht abschütteln konnte. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Für die Herstellung eines Horkrux' brauchte er das Eine, das er nicht hatte: Magie.
Gottverdammt!
Schritt eins also: Magie wiederherstellen. Schritt zwei: Horkrux erschaffen. Eine unveränderbare Reihenfolge. Er fluchte. Alles dank Dolohov. „Foltere ihn!"
Krum machte einen erschreckten Satz nach hinten und echauffierte sich: „Nein! Das kann ich nicht machen!"
Leise drang das Lachen Dolohovs an Voldemorts Ohr.
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Moral und Wahnsinn - In der Gegenwart meiner Feinde
FanfictionMitten in der Schlacht von Hogwarts verschwindet Voldemort und er erwacht, seiner Magie beraubt, in Muggellondon. Zur selben Zeit lernt Draco unfreiwillig eine geheime Organisation von innen kennen. Hermine nimmt schnell die Suche nach Antworten auf...