Das Dazwischen

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Kapitel 38 – Das Dazwischen


Ihr Optimismus war beinahe übelkeitserrgend.

Voldemort stellte keine Gefahr mehr dar und bald würden sie auch Grindelwald und Dolohov in die Finger bekommen. Es waren die Fortschritte an der Maschine, die sie in den vergangenen Tagen gemacht hatten, die sie das denken ließen, und als wäre das nicht schon genug, um Hoffnung zu hegen, war am Morgen auch noch eine weitere gute Nachricht gekommen: Ron ging es so gut, dass Madam Pomfrey ihn aus dem Krankenflügel entlassen wollte. Hermine hatte sich sofort bereit erklärt, ihn abzuholen, denn sie selbst hatte sich im Gryffindorturm einquartiert, der Weg war nicht weit.

Als sie an jenem Morgen über die Flure lief, stellte sie fest, dass sich über Nacht das Schloss gefüllt hatte. Zuvor waren sie nur ein halbes Dutzend Leute gewesen, nun begegnete ihr an jeder Ecke ein neues Gesicht. Einige kannte sie aus ihrer Schulzeit, aber nicht so gut, dass sie sie anhalten und nachbohren wollte. Die Idee, Hogwarts zum provisorischen Zuhause zu machen, war so einfach und doch genial, dass sie auch vielen anderen gekommen war.

„Alicia!", rief Hermine über den Flur, als sie die junge Frau vor sich laufen sah.

Sie drehte sich um und wartete, bis Hermine zu ihr aufgeschlossen hatte.

„Was machst du hier, Alicia?"

Ihre Augen weiteten sich vor Aufregung. „Du weißt es nicht?"

„Was?"

„Die Dementoren ziehen vermehrt durch Zauberersiedlungen und fallen über uns Magier her. Meine Familie wohnt in Godric's Hollow, dort sind sie vor zwei Tagen gewesen. Da wurde es uns zu viel."

„Das ist schrecklich! Geht es allen gut?"

„Ja, wir sind mit dem Schrecken davongekommen. Die Nachbarsfamilie hatte aber nicht so viel Glück."

Hermien schlug die Hand vor dem Mund. „Sie konnten sie nicht vertreiben?"

„Niemand kann das. Wir mussten auch flüchten. Der Patronuszauber bringt nichts gegen die schiere Überzahl der Dementoren. Sie haben sich zusammengerottet."

„So schlimm?"

„Ich habe noch nie so viele Dementoren auf einem Haufen gesehen."

„Hm ... Sahen sie so aus, als wären sie koordiniert vorgegangen?"

Alicia zuckte mit den Achseln. „Ja, irgendwie schon. Ist das nicht normal?"

Hermine schüttelte den Kopf. „Das ist äußerst untypisch für sie. Dass sie marodierend herumziehen, wissen wir seit einer Weile, aber ihre Angriffe waren so verstreut, dass wir dem schwer einen Riegel vorschieben konnten."

„Die Angriffe gehen schon länger?!"

„Vorher haben sie Muggel angegriffen, ich weiß nicht, ob das Opfer gefordert hat. Wenn sie Zauberer oder Hexen angegriffen haben, wenn überhaupt, nur in ganz kleinen Gruppen, sodass niemand zu Schaden gekommen war."

„Na, das ist jetzt überholt."

„Keine guten Nachrichten."

Ihre Wege trennten sich, Hermine stieg die Treppen hinab und hing ihren Gedanken nach. Es wäre auch zu schön gewesen, wäre bald wieder alles in geregelten Bahnen verlaufen. Der Optimismus war zerschlagen wie eine Vase. Es würde noch lange dauern, bis alles in Ordnung sein würde. Doch gerade jetzt musste man sich an den guten Dingen festhalten.

Moral und Wahnsinn - In der Gegenwart meiner FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt