Kapitel 11 – Odysseen
09. Mai, morgens, Herrenhaus der Malfoys
Plopp.
Lucius stöhnte gereizt. Dieses unbeholfene Ding! Früher hatte es bereits an seinen Nerven gezerrt, doch seit einigen Tagen, seit er nicht wusste, wo sein Sohn war, reichte ein Plopp um ihn zur Weißglut zu treiben.
„Herr!", kreiste der Hauself, den sie nach Dobbys unrühmlichen Fortgang erworben hatten. Er führte ihnen vor Augen, wie gut Dobby eigentlich in der Verrichtung seiner Dienste gewesen war. Gereizt rollte er mit den Augen. Es war ein Kauf gewesen, den er in den letzten Jahren bereits mehrfach bereut hatte. Öhrchen war ein Hauself der besonders nervösen Art. Den Namen hatte er wegen seiner außergewöhnlich langen, herabhängenden Ohren bekommen, die an die Schlappohren eines Dackels erinnerten. Er war leicht aus der Fassung zu bringen und zusätzlich noch nah am Wasser gebaut. So einige Male hatte Lucius davon geträumt, dem Elf die Zunge rauszuschneiden, um seine ekelige, piepsige Stimme nicht mehr ertragen zu müssen. Narzissa hatte dies jedoch immer wieder zu verhindern gewusst.
„Was ist?", knurrte er.
„Öhrchen tut es leid. Sch- Schr- Schrecklich leid, Meister, zu stören", piepste der Hauself offensichtlich verwirrt und grundsätzlich nicht ganz dicht. „Ö- Öhr- Öhrchen-" Nun war sie kaputt.
„Öhrchen!", brüllte Er und schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass Öhrchen und auch Narzissa, die mit am Tisch saß und etwas gelesen hatte, zusammenzuckten.
„Eine Eule kam. Sie trug einen Brief. An den Herrn adressiert."
Mit einem Knicks überreichte sie eine Rolle Pergament, verschlossen durch ein rotes Siegel, auf dem das Wappen der Rookwoods prangte.
Narzissa erhob sich. „Wenn du den Hauselfen nicht immer so Angst einjagen würdest, könnten die viel besser ihre Arbeit erledigen. Wärst du freundlicher, hättest du auch viel schneller von deiner Post erfahren, Lucius."
Sie sprach über Spitzfindigkeiten und ihm kam es so vor, als hätte sie gerade seinen Namen in einen Vorwurf verwandelt. Er musste sich eingestehen, dass sie in letzter Zeit sehr angespannt und gereizt gegenüber dem anderen gewesen waren. Trotzdem schnaubte er: „Sei ruhig, Weib!" Nun war nicht die Zeit, um sich mit solchen Lappalien auseinanderzusetzen.
Mit einer hoch erhobenen Nase, sogar noch ein Stück höher als sonst, verließ seine Frau den Raum, um was auch immer zu machen. Es war nicht so, als ob Narcissa viel tat. Es interessierte ihn nicht und es konnte nichts wichtiges sein.
Knurrend brach er das Siegel.
„Öhrchen wird sich bestrafen für- ... für-"
„Es ist mir gleich. Mach es einfach und verschwinde!", zischte er. Dann widmete er sich dem Geschriebenen und bekam das Plopp im Hintergrund nur noch mit einem halben Ohr mit.
Lucius,
ich musste gestern Abend ein langes, mir Sorgen bereitendes Gespräch führen. Es ist unerlässlich, dich einzuladen, um zu informieren. Unerwartete ... Dein Ansehen ...bei den ... bei
Komm einfach so schnell wie möglich zu mir.
Augustus
Das sah nicht gut aus. Überhaupt nicht. Weitere Sorgen konnte er nicht gebrauchen, aber er fürchtete, dass diese bereits auf den Weg zu ihm waren. Er seufzte. Augustus war ein guter Redner. In der Regel wusste er sich auszudrücken. Dass er sich um die Formulierung eines Briefes keine Gedanken machte, deutet auf eine besondere Dringlichkeit hin. Auch wenn diese – doch sie stand explizit im kurzen Brief drin.
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Moral und Wahnsinn - In der Gegenwart meiner Feinde
FanfictionMitten in der Schlacht von Hogwarts verschwindet Voldemort und er erwacht, seiner Magie beraubt, in Muggellondon. Zur selben Zeit lernt Draco unfreiwillig eine geheime Organisation von innen kennen. Hermine nimmt schnell die Suche nach Antworten auf...