Kapitel 16 – Das Salz in unseren Wunden
Es dauerte ein paar Tage, bis er sich allein in das Zimmer der schlafenden Daphne traute. Obwohl sie nicht aufwachte oder ein Zeichen sandte, dass sie seine Anwesenheit bemerkte, besuchte er sie ab dann täglich. Jeden Tag musste er sich überwinden, die Schritte über den Flur zu laufen und die graue Tür zu öffnen. Jeden Tag hoffte er, dass sich ihr Zustand verbessert hatte und wurde enttäuscht. Draco befürchtete, dass er eines unglücklichen Tages auf den alten Greengrass treffen werde. Mit jedem Besuch wuchs seine Verwunderung, dass er ihn noch nicht am Bett seiner Tochter angetroffen hatte. Irgendwann konnte er nicht anders, als seine Beobachtung Astoria mitzuteilen und sie nach der Beziehung zwischen Daphne und ihren Vater zu fragen. Seine Freundin zuckte mit den Schultern und erklärte ihm ausführlich, dass das Verhältnis von ihrer Schwester zu Hyperion Greengrass belastet gewesen war. Dabei meisterte sie es, die Probleme zu umschreiben, ohne sie eindeutig zu benennen. Ihre Worte hinterließen bei Draco eine Gänsehaut. Würde er so auch über seinen Vater sprechen, wenn Astoria ihn danach fragen würde? Mittlerweile bezeichnete er sie in Gedanken als seine Freundin. Er wusste nicht, ob das ein Beziehungsindikator war. Oder ob es der Tatsache geschuldet war, dass sie seine einzige Freundin und das Wort „eine" daher irreführend war.
In all den Tagen, die er nun schon in Gefangenschaft verbracht hatte, war Astoria die einzige Person gewesen, die ihn sehen gekommen war. Dies machte keinen Sinn! Warum hatte Hyperion ihn entführt, wenn er es dann noch nicht einmal für notwendig hielt, ihn auszufragen? Astoria betonte immer wieder, dass der Bund aus verrückten Muggelliebhabern ihn - ausgerechnet ihn, ein Reinblut, ein Todesser – als Mitglied haben wolle. Sie wiederholte diese Sätze zwar täglich, doch es wurde für Draco trotzdem nicht glaubwürdiger. So verbrachte er seine Zeit damit, sich mit Astoria zu unterhalten, was seit einigen Tagen jedes Mal in Sex mündete. Ansonsten las er die vorgefundene Muggelliteratur und suchte unentwegt den Raumkomplex ab. Vor Langeweile seufzend erhob er sich von seinem Bett und klappte das Buch „Die Geschichte Dollys" zu.
Er hatte „Die Geschichte Dollys" in den letzten Nächten unter seinem Kopfkissen aufbewahrt und die harten Ecken hatten sich, während er schlief, in seine Schläfe gebohrt. Er redete sich ein, dass er deshalb von Schafen und bis auf das Haar identischen Zwillingen geträumt hatte, die ihn aus dunklen, traurigen Augen anstarrten. Mitten in der Nacht war er schweißgebadet aufgewacht und seine Arme und Beine hatten unkontrollierbar gezuckt. Alles in allem war es immer noch ein besserer Traum gewesen, als zum unzähligen Male den Überfall von Fenrir Greyback auf Daphne vor seinem inneren Auge zu sehen. Er dachte an sie und automatisch schüttelte er den Kopf, als wolle er diese grausamen Gedanken aus seinem Gehirn schleudern. Doch es half nichts, natürlich nicht und er beschloss sich nach Daphnes Befinden mit seinen eigenen Augen zu erkunden. Schlendernd lief er zu ihrem Zimmer.
Er hatte sich angewöhnt, die Tür besonders leise zu öffnen. Ein Teil in ihm glaubte anscheinend noch, dass sie nur ihren Schönheitsschlaf brauchte. Dies führte in dieser Nacht dazu, dass er Astoria und Hyperion Greengrass in einer vertraulichen Situation erwischte. Bereits als er die Tür nur einen Spalt breit geöffnet hatte, drang ein Schluchzen zu ihm heran und als sie gänzlich geöffnet war, sah er sie in Tränen. Sie weinte bitterlich und sprach wimmernde Worte zu ihrem Vater, in dessen Armen sie kraftlos hing. Er hielt sie mit starrem Blick an sich gedrückt. Als seine Augen auf Draco fielen, verdunkelten sie sich. Schwerfällig nickte er ihm zu und sagte mit seinem von kräftigen Lippen umschwungenen Mund: „Malfoy."
Er fasste sich ein Herz und betrat den Raum, bemüht seinen Kopf gerade zu halten und diesem Blick nicht auszuweichen. „Greengrass."
Astorias Schluchzen verebbte und sie fuhr herum. Im nächsten Moment versuchte sie, sich aus den Armen ihres Vaters zu befreien, um sich Draco um den Hals werfen zu können. Der alte Greengrass ließ sie auf eine Armlänge aus der Umschlingung zurückweichen, doch er hielt sie weiter an den Handgelenken gepackt. „Astoria.", sprach er warnend. Sie gehorchte und hielt inne. Sehnsüchtig sah sie zu Draco.
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Moral und Wahnsinn - In der Gegenwart meiner Feinde
FanfictionMitten in der Schlacht von Hogwarts verschwindet Voldemort und er erwacht, seiner Magie beraubt, in Muggellondon. Zur selben Zeit lernt Draco unfreiwillig eine geheime Organisation von innen kennen. Hermine nimmt schnell die Suche nach Antworten auf...