Kapitel 22 - Schwarz wie der Tag

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Kapitel 22 – Schwarz wie der Tag

Molly schluchzte laut, als sie an der Stelle vorbeikamen, an der Fred gestorben war. Noch immer trugen die Flure und Gänge in Hogwarts die Spuren der Schlacht, auch wenn der Wiederaufbau im vollen Gange war. Sie blieben bedrückt stehen. Arthur zog seine Frau in eine tröstende Umarmung und gleichzeitig hielt er sich an ihr fest.

In die Stille hinein begann Malfoy zu husten. Sein Atem ging ein wenig rasselnd und eine Hand drückte er verkrampft an seinen Brustkorb. Unter den schüttelnden Bewegungen krümmte sich sein ganzer Körper, er ging in die Knie.

„Geht es wieder?", fragte Hermine in eine Pause hinein. Doch es war keine Besserung, Malfoy hatte lediglich die Luft angehalten. Sie versuchte, ihn wieder hochzuziehen, doch es gelang ihr nicht. Der nächste Hustenanfall ließ nicht lang auf sich warten, so ging es schon eine Weile. Nach ein paar Minuten hatte er sich Minuten sich wieder beruhigt, auch wenn kein Ende in Sicht war.

„Wir gehen vor!", rief sie den anderen zu, die so aussahen, als wollten sie noch einen Moment an Ort und Stelle ausharren. Eigentlich hatte sie auch innehalten und Fred Weasley gedenken wollen, aber Malfoy benötigte ihre Hilfe. Sie zog ihn auf die Beine, doch er schwankte hin und her und kippte bei fast jedem Schritt zur Seite. „Ich muss Sie levitieren", stellte Hermine fest. „Es geht nicht anders. Einen Moment. Mobilicorpus!"

Malfoys zaghaften Versuche, sich dagegen zu wehren, gingen unter.

Sie mussten ein komisches Gespann abgeben. Die wenigen Personen, die ihnen in den Schulfluren über den Weg liefen, drückten sich angsterfüllt gegen die Wände. In Malfoy erkannten sie einen prominenten Todesser und fürchteten sich, egal, wie elendig dieser gerade aussah. Auch Madam Pomfrey schenkte ihnen einen erstaunten Blick, doch sie hatte keine Zeit, um sie mit Fragen zu löchern. Zu sehr war sie mit einem Patienten beschäftigt, dem sie gerade einen Trank einzuflößen versuchte. Dieser tat alles in seiner Macht Stehende, um es ihr so schwer wie möglich zu machen.

Mit Erschrecken bemerkte Hermine, dass es sich bei dem Verletzten um Remus handelte. Seine Kleidung war zerrissen und blutig und auf seiner freigelegten Haut an der Brust klaffte eine monströse Bisswunde. Doch sie hatte keine Sekunde, um sich mit ihm zu beschäftigen oder gar auf ihn einzugehen, denn erneut schwall das Schnaufen Malfoys zu einem Hustenanfall an und verlangte ihre Aufmerksamkeit. Es war der bisher heftigste dieser Art.

„Poppy?", fragte sie unsicher. „Es tut mir leid, aber ich brauche hier auch Hilfe." Sie hasste es, dass sie den Mund aufmachen musste. Jeder sollte die medizinische Behandlung bekommen, die er benötigte. Leider war dies Wunschdenken, wenn es an medizinisch geschultem Personal mangelte. Unter keinen Umständen sollte Remus' Behandlung zu kurz kommen oder Malfoy vor ihren Augen ersticken.

„Keine Sorge, Hermine. Sobald Remus seinen Kopf stillhält und mich meine Arbeit machen lässt, kann ich ein paar Minuten entbehren", sagte Madam Pomfrey. „Remus, du musst stillhalten. Es geht nicht anders. Ich muss dich betäuben, sonst wird das anstehende Prozedere schmerzhaft. Zu schmerzhaft. Nein, ich kann es nicht ohne machen. Das musst du doch einsehen!"

„Remus, bitte", flehte Hermine ebenfalls. Was war in ihn gefahren, dass er sich so wehrte? Hatte er Angst? „Bitte! Hab' keine Angst, du bist in guten Händen! Madam Pomfrey ist die beste Medi-Magierin, die man bekommen kann! Du wirst wieder aufwachen, ich verspreche es dir." Sie war eigentlich nicht in der Lage, irgendjemandem irgendwas zu versprechen, das wusste sie. Dieser Satz kam einer Lüge gleich, doch sie fand, dass in dieser Notsituation eine Notlüge angebracht war. Sobald Remus wieder bei Sinnen war, würde er es verstehen.

Ihre Worte schienen vom ihm nicht gehört zu werden. Er zappelte und schaffte es geschickt, Madam Pomfreys Hand abzuwehren, obwohl er unter schrecklichen Schmerzen leiden musste. Bald würde er am Rand seiner Kräfte angelangt sein.

Moral und Wahnsinn - In der Gegenwart meiner FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt