Kapitel 34 - Joint (Ad)Venture

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Kapitel 34 – Joint (Ad)Venture

Die Winkelgasse lag verlassen vor ihnen. Hermine richtete ihre verrutschte Kapuze und wischte sich die Haare aus dem Gesicht. Genauso wie ihr klammer Umhang klebten sie an ihrem Körper. Sie patsche mit Lucius durch den Regen und in ihrem Lauf mussten sie immer wieder Pfützen ausweichen.

„Sieh! Da vorne!" Lucius streckte den Zeigefinger in die Ferne. „Da versucht jemand einzubrechen!"

Tatsächlich hockte eine Gestalt vor der Ladentür von Weasleys Zauberhaften Zauberscherzen und schien sich am Schloss zu schaffen zu machen. Augenblicklich begannen Hermine und Lucius zu sprinten. Der Wind blies ihnen kalt ins Gesicht und peitschte Regentropfen entgegen. Sie konnten sich keinen Umweg leisten und so rannte Hermine durch die Pfützen. Schon nach Sekunden waren ihre Schuhe und Socken durchnässt.

„Keine Bewegung!", brüllte sie der Gestalt entgegen, die schon beim Geräusch der heraneilenden Schritte wehrlos die Hände in die Höhe gehalten hatte.

„Begrüßt ihr all eure Verabredungen auf diese Weise?" Tomasz schien mit sich zu ringen und musterte abfällig die Zauberstabspitzen, die ihm entgegengestreckt wurden.

Erleichtert atmete Hermine auf. „Tomasz! Was machst du dort unten?", fragte sie und schob hinterher. „Ist alles in Ordnung?" Er sah nicht gesund aus. Seine helle Haut schien fahl und unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Augenringe ab.

Er neigte leicht den Kopf, seine Mimik war verzerrt, beinahe angewidert. „Ich binde mir die Schnürsenkel. Mir geht es gut."

Hermine war schon drauf und dran zu fragen, wieso sich seine Hände dann auf der Höhe des Türschlosses befunden haben, da bemerkte sie sein Zittern. Er versuchte, es zu verbergen, doch es war zu stark. Beinahe schien es so, als leide er unter Krämpfen. In ihr rief es Besorgnis wach. Er gehörte in ein Bett. Von Lucius erhielt sie einen sanften Stups an die Schulter. Natürlich, es gab wichtigere Dinge und Tomasz war ein erwachsener Mann – er würde wissen, was gut für ihn war. Mit einem letzten, prüfenden Blick auf ihr Gegenüber, forderte sie ihn auf, Platz zu machen und schloss schließlich auf. „Wo ist eigentlich Viktor?", fragte sie, als sie zu dritt den trockenen Innenraum betraten.

Es kam nur ein fahriges Achselzucken. „Ihm geht es nicht gut. Er ist gestern Abend noch im strömenden Regen unterwegs gewesen und nun hat er sich eine Erkältung eingefangen. Ein oder zwei Tage Bettruhe und dann ist alles wieder in Lot."

Viktor war krank und ruhte sich aus, er aber nicht? Das mutete ihr seltsam an. „Was hat er gestern Abend gemacht? Sicher, dass du nicht auch lieber im Bett bleiben solltest? Er scheint dich ja angesteckt zu haben."

Tomasz musterte sie von oben und unten und begann, seine Schuhe abzuputzen. Der Schlamm jedoch wollte nicht weichen, gleich, wie sehr er mit einem Tuch, das er im Tresen gefunden hatte, schrubbte. „Er war einkaufen. Es ist in Ordnung. Mein Zustand ist wohl oder übel chronischer Natur."

Sie warf einen argwöhnischen Blick zu Lucius hinüber und wollte sehen, ob er ihr Unbehagen teilte. Doch er war überhaupt nicht alarmiert. Seelenruhig, man hätte ihm die Schuhe beim Laufen besohlen können, streifte er durch den Laden und betrachtete die Einzelteile der Maschine. Vielleicht war sie wirklich übertrieben vorsichtig. Sie beschloss das Ganze auf sich ruhen zu lassen, doch eine Sache machte ihr immer mehr zu schaffen: „Bist du endlich fertig? Soll ich mit einem Zauber nachhelfen?", fragte sie Tomasz, der immer schneller und heftiger über den Stoff seiner Stiefel rieb.

Er hielt in der Bewegung inne und sah von seinen schmutzigen Schuhe auf. „Nein, danke." Noch immer waren Reste des braunen Schlamms an den Schnürsenkeln, doch langsam würde er akzeptieren müssen, dass manche Flecken nicht zu bereinigen waren.

Moral und Wahnsinn - In der Gegenwart meiner FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt