Kapitel 26

196 19 11
                                    

P.o.V. Kōtarō

Kōtarō war genervt. Die Neuen waren nicht schlecht... Aber aufgedreht und nervtötend. Er wollte nur noch zu Keiji. Schnell lief er über die letzte Brücke zu seiner Hütte. Als er die Matte zur Seite zog, dachte er kurz, er wäre im falschen Haus. Das Bett war neu bezogen, der Boden war blendend sauber und sogar die Bambusmatten vor den Fenstern waren abgedichtet und neu gebunden. Kōtarō war schon drauf und dran sich umzudrehen und die Hütte zu verlassen, als er Keijis Stimme aus dem Badezimmer vernahm. "Kōtarō?" Die Eule machte einen Schritt in das Zimmer und ließ die 'Tür' zurück vor den Eingang schnellen. "Ja." Keijis Kopf ploppte um die Ecke des Badezimmers. Ein kleines, fast schon schüchternes Lächeln zierte seine Lippen. Die Eule zog fragend eine Augenbraue hoch. "Schön, dass du wieder da bist. Wie sind die Neuen?" Keiji machte keine Anstalten aus dem Bad zu kommen. "Sie spielen ganz gut, brauchen aber noch viel Übung. Ihre Art ist ein bisschen anstrengend, aber da gewöhne ich mich noch dran. Wie war dein Tag bisher, hattest du Spaß mit Kaori?" Keijis Kopf zog sich zurück hinter den Türrahmen. "Nun ja...", klang seine Stimme gedämpft hervor. "Ich habe eine Anstandsrede bekommen." Er hatte... Seine Schwester hatte was?! Kōtarō machte ein paar Schritte auf die Tür zu, blieb dann aber stehen. Keiji wirkte irgendwie distanziert, vielleicht war es ihm gerade zu viel. Die Familiensache brachte ihn sicher sehr zum Nachdenken und die vergangene Woche hatten sie ausgesprochen viel Zeit miteinander verbracht. Wenn der Süße eine Auszeit brauchte, oder einfach ein paar Minuten für sich, war das nur verständlich. Auch, wenn es Kōtarō einen Stich versetzte. "Ich hätte nicht erwartet, dass sie das macht, tut mir leid. War es sehr schlimm?" Keiji schien einen Moment zu überlegen. "Eigentlich ging es. Es ist gut, zu wissen, dass es so viele Menschen gibt, die sich um dich sorgen." Jetzt machte Kōtarō doch einen weiteren Schritt, nur um sogleich wieder inne zu halten. "Wie war es sonst so?" Der immer stärker werdende Drang ins Bad zu rennen und seinen Freund zu küssen, blockierte jede Frage, die komplexer als ein bisschen Smalltalk war. "Gut eigentlich, ich habe die Liste zu sehen bekommen, die, auf der deine Schwachpunkte stehen." Sofort spürte Kōtarō soetwas wie Panik in ihm aufsteigen. "Und?" Ein nervöses Lachen drang aus dem Nebenraum. "Und sie haben mich dazu gebracht etwas... auszuprobieren. Und mir dann geholfen hier ein bisschen aufzuräumen." Die Art und Weise wie er 'ausprobieren' sagte, gefiel dem Luftwesen gar nicht. "Was hast du ausprobiert?" Keiji schwieg einen Moment. "Nun ja..." Er trat aus dem Bad, die Hände hinter dem Rücken und den Blick auf den Boden gerichtet. Kōtarō stockte einen Moment der Atem. "Ich war mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist... Wenn du es nicht magst, zieh ich es aus." Kōtarō starrte weiter und schüttelte den Kopf. "Ich denke, es steht dir. Kannst du... näher kommen?" Er streckte die Hand aus, welche Keiji ergriff und sich von ihm zu sich ziehen ließ. Die Eule spürte seinen Herzschlag, schnell und laut wie ein Bass. Bewundernd legte er eine Hand auf des Meermannes schmale Taille und musterte ihn ausgiebig. "Keiji, du bist wunderschön." Jap, ein Schwachpunkt. Das Maidoutfit.

P.o.V. Keiji

Das war viel unangenehmer als gedacht. Nachdem Kaori und Yukie ihn dazu gezwungen hatten das Kleid anzuziehen, hatten sie ihm aufräumen geholfen. Es war ganz lustig gewesen, aber... der Rock war kurz. Zu kurz. Sicher, Kōtarō schien es zu gefallen, aber irgendwie war es doch beschämend. Sein Freund fuhr sanft mit seinen Fingerspitzen an der Seite seiner Hüfte hinab, über sein Bein. Er hielt inne, als er auf die nackte Haut seines Freundes stieß. "Keiji, wer kam auf die Idee, deine Beine zu rasieren?"
"Yukie."
Kōtarō sah ihn überrascht an. "Du kennst Yukie?"
"Kaori hat uns bekannt gemacht."
"Verstehe. Und wer... wer hat deine Beine rasiert?" Keiji sah die Eule misstrauisch an. Was sollte denn die Frage? "Auch Yukie." Kōtarō fuhr mit der Hand unter den Rock und sein Bein hoch. "Kōtarō... Was soll das werden?"
"Ich teste was."
Er testete was? Wie schnell er seinen Freund willig machen konnte oder was? Die Finger Kōtarōs fuhren weiter über seine Haut und jagten Keiji Schauer über den ganzen Körper. Von seinem Bein über die Hüfte zu seinem Bauch, strichen seine V-Linie entlang. An dem Saum seiner Boxershorts, und ganz kurz darunter. Dann kam die Hand zur Ruhe und zog sich zurück. "Bist du komplett rasiert?"
"Hmm."
"Keiji, a-also..."
Und dann verstand der Meermann endlich, was Kōtarō meinte. "Gott, Kōtarō! Natürlich hab ich das selbst gemacht!" Die Eule entspannte sich sichtlich. Dann hob er Keiji ohne eine Vorwarnung hoch und trug ihn zum Bett, wo er ihn absetzte. Was hatte er denn jetzt vor? "Kōtarō?" Die Eule stieg zu ihm ins Bett und streckte sich aus, wobei er seinen Kopf auf Keijis Schoß legte. Er lag einfach da, und schaute ihn an. Aus großen, gelben Augen. Langsam strich der Meermann durch die zweifarbigen Haare. Er wirkt vielleicht stark, aber er ist unfassbar verletzlich. Keiji lächelte. "Tut mir leid, das war nicht klar genug formuliert." Ab jetzt würde er zweimal denken, bevor er etwas sagte. Kōtarō lächelte zurück. Der Kleinere beugte sich zu ihm herunter und gab ihm einen kurzen Kuss. Die Eule kam ihm ein Stück entgegen. Doch der kleine Kuss schien zu wenig. Kōtarō setzte sich auf, als sein Freund sich von ihm gelöst hatte, und setzte sich jetzt auf seinen Schoß. Eine Hand unter Keijis Kinn, begann er ihn erneut zu küssen, um einiges leidenschaftlicher und verlangender. Sie fielen hintenüber, doch Kōtarō hörte nicht auf. Seine Hände suchten nach dem Verschluss des Kostüms. "Ko-. Ich werde das nie wieder anziehen, besser du genießt es, solange es geht." Schmollend ließ die Eule von ihm ab. Kurz schwieg er, fragte dann aber doch: "Ko?" Keiji zuckte die Achseln. "Du wolltest einen Spitznamen. Wenn du es nicht magst, hätte ich noch Eulenkopf oder Federknäul."
Kōtarō grinste.
"Ko ist gut."
"Na dann." Keiji lächelte. "Liebe dich, Ko."
"Ich dich mehr, Arielle."

Complete my World (BokuAka)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt