Kapitel 25

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P.o.V. Kōtarō

Kōtarō war überwältigt. Er hätte nicht damit gerechnet, dass seine Familie schon jetzt so hinter ihnen stand. Er grinste die beiden Neuankömmlinge an. Die zwei hatte er auch vermisst. Washio und Sarukui. "Schön euch zu sehen." Washio nickte ihm zu, in seiner typisch stillen Art, Sarukui hob die Hand, die nicht auf Keijis Schulter lag. "Schön, dass du wieder da bist. Deinetwegen konnten wir kaum trainieren. Apropos Training, wir haben da zwei kleine, nervige Eulen, die dem Team beitreten wollen." Überrascht zog Kōtarō eine Augenbraue hoch. "Ach ja? Wer denn?" Sarukui verzog das Gesicht zu einer Grimasse. "Mein kleiner Cousin Anahori und sein bester Freund Onaga. Was denkst du?" Kōtarō biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. "Ich muss sie erst spielen sehen. Egal, darum kümmere ich mich später." Seine Freunde nickten. Kaori warf ihm einen komischen Blick zu und Keijis Augenbrauen zogen sich gefährlich zusammen. Doch er lächelte seinem Freund nur zu und streckte eine Hand aus. Der Meermann ergriff sie und ließ sich auf seinen Schoß ziehen. Er musterte die Teamkameraden kurz. "Ich bin übrigens Keiji.", stellte er sich vor. Sarukui sah ihn überrascht an. "Mit Vornamen? Gut, dann bin ich Yamato." Washio nickte ihm kurz zu. "Tatsuki." Kōtarō strich seinem Freund ein paar Strähnen aus der Stirn. "Wie siehts aus, soll ich dich ein bisschen herumführen?" Noch bevor Keiji antworten konnte, rief Kaori: "Vergiss es! Du hattest genug von ihm in letzter Zeit, lass uns auch mal. Wir möchten deinen Freund doch kennenlernen. Du kümmerst dich schön um Anahori und Onaga, die nerven uns schon die ganze Woche." Kōtarō zog eine Schnute. "Aber..."
"Ich denke auch, dass das das beste wäre.", sagte Keiji.
"Was? Soweit ist es schon, mein eigener Freund stellt sich gegen mich." Der Kleinere drehte sich ein Stück, um ihn besser anschauen zu können. "Ich stelle mich nicht gegen dich. Ich möchte nur deine Familie besser kennenlernen. Und dir ist das Team doch wichtig, also ist das die beste Möglichkeit." Kōtarō legte die Arme um den Meermann und zog ihn ein Stück weiter nach unten. "Und was,", flüsterte er ihm ins Ohr, "wenn ich Angst habe, dass mein Freund von einem Baum fällt und stirbt, sobald ich ihn aus den Augen lasse?" Einen Moment schwieg Keiji, dann drückte er sich von ihm weg. "Ist das dein Ernst?", fragte er ihn entgeistert. Kōtarō zuckte mit den Achseln. Der Gesichtsausdruck seines Freundes ließ ihn unwillkürlich lächeln. Die anderen Anwesenden, welche die beiden belustigt beobachteten, hatte er nahezu vollständig ausgeblendet. "Du bist so..." Kōtarō sah ihn neugierig an. "So was?" Keiji beugte sich herunter und hauchte so leise, dass es außer ihnen niemand hörte: "Unbeschreiblich, nervig, perfekt, süß, leicht aus der Fassung zu bringen. Und gut... danke für letzte Nacht." Er richtete sich wieder auf. Kōtarō spürte wie die glühende Hitze in seine Wangen schoss. Keiji lächelte ihn an und stand auf. Kōtarō legte den Kopf in den Nacken und einen Arm über die Augen. Er spürte die neugierigen Blicke der Anderen. "Was hast du zu ihm gesagt?" Das war Kaori gewesen. Doch Keiji antwortete nur: "Nichts besonderes. Ich war nur ehrlich." "Keiji hör auf!", rief die Eule und vergrub das Gesicht jetzt ganz in seinen Händen. Er konnte die anderen lachen hören.

P.o.V. Keiji 

Kaori führte ihn über lauter gleich aussehende Brücken (bei den ersten hatte er noch Schwierigkeiten gehabt, hatte aber inzwischen den Dreh raus), mit dem Ziel, irgendwann an einem Marktplatz herauszukommen. Nach kaum zwei Minuten hatte Keiji den Versuch sich den Weg zu merken verworfen und sich stattdessen seinen Gedanken gewidmet. Das war sie also. Die Familie seines Freundes. Nicht eine Bemerkung dazu, dass sie schwul waren, nichts darüber, dass er ein Meermann war. Sie waren echt perfekt. "Na, woran denkst du?", fragte Kaori. "Mir ist nur gerade aufgegangen, wieso Kōtarō so ist wie er ist. Ihr seid eine tolle Familie." Die junge Frau lächelte ihn offen an. "Du meinst wir. Du gehörst jetzt doch auch mit dazu." Keiji starrte sie an. Wir sind eine Familie. Was? Das war... ungewohnt. Ein warmes Kribbeln breitete sich in ihm aus. "Keiji? Alles gut?" Er blinzelte ein paar Mal und räusperte sich dann. "Ja, tut mir leid. Das hatte ich nicht erwartet und es ist... neu... für mich. Eine Familie als etwas positives zu sehen." Kaori nickte verständnisvoll. "Ist es nicht etwas vorschnell, mich als Teil der Familie zu erklären? Ich meine, vielleicht hat Kōtarō demnächst genug von mir." Kaori blieb abrupt stehen. "Keiji, ich will dir nicht drohen oder so, aber..." Sie drehte sich um und machte einen Schritt auf ihn zu, ihre Augen blitzten. Der Meermann spürte, wie sein Puls sich erhöhte. "... wenn du meinem Bruder das Herz brichst, bring ich dich um." Keiji schluckte hörbar. Kaori war noch nicht fertig. "Meine Brüder scheinen dir ausnahmslos verfallen zu sein. Und ich sage nicht, dass ich dich nicht mag, du bist ein toller Kerl, aber irgendjemand muss dir diese Predigt halten, also mache ich das. Du machst Kōtarō glücklich und er ist viel ruhiger mit dir als sonst. Du bedeutest ihm viel, und deshalb bedeutest du uns allen viel. Aber dass heißt auch, dass du ihn leicht verletzen kannst. Du kennst ihn seit einer Woche und weist noch nichts von seinen Macken. Aber er ist unfassbar verletzlich. Also sei vorsichtig mit dem, was du tust und sagst. Krigst du das hin?" Keiji nickte überrumpelt. Kaori lächelte. "Na dann. Tut mir leid, ich musste das nur klären. Die Aktion vorhin war übrigens echt cool, ich hätte nicht damit gerechnet. Komm weiter, wir haben eine Verabredung auf dem Marktplatz." Noch verwirrt folgte der Meermann ihr. "Mit wem?"
"Wir sind gleich da, schau selbst." Sie erklommen die nächste Hängebrücke und standen plötzlich auf einer gewaltigen Plattform, die auf drei riesigen Bäumen errichtet worden war. In der Mitte stand ein Brunnen, in dem fünf steinerne Eulen Wasser in das Becken spien. Woher das Wasser kam, konnte Keiji sich nicht erklären. Auf dem Beckenrand saß ein Mädchen mit kurzem, hellbraunem Haar und baumelte mit den Beinen. Ansonsten war die Plattform nahezu Menschenleer. Dafür war die Luft erfüllt von dem Flügelschlagen von mindestens zwei dutzend Eulen, die sich auf jedem freien Platz niederließen -auf dem Brunnen, dem Boden, den Dächern der Hütten, die den Marktplatz säumten. "Yukie!", brüllte Kaori so laut, dass eine Eule in ihrer Nähe sich erschrocken zu ihnen umblickte und mit einem anderen Vogel zusammenstieß. Das Mädchen auf dem Brunnen hob den Kopf und winkte ihnen fröhlich zu. Kaori zog Keiji über den Platz in Richtung des Mädchens. Dieses sprang sogleich vom Brunnen und rannte ihnen entgegen. "Schön dich kennenzulernen. Ich bin Yukie.", stellte sie sich vor. "Keiji, freut mich.", erwiderte das Meerwesen. "Herzlichen Glückwunsch dir und Kōtarō. Und viel Glück mit ihm." Irritiert zog Keiji die Augenbrauen hoch. "Irgendwie habe ich dauernd das Gefühl, alle bemitleiden mich dafür, mit ihm zusammenzusein. Gibt es da etwas, dass ich wissen sollte? Kuroo sagte etwas von einer Liste..." Kaori zog lächelnd ein kleines Büchlein aus ihrer Hosentasche. "Hier. Das sind Kōtarōs Macken. Seine Schwachpunkte, wenn du so willst." Keiji nahm das Buch an. Die Seiten waren in ordentlicher Handschrift mit Stichwörtern gefüllt. Das war eine verdammt lange Liste. Neugierig überflog er die Zeilen, bis er schließlich an einem Wort hängenblieb. "Ähhh, was ist mit Maid gemeint?" Kaori und Yukie tauschten einen Blick und begannen dann gleichzeitig diabolisch zu grinsen.

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